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München, 5. Dezember 2023 (aiz.info)

Studie: Entkoppelte Direktzahlungen steigern Produktivität in der Landwirtschaft

Agrarökonomen der Technischen Universität München analysieren GAP-Förderungen

Von der Produktion entkoppelte Direktzahlungen machen landwirtschaftliche Betriebe produktiver. Zu diesem Schluss kommen Agrarökonomen der Technischen Universität München (TUM), die in ihrer Studie französische und britische Ackerbaubetriebe miteinander verglichen. Die beiden Länder entkoppelten die Direktzahlungen in unterschiedlichem Tempo: Während Großbritannien schon ab 2005 vollständig entkoppelte, startete Frankreich erst ein Jahr später und behielt bis 2010 den maximal möglichen Anteil an gekoppelten Zahlungen. Wie die Untersuchungen weiter zeigen, blieben die Umweltauswirkungen trotz höherer Produktivität durch entkoppelte Direktzahlungen auf vergleichbarem Niveau.

Laut den TUM-Agrarökonomen Philipp Mennig und Johannes Sauer orientieren sich Landwirt:innen bei entkoppelten Prämien erfolgreich am Marktgeschehen und ergreifen verstärkt Entwicklungsmöglichkeiten. Die Ergebnisse zeigen, dass die gesteigerte Produktivität vor allem auf Skaleneffekte und die verstärkte Nutzung technischer Neuerungen zurückzuführen ist.

Obwohl die Produktivität stieg, blieben die Umweltauswirkungen auf einem ähnlichen Niveau wie vor der Entkopplung. "Eine Steigerung der Produktivität kann durchaus umweltneutral erfolgen, sie ist nicht per se mit einer Intensivierung der Produktion verbunden", so Mennig. Ein weiterer Effekt war, dass Landwirte ihre Betriebe durch die Entkopplung diversifizierten. Eine mögliche Ursache hierfür ist, dass sie ihre Betriebe auf mehr Standbeine stellten, um das marktbedingt höhere Preisrisiko abzumildern. Ein weiterer Erklärungsansatz ist, dass Landwirte vermehrt außerlandwirtschaftliches Einkommen erwirtschafteten.

Förderungen: Entkopplung als Schlüssel zu effizienter Ressourcennutzung

Die Analyse zeigt auf, was Entscheidungsträger künftig bei agrarpolitischen Reformen beachten sollten. Demnach identifizieren Landwirte erfolgreich die passende Ausrichtung für ihren Betrieb und nutzen dadurch Ressourcen effizient. "Dies ist insofern relevant, weil eine effiziente Ressourcennutzung bei knapper werdenden Ressourcen sowie eine Steigerung der Produktivität im Agrarbereich auf globaler Ebene unerlässlich sind, um die wachsende Weltbevölkerung zu ernähren und ausreichend Rohstoffe für die Bioökonomie bereitzustellen", so Mennig weiter. Gekoppelte Direktzahlungen behinderten hingegen, dass landwirtschaftliche Güter mit möglichst optimalem Ressourceneinsatz hergestellt werden.

Auch geben die Ergebnisse Aufschluss darüber, wie die GAP hinsichtlich nachhaltiger Landwirtschaft weiterentwickelt werden könnte. "Wenn Agrarumweltmaßnahmen gefördert werden, ist dies derzeit häufig an bestimmte Produktionspraktiken geknüpft. Sie entfalten dadurch jedoch nicht ihr volles Potenzial. Mehr Flexibilität und Ergebnisorientierung bei den Maßnahmen könnte künftig dafür sorgen, dass Landwirte Ökosystemdienstleistungen entsprechend der Nachfrage am Markt produzieren. Das Wissen darüber, wie die Märkte für Umweltgüter gestaltet werden könnten, ist aktuell jedoch noch begrenzt", so die Wissenschafter.

Forscher verglichen Auswirkungen der Agrarpolitik "umfassend"

Die Studie ist laut den Forschern die erste ihrer Art, die die Vielfalt der Betriebe berücksichtigt, ihre Leistung ganzheitlich hinsichtlich ökologischer und ökonomischer Kriterien beurteilt und über ein klar festgelegtes Alternativszenario verfügt. Menning und Sauer verwendeten für ihre Analyse Paneldaten, die beispielsweise betriebsspezifische Informationen zu den erzeugten landwirtschaftlichen Gütern und dem Betriebsmitteleinsatz, aber auch sozioökonomische Kennzahlen wie Alter, Ausbildung und Haushaltseinkommen der Betriebsleiter enthielten. Diese umfassten den Zeitraum 2003 bis 2008. Auf dieser Basis verglichen sie ähnlich strukturierte französische und englische Betriebe miteinander.

Die Studie wurde kürzlich in Applied Economics unter dem Titel "Revisiting the impact of decoupled subsidies on farm performance: a counterfactual analysis using microdata" veröffentlicht. (Schluss)

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