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Wien, 6. Dezember 2023 (aiz.info)

Expert:innnen diskutieren Chancen von Bio-Pflanzenschutzmitteln

Biologicals sind wichtige Ergänzung in integrierter Produktion - Wirkung ist bei großem Schaderregerdruck jedoch eingeschränkt

Beim jüngsten Kamingespräch, zu dem die IndustrieGruppe Pflanzenschutz (IGP) geladen hatte, diskutierten Expertinnen und Experten Chancen und Grenzen von Bio-Pflanzenschutzmitteln in der Landwirtschaft. "Die EU-Agrarpolitik setzt im Pflanzenschutz zwar auf Alternativen, aber es herrscht viel Unwissenheit bei den tatsächlichen Möglichkeiten und Grenzen von Biologicals", erklärte IGP-Obmann Christian Stockmar gleich zu Beginn. Zudem brauche es Anpassungen in drei Bereichen, um die Innovationskraft der Hersteller von biologischen Pflanzenschutzmitteln nutzen zu können.
 
"Die EU sollte Forschung und Entwicklung fördern sowie die Bewertung und Zulassung an neue Wirkstofftypen anpassen. Im Bereich der Landwirtschaft braucht es EU-weit eine umfassende Aus- und Weiterbildung sowie Beratung der Betriebe, um den Nutzen, die Einsatzmöglichkeiten und die Grenzen von Biologicals zu vermitteln. Wichtig ist zudem eine ganzheitliche Betrachtung des Pflanzenbaus, denn Biologicals sind nur ein einzelner Baustein der integrierten und biologischen Produktion", führte Stockmar aus.
 
Die Hersteller von Pflanzenschutzmitteln hätten die Herausforderungen des Green Deals angenommen und investieren bis 2030 insgesamt 14 Mrd. Euro in die Entwicklung von modernen Technologien und biologischen Pflanzenschutzmitteln. "Das ist unser Beitrag zu einer zukunftsfitten und nachhaltigen landwirtschaftlichen Produktion. Aber es bedarf gemeinsamer Anstrengungen, die durch eine Agrarpolitik des Ermöglichens gefördert werden sollen und so eine Landwirtschaft der Chancen auf den Weg bringen", betonte Stockmar.
 
Chance liegt bei Kombination unterschiedlicher Methoden
 
Neben einer guten landwirtschaftlichen Praxis, der Pflanzenzüchtung sowie Monitoring- und Prognosesystemen können Biologicals einen wichtigen Beitrag zu einer ressourcenschonenden Landwirtschaft leisten. Dazu zählen biologische Pflanzenschutzmittel (Biocontrols), die gegen Schaderreger eingesetzt werden und Mikroorganismen, Pheromone sowie Biochemikalien (z.B. Extrakte oder Mineralien) umfassen. Ihre Anwendung wird in der Pflanzenschutzmittel-Verordnung 1107/2009 geregelt.
 
Biostimulanzien werden zur Stärkung der Pflanzen gegen Stress durch u.a. Wetter oder Bodenverhältnisse eingesetzt und unterliegen der Düngeprodukte-Verordnung 2019/1009. Sie stimulieren natürlich ablaufende Prozesse der Pflanzen und ihrer Umgebung und verbessern die Nährstoffaufnahme, Qualitätsmerkmale und das Bodenleben. So wirken sie beispielsweise positiv auf das Pflanzenwachstum der Kartoffel in Hitzephasen.
 
Schließlich zählen dazu Makroorganismen wie Nematoden oder Insekten, die im Pflanzenschutzmittelgesetz 2011 verortet sind.
 
Biologicals sind von der Natur abgeleitet
 
"Biologicals sind von der Natur abgeleitete oder inspirierte Produkte zum Schutz und zur Stärkung der Pflanze", so Experte Paul Krennwallner. Er ging auf biologische Pflanzenschutzmittel im Speziellen ein: "Die Wirkstoffe in diesem Bereich durchlaufen denselben Entwicklungsprozess wie jene für die integrierte Produktion - von der Charakterisierung der Einzelsubstanz weiter zur Konzeptionierung über die Feldversuche bis hin zur Registrierung. Das Zulassungsverfahren ist auch für Biocontrols eine große Hürde, die sich auf die Innovationskraft der Branche und bei den verfügbaren Lösungen für die Betriebe auswirkt."
 
Biocontrols hätten zwar günstige Umwelteigenschaften, würden aber der Einschränkung unterliegen, dass sie bei großem Schaderregerdruck keine ausreichende und langanhaltende Wirkung entfalteten sowie einer präziseren und aufwändigeren Planung bedürften. Das führe insgesamt zu mehr Aufwand und damit höheren Produktionskosten. "Biocontrols können ihre Vorteile vor allem in Kombination mit konventionellen Pflanzenschutzmitteln entfalten. Sie reduzieren das Gesamtrisiko und tragen zu einer sinnvollen Ergänzung und zur Reduktion konventioneller Pflanzenschutzmittel bei. Das sorgt auch bei den Konsumenten für mehr Akzeptanz", unterstrich Krennwallner. (Schluss)
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