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Wien, 12. Mai 2023 (aiz.info)

Erlösanteil der Landwirtschaft an den Endverbraucherpreisen ist verschwindend gering

Anteil von 2 Cent an einer Semmel, 25 Cent an 1 kg Brot und 40 Cent an einem Schweinsschnitzel

Graz, 12. Mai 2023 (aiz.info). Die Landwirtschaftskammer (LK) Steiermark hat für einige beliebte Lebensmittel und Getränke den Erlösanteil der Landwirtschaft an den Endverbraucherpreisen aufgelistet. Dieser fällt in allen Fällen verschwindend klein aus. So erhält die Bäuerin oder der Bauer für Weizen, der in einer Semmel enthalten ist, nicht mehr als 2 Cent - das sind 6,1% am durchschnittlichen Verbraucherpreis von 32 Cent. Bei 1 kg Mischbrot bleiben der Landwirtschaft gerade einmal 25 Cent oder 8,4% des durchschnittlichen Endverbraucherpreises von 2,91 Euro. Bei einem im Restaurant verzehrten Schweinsschnitzel mit einem durchschnittlichen Verbraucherpreis von 14,36 Euro beträgt der Bauernanteil magere 40 Cent oder 3%. Bei einem Verbraucherpreis von 1,60 Euro für 1 Liter Milch erhalten die Landwirt:innen lediglich 56 Cent (35%), im Handel kostet sie oft das Dreifache.
 
Bei Äpfeln mit einem Verbraucherpreis von 2,12 Euro pro kg und einem durchschnittlichen Erzeugerpreis von 0,35 Euro beträgt der Bauernanteil sehr bescheidene 16,5%. Für eine kostendeckende Produktion müsste aufgrund der Teuerung bei Energie, Pflanzenschutz, Dünger und Löhne der Bauernanteil 70 Cent betragen. Für die Braugerste in einem Krügerl Bier (4,40 Euro) bekommt die Landwirtschaft mit kargen 3,4 Cent weniger als 1%. Vom Verkaufspreis (160 Gramm/3,80 Euro), der für Pommes frites bezahlt wird, kosten die Erdäpfel, mit denen diese hergestellt werden, 3,2 Cent - das ist ebenfalls weniger als 1% (Quellen für alle Zahlen aus dem Jahr 2022: LK Österreich, Statistik Austria und Eurostat).
 
Der Anteil der Landwirtschaft an den Endverbraucherpreisen ist oft verschwindend klein. Dazu kommt, dass die landwirtschaftlichen Erzeugerpreise in den vergangenen Monaten wieder gesunken sind, wovon aber an der Supermarktkassa kaum etwas zu spüren ist. "Die Gewinne bleiben ganz woanders hängen", sagt LK Steiermark-Präsident Franz Titschenbacher und verlangt volle Transparenz in der Wertschöpfungskette: "Das gesamte System der Preisbildung bei den Lebensmitteln muss genau durchleuchtet, die tatsächlichen Preistreiber müssen ermittelt werden und aufbauend darauf sind zielgerichtete Schritte zu setzen."
 
Beispiele Semmel und Brot: Wer profitiert von den gestiegenen Preisen?
 
Eine zusätzliche nicht durch höhere Weizenpreise nachvollziehbare Teuerung von 24% bei Semmeln und von 20% bei Brot gab es zwischen Jänner 2021 und Dezember 2022. Durch die damalige Verdoppelung des Weizenpreises ist ein höherer Semmelpreis von 2,4 Cent - von 0,26 Euro auf 0,284 Euro - nachvollziehbar, rechnet die LK Steiermark vor. Tatsächlich aber ist der durchschnittliche Semmelpreis auf 0,35 Euro geklettert. Bei Mischbrot ist laut der Interessenvertretung rohstoffbedingt ein Preisanstieg um 15 Cent - von 2,44 Euro auf 2,59 Euro je kg - nachvollziehbar. Tatsächlich ist der Verbraucherpreis für Mischbrot aber im Schnitt auf 3,11 Euro gestiegen. Es stellt sich die Frage, welche Umstände neben Energie, Löhnen, Logistik/Transport die Preise getrieben haben?
 
Landwirtschaft hat verschwindend geringen Anteil an Lebensmittelpreisen
 
"Die Landwirtschaft braucht Fairness in der Wertschöpfungskette und einen dauerhaft größeren, kostengerechten Wertschöpfungsanteil, um die Herstellung von agrarischen Rohstoffen bei immer mehr und ständig steigenden Auflagen abzusichern", sagt Titschenbacher. Aufgrund hoher Kosten und niedriger Erlöse seien die Bäuerinnen und Bauern wieder massiv unter Druck.
 
Höchste Supermarkt-Dichte in Europa
 
Zu hinterfragen ist jedenfalls auch, so Titschenbacher, ob es notwendig ist, das ohnehin engmaschige Filialnetz an Supermärkten in Österreich weiter auszubauen. Österreich hat die höchste Anzahl an Supermärkten pro 100.000 Einwohner in der EU - um 50% mehr als in Deutschland. "In Österreich haben wir 60 Lebensmittelgeschäfte pro 100.000 Einwohner, in Deutschland sind es 40. Je mehr Märkte, desto teurer, und das zahlen am Ende auch die Konsument:innen", veranschaulicht der LK Steiermark-Präsident. (Quelle: OpenStreetMap 2023/Österreichische Hagelversicherung).
 
Leistbare Lebensmittel durch sichere heimische Versorgung
 
Eine ausreichende Lebensmittelproduktion im Inland sei ein wichtiger Hebel für leistbare Lebensmittel. Dazu brauche es ein Bekenntnis zur heimischen Landwirtschaft. Titschenbacher: "Überzogene Auflagen und Einschränkungen in der Produktion können zu einem geringeren Angebot und damit zu höheren Preisen führen. Deshalb ist alles daran zu setzen, eine sichere heimische Versorgung aufrechtzuerhalten." (Schluss) APA OTS 2023-05-12/12:00
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