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Wien, 20. Jänner 2023 (aiz.info)

Notierungen und Preise an internationalen Getreidemärkten geben weiter nach

Gedrückte Stimmung am heimischen Markt - Marktanteile verloren

An den internationalen Märkten geht es mit den Preisen von Weizen, Mais und vor allem Raps weiter bergab. Es überwiegt das Gefühl einer reichlichen Versorgung. Die Angst, die Versorgung vom Schwarzen Meer könne ausbleiben, verfliegt. Im Gegenteil, aus dieser Region drängen große Mengen zu sehr niedrigen Preisen auf den Weltmarkt. Dazu kam jüngst auch eine Entspannung der Dürresituation in Argentinien und in den USA. Rege Weizenimporte Chinas und Exporte Frankreichs treten daneben in den Schatten - ebenso wie die Gefahr von Auswinterungen in Russland in extremen Frostnächten ohne schützende Schneedecke sowie die noch immer nicht abgeschlossenen Erntearbeiten in der Ukraine. Am österreichischen Kassamarkt ist die Stimmung verbreitet gedrückt - insbesondere bei jenen Marktteilnehmern im Erfassungshandel, die Rohstoff teuer eingekauft haben und nunmehr mit Preisgeboten der Verarbeiter konfrontiert sind, die ihnen Schmerzen bereiten. 
 
Denn Mühlen und andere Industrie würden ihre Geldkurse an den sinkenden internationalen Kursen orientieren und nicht mehr bereit sein, die zuletzt etwa für Brotweizen verlangten ungewöhnlich hohen Qualitätsaufschläge auf die Terminmarktnotierungen zu akzeptieren. 
 
Heimische Getreidewirtschaft verliert Marktanteile
 
Dies bremse das Geschäft - auch mit Italien, wo Mühlen jüngst ungeachtet von allfälligen Qualitätsrisiken vermehrt auf ungarische oder rumänische Weizen im Bereich von 14% Protein und mehr zurückgriffen, weil diese jüngst deutlich billiger angeboten worden seien. Wie es hierzulande heißt, habe die heimische Getreidewirtschaft durch die Einschränkung der Verarbeitungstätigkeit und durch Importe mittlerweile schon Marktanteile verloren. Laut jüngstem AMA-Marktbericht ist im Zeitraum Juli bis November 2022 die gesamte Vermahlung österreichischer Mühlen im jahresabstand von 351.703 t um 4,3% auf 336.561 t zurückgegangen, davon die von Weichweizen von 272.435 t um 5,2% auf 258.331 t und die von Roggen gar um 9,9% von 40.825 t auf 36.764 t.
 
Vor diesem Hintergrund notierte die Wiener Produktenbörse am Mittwoch dieser Woche lediglich vereinzelt zustande gekommene Umsätze mit Brot- und Futtergetreide deutlich niedriger als zuletzt. Weiterhin scheint auch eine rege Importtätigkeit am Kursblatt auf. Dabei merken Beobachter den großen Preisabstand von inländischem Futtermais, dessen Notierung als einzige stieg, zu Lieferungen von Industriemais aus dem EU-Raum an.
 
Schwarzmeer-Getreideabkommen - Kritik an schleppender Abfertigung von Schiffen
 
Dieser Tage kritisierte unter anderem auch die UNO die schleppende Umsetzung des Getreideabkommens zu den Exportkorridoren über das Schwarze Meer. Aus europäischen Getreidehandelskreisen ist dazu zu vernehmen, Schiffe hätten bei Fahrten über das Schwarze Meer bei den Kontrollen durch die Vertragsparteien Russland, Ukraine und Türkei Wartezeiten von rund einem Monat hinzunehmen - nämlich bis zu 25 Tage bei der Einfahrt in das Schwarze durch den Bosporus und etwa fünf Tage bei der Ausfahrt. Zwar liege auf der Hand, dass Schiffe mit Zielhäfen in der Ukraine besonders akribisch darauf kontrolliert werden, keine Waffen zu schmuggeln, doch wähnen Marktteilnehmer auch Korruption als Ursache der schleppenden Abfertigung. (Schluss) pos
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