Getreidemärkte: Widersprüchliche Faktoren ringen um den Einfluss auf die Preise
Keinerlei Lichtblicke in verfinsterter Stimmung am heimischen Kassamarkt
Im Verlauf dieser Woche ging es mit den Weizennotierungen an der Euronext in Paris wieder bergab, Mais bewegte sich seitwärts und Raps profitierte von zwischenzeitlichen Hochs von Sojabohnen und Pflanzenöl. Keinerlei Lichtblicke können zurzeit die verfinsterte Stimmung am österreichischen Kassamarkt für Getreide, Mais und Ölsaaten aufhellen. Bestehende Kontrakte können nur mit Kampf und Krampf abgewickelt werden, und neue kommen nur spärlich, von Fall zu Fall zustande. Größtes Sorgenkind bleiben Verteuerung und Kapazitätsengpässe beim Transport.
Am internationalen Weizenmarkt ringen einander widersprechende Faktoren um den Einfluss auf die Preisbildung. Preisdrückend wirkten schwache Exportzahlen in den USA Mit Nettoverkäufen von 176.300 t in der Woche bis 9. November. Das waren 50% weniger als in der Woche zuvor und 57% weniger als der Schnitt der vorangegangenen vier Wochen. Hingegen erfreuen sich Sojabohnen aus den USA einer regen Exportnachfrage. Laut Internationalem Getreiderat IGC am Donnerstag (siehe Meldung auf aiz.info) treibe mehr Mais in den USA die globale Ernte- und Endlagerprognose gegenüber Oktober in die Höhe. Die Endlager von Weizen schrumpfen jedoch hingegen und bei Getreide insgesamt komme es auf der Welt zum siebten Lagerabbau in Folge.
Russland: Preise etwas höher - Exporte gebremst - weiterhin staatliche Eingriffe
Bei leicht steigenden Preisen, trotz voller Silos schwindender Abgabebereitschaft der Produzenten und etwas stärkerem Rubelkurs hätten sich jüngst die Ausfuhren von Weizen aus Russland eingebremst. Laut agrarzeitung.de unter Bezug auf russische Analysten wie IKAR und Sovecon erreichten die fob-Preise am Schwarzmeer-Hafen Noworossijsk dieser Tage für Weizen mit 12,5% Protein 230 bis 236 USD/t (212,00 bis 217,53 Euro), aber noch nicht den offenbar von der Regierung inoffiziell vorgegebenen Ziel-Mindestpreis von derzeit 250 USD/t (230,44 Euro). Zuvor hat es laut internationalen Agenturen geheißen, Russland habe zwar Anfang November seine Weizenexportzölle gesenkt, wolle aber trotz einer neuerlich guten Ernte und hoher Lagerbestände in der zweiten Hälfte des Wirtschaftsjahres mengenmäßige Exportrestriktionen aufrechterhalten.
Ukraine forciert Export über den Seeweg Schwarzes Meer
Die Ukraine habe ungeachtet des russischen Raketenangriffs auf ein Schiff mit Kurs auf Odessa und kurzfristig höherer Frachtraten mit britischen Assekuranzen Senkungen von Versicherungsprämien für Kriegsschäden für den Schiffsverkehr über das Schwarze Meer ausgehandelt, hieß es dieser Tage. Laut Präsident Wolodymyr Selenskyj habe sein Land über den nach Aufkündigung des Getreideabkommens entlang der Küste neu eingerichteten Schwarzmeer-Seekorridor schon 4 Mio. t Getreide auf den Weltmarkt exportieren können. Der ukrainische Agrarmarktanalyst UkrAgroConsult berichtete am Freitag, zudem spiele der rumänische Schwarzmeerhafen Constanza eine essenzielle Rolle für den Getreideexport. Demnach habe die Ukraine in den ersten zehn Monaten dieses Jahres mehr als 11 Mio. t Getreide über Constanza nach Übersee verschiffen können. Allein an den ersten fünf Novembertagen seien über Constanza vier Schiffe mit 68.050 t Weizen und eines mit 25.000 t Sonnenblumenöl abgefertigt worden. Das Gros werde auf Bargen von den ukrainischen Donauhäfen Kilia, Ismail und Reni nach Constanza verbracht - nämlich in diesen fünf Novembertagen auf 109 solcher Kähne von insgesamt 161, die in diesem Zeitraum 196.000 t ukrainisches Getreide in den benachbarten rumänischen Tiefseehafen an der Donaumündung geliefert hätten.
Ägypten braucht 2023/24 mehr Weizen und Mais vom Weltmarkt
Das US-Landwirtschaftsministerium veröffentlichte am Mittwoch eine Schätzung, Ägypten werde im laufenden Wirtschaftsjahr 12,0 Mio. t Weizen importieren müssen. Dies sind wegen einer um 6,63% kleineren Eigenproduktion 2023/24 von 8,87 Mio. t um 6,9% mehr als 2022/23. Die Regierung in Kairo habe im Jahr 2023 bisher 3,8 Mio. t Weizen von lokalen Produzenten aufgekauft. Als Anreiz, die Produktion anzukurbeln, seien die staatlichen Aufkaufspreise im Laufe des Jahres um fast 70% erhöht worden. Sie lägen zurzeit abhängig von der Qualität bei 313,80 bis 324,67 USD/t (289,24 bis 299,26 Euro). Ägypten liegt mit den 12 Mio. t Weizeneinfuhr gleichauf mit China an erster Stelle der größten Weizenimporteure der Welt. Auch an Mais werde das Land am Nil 2023/24 mehr einführen müssen - nämlich mit 6,5 Mio. t um 8,3%. Hitzestress und Insektenbefall hätten die Maisernte trotz größerer Anbaufläche dezimiert.
Widersprüchliche Faktoren wirken auf internationale Märkte
Der Weizenexport Frankreichs innerhalb des Binnenmarktes laufe nur zögerlich und die Lager schwellten an. Die Hoffnung Frankreichs ruht hingegen auf Drittlandexporten wie nach China. Die EU konnte in der Berichtswoche bis 14. November mit 253.764 t wieder etwas Terrain bei den Weichweizenausfuhren gutmachen und mit 10,806 Mio. t für die ersten 20 Wochen des Wirtschaftsjahres den Abstand zur Vorjahreslinie auf 21% verringern.
In Südamerika behindert Trockenheit die Aussaat von Sojabohnen und Mais für die zweite Ernte in Brasilien und seien jüngste Niederschläge für die Weizenerträge in Argentinien zu spät gekommen und habe zudem Frost Schäden angerichtet. Australien vermeldet den trockensten Oktober seit Jahrzehnten. Und auch in der EU - von Frankreich bis Norddeutschland - machen sich erste Befürchtungen breit, Die jüngsten intensiven Regenfälle könnten den Herbstanbau negativ beeinflussen. In Südosteuropa wie Rumänien und Bulgarien enttäuschen hingegen die Maiserträge und auch Ungarn könne trotz einer heuer deutlich größeren Maisernte nicht an den Durchschnitt der vergangenen Jahre anschließen.
Euronext: Weizen runter - Mais seitwärts und Raps mit Gewinnen
Der Schlusskurs des Weizen-Futures mit Fälligkeit Dezember an der Euronext in Paris verlor von Freitag voriger Woche bis Donnerstag von 232,25 auf 226,25 Euro/t. Seitwärts ging es in diesem Zeitraum für den Pariser März-Maiskontrakt unverändert mit 206,00 Euro/t, und einen Gewinn von 429,50 auf 438,50 Euro/t verzeichnete da der Rapsfuture zur Lieferung im Februar. Am Freitagmittag standen vor den Kursen aller drei Agrarderivate moderat negative Vorzeichen.
Keinerlei Lichtblicke in verfinsterter Stimmung am heimischen Kassamarkt
Am heimischen Kassamarkt lehnen sich zum einen die Käufer im Wissen, dass die Abgeber noch auf großen Mengen Brotweizen sitzen, und in der Hoffnung, die Preise würden noch weiter hinuntergehen, zurück. Auch bei Landwirten soll heuer noch ungewöhnlich viel Getreide in den Lägern liegen. Für spätere Termine wird das Zuwarten auch damit begründet, dass man auf sinkende Transportkosten warte. Zum anderen ist der Kampf bei der Erfüllung bestehender Kontrakte auch einer mit gestiegenen Transportkosten beziehungsweise mit dem Nichtvorhandensein von Frachtkapazitäten. Rund um die dieswöchige Notierungssitzung der Wiener Produktenbörse hieß es, die aktuellen, jüngst weiter gestiegenen Transportkosten ließen die Erfüllung von Kontrakten zum Verlustgeschäft werden.
Die Wiener Weichweizennotierungen blieben unverändert oder wurden wie für Premiumweizen mangels Umsätze ausgesetzt, Durum und Mahlroggen gaben gegenüber den Letztnotierungen nach.
Ähnlich am Maismarkt: Mangel an Frachtkapazität hemme das Geschäft wie auch die Erfüllung von Nachfrage aus Deutschland. Die Ernte ist mittlerweile nahezu fertig, die Erträge blieben unter den Erwartungen, wohingegen die Qualität Freude bereitet. Und kaum wer wolle auch auf längere Sicht Ölsaaten kaufen - außer zur kurzfristigen Ersatzdeckung von Lieferausfällen. (Schluss) pos
Am internationalen Weizenmarkt ringen einander widersprechende Faktoren um den Einfluss auf die Preisbildung. Preisdrückend wirkten schwache Exportzahlen in den USA Mit Nettoverkäufen von 176.300 t in der Woche bis 9. November. Das waren 50% weniger als in der Woche zuvor und 57% weniger als der Schnitt der vorangegangenen vier Wochen. Hingegen erfreuen sich Sojabohnen aus den USA einer regen Exportnachfrage. Laut Internationalem Getreiderat IGC am Donnerstag (siehe Meldung auf aiz.info) treibe mehr Mais in den USA die globale Ernte- und Endlagerprognose gegenüber Oktober in die Höhe. Die Endlager von Weizen schrumpfen jedoch hingegen und bei Getreide insgesamt komme es auf der Welt zum siebten Lagerabbau in Folge.
Russland: Preise etwas höher - Exporte gebremst - weiterhin staatliche Eingriffe
Bei leicht steigenden Preisen, trotz voller Silos schwindender Abgabebereitschaft der Produzenten und etwas stärkerem Rubelkurs hätten sich jüngst die Ausfuhren von Weizen aus Russland eingebremst. Laut agrarzeitung.de unter Bezug auf russische Analysten wie IKAR und Sovecon erreichten die fob-Preise am Schwarzmeer-Hafen Noworossijsk dieser Tage für Weizen mit 12,5% Protein 230 bis 236 USD/t (212,00 bis 217,53 Euro), aber noch nicht den offenbar von der Regierung inoffiziell vorgegebenen Ziel-Mindestpreis von derzeit 250 USD/t (230,44 Euro). Zuvor hat es laut internationalen Agenturen geheißen, Russland habe zwar Anfang November seine Weizenexportzölle gesenkt, wolle aber trotz einer neuerlich guten Ernte und hoher Lagerbestände in der zweiten Hälfte des Wirtschaftsjahres mengenmäßige Exportrestriktionen aufrechterhalten.
Ukraine forciert Export über den Seeweg Schwarzes Meer
Die Ukraine habe ungeachtet des russischen Raketenangriffs auf ein Schiff mit Kurs auf Odessa und kurzfristig höherer Frachtraten mit britischen Assekuranzen Senkungen von Versicherungsprämien für Kriegsschäden für den Schiffsverkehr über das Schwarze Meer ausgehandelt, hieß es dieser Tage. Laut Präsident Wolodymyr Selenskyj habe sein Land über den nach Aufkündigung des Getreideabkommens entlang der Küste neu eingerichteten Schwarzmeer-Seekorridor schon 4 Mio. t Getreide auf den Weltmarkt exportieren können. Der ukrainische Agrarmarktanalyst UkrAgroConsult berichtete am Freitag, zudem spiele der rumänische Schwarzmeerhafen Constanza eine essenzielle Rolle für den Getreideexport. Demnach habe die Ukraine in den ersten zehn Monaten dieses Jahres mehr als 11 Mio. t Getreide über Constanza nach Übersee verschiffen können. Allein an den ersten fünf Novembertagen seien über Constanza vier Schiffe mit 68.050 t Weizen und eines mit 25.000 t Sonnenblumenöl abgefertigt worden. Das Gros werde auf Bargen von den ukrainischen Donauhäfen Kilia, Ismail und Reni nach Constanza verbracht - nämlich in diesen fünf Novembertagen auf 109 solcher Kähne von insgesamt 161, die in diesem Zeitraum 196.000 t ukrainisches Getreide in den benachbarten rumänischen Tiefseehafen an der Donaumündung geliefert hätten.
Ägypten braucht 2023/24 mehr Weizen und Mais vom Weltmarkt
Das US-Landwirtschaftsministerium veröffentlichte am Mittwoch eine Schätzung, Ägypten werde im laufenden Wirtschaftsjahr 12,0 Mio. t Weizen importieren müssen. Dies sind wegen einer um 6,63% kleineren Eigenproduktion 2023/24 von 8,87 Mio. t um 6,9% mehr als 2022/23. Die Regierung in Kairo habe im Jahr 2023 bisher 3,8 Mio. t Weizen von lokalen Produzenten aufgekauft. Als Anreiz, die Produktion anzukurbeln, seien die staatlichen Aufkaufspreise im Laufe des Jahres um fast 70% erhöht worden. Sie lägen zurzeit abhängig von der Qualität bei 313,80 bis 324,67 USD/t (289,24 bis 299,26 Euro). Ägypten liegt mit den 12 Mio. t Weizeneinfuhr gleichauf mit China an erster Stelle der größten Weizenimporteure der Welt. Auch an Mais werde das Land am Nil 2023/24 mehr einführen müssen - nämlich mit 6,5 Mio. t um 8,3%. Hitzestress und Insektenbefall hätten die Maisernte trotz größerer Anbaufläche dezimiert.
Widersprüchliche Faktoren wirken auf internationale Märkte
Der Weizenexport Frankreichs innerhalb des Binnenmarktes laufe nur zögerlich und die Lager schwellten an. Die Hoffnung Frankreichs ruht hingegen auf Drittlandexporten wie nach China. Die EU konnte in der Berichtswoche bis 14. November mit 253.764 t wieder etwas Terrain bei den Weichweizenausfuhren gutmachen und mit 10,806 Mio. t für die ersten 20 Wochen des Wirtschaftsjahres den Abstand zur Vorjahreslinie auf 21% verringern.
In Südamerika behindert Trockenheit die Aussaat von Sojabohnen und Mais für die zweite Ernte in Brasilien und seien jüngste Niederschläge für die Weizenerträge in Argentinien zu spät gekommen und habe zudem Frost Schäden angerichtet. Australien vermeldet den trockensten Oktober seit Jahrzehnten. Und auch in der EU - von Frankreich bis Norddeutschland - machen sich erste Befürchtungen breit, Die jüngsten intensiven Regenfälle könnten den Herbstanbau negativ beeinflussen. In Südosteuropa wie Rumänien und Bulgarien enttäuschen hingegen die Maiserträge und auch Ungarn könne trotz einer heuer deutlich größeren Maisernte nicht an den Durchschnitt der vergangenen Jahre anschließen.
Euronext: Weizen runter - Mais seitwärts und Raps mit Gewinnen
Der Schlusskurs des Weizen-Futures mit Fälligkeit Dezember an der Euronext in Paris verlor von Freitag voriger Woche bis Donnerstag von 232,25 auf 226,25 Euro/t. Seitwärts ging es in diesem Zeitraum für den Pariser März-Maiskontrakt unverändert mit 206,00 Euro/t, und einen Gewinn von 429,50 auf 438,50 Euro/t verzeichnete da der Rapsfuture zur Lieferung im Februar. Am Freitagmittag standen vor den Kursen aller drei Agrarderivate moderat negative Vorzeichen.
Keinerlei Lichtblicke in verfinsterter Stimmung am heimischen Kassamarkt
Am heimischen Kassamarkt lehnen sich zum einen die Käufer im Wissen, dass die Abgeber noch auf großen Mengen Brotweizen sitzen, und in der Hoffnung, die Preise würden noch weiter hinuntergehen, zurück. Auch bei Landwirten soll heuer noch ungewöhnlich viel Getreide in den Lägern liegen. Für spätere Termine wird das Zuwarten auch damit begründet, dass man auf sinkende Transportkosten warte. Zum anderen ist der Kampf bei der Erfüllung bestehender Kontrakte auch einer mit gestiegenen Transportkosten beziehungsweise mit dem Nichtvorhandensein von Frachtkapazitäten. Rund um die dieswöchige Notierungssitzung der Wiener Produktenbörse hieß es, die aktuellen, jüngst weiter gestiegenen Transportkosten ließen die Erfüllung von Kontrakten zum Verlustgeschäft werden.
Die Wiener Weichweizennotierungen blieben unverändert oder wurden wie für Premiumweizen mangels Umsätze ausgesetzt, Durum und Mahlroggen gaben gegenüber den Letztnotierungen nach.
Ähnlich am Maismarkt: Mangel an Frachtkapazität hemme das Geschäft wie auch die Erfüllung von Nachfrage aus Deutschland. Die Ernte ist mittlerweile nahezu fertig, die Erträge blieben unter den Erwartungen, wohingegen die Qualität Freude bereitet. Und kaum wer wolle auch auf längere Sicht Ölsaaten kaufen - außer zur kurzfristigen Ersatzdeckung von Lieferausfällen. (Schluss) pos
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