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Wien, 6. Oktober 2023 (aiz.info)

Schwarzmeer-Exporte der Ukraine auch hierzulande im Fokus der Märkte

Ernten Russlands, der Ukraine und USA nach oben und die der EU nach unten revidiert

Berichte, die Ukraine exportiere über das Schwarze Meer bis zu 1 Mio. t Mais nach China ließen diese Woche die Märkte auch hierzulande aufhorchen. Man hofft nun auf weniger Mengendruck aus der Ukraine über den Landweg in den EU-Raum - zumal Österreich schon aus eigener Produktion eine reichliche Körnermaisernte erwarte. Obwohl die Ukraine von einer zunehmenden Anzahl von Schiffen berichtet, die ihre Schwarzmeerhäfen zur Aufnahme von Getreidelieferungen ansteuerten, bleibt ungewiss, ob Russland dagegen militärisch vorgehen werde. So gab es Gerüchte über Begegnungen von Handelsschiffen mit Treibminen und hält die Bombardierung der Donauhäfen an.
 
Indes habe die Ukraine in Streitschlichtungsgesprächen vor einem WTO-Panel gegen die Einfuhrverbote ihrer Nachbarländer Polen, Ungarn und Slowakei ein Exportlizenzverfahren vorgeschlagen und mit Polen und Litauen eine Einigung über einen beschleunigten Transit von Getreide in Ostseehäfen erzielt haben, ohne aber, dass die unliateralen Importverbote dieser Länder aufgehoben worden wären. 
 
Aus Russland kamen jüngst Anzeichen, dass Exporteure zunehmend dem Druck der Regierung auf die Einhaltung von Mindest-Exportpreisen in Richtung von 270 USD/t (256,51 Euro) fob nachgeben würden, wodurch sich der Verfall der Exportpreise bei etwa 235 USD/t (223,26 Euro) eingebremst habe. Wiewohl sich dadurch das künftige Exporttempo verlangsamen dürfte, laufen die Verladungen alter Kontrakte nach wie vor auf Hochtouren in Größenordnungen von wöchentlich mehr als 1 Mio. t Weizen. 
 
Ernten Russlands, der Ukraine und USA nach oben und die der EU nach unten revidiert
 
Jüngste Ernteschätzungen gehen nun von einer russischen Weizenproduktion in der Größenordnung von 90 Mio. t aus, nachdem man zuletzt bis zu 85 Mio. t erwartet hat. Wiewohl Russland neuerlich eine Riesenernte einfährt, verfehle es den Rekord des Vorjahres und seien auch die Lagerstände niedriger. Auch die Ukraine habe mit fast 22 Mio. t über Erwarten viel Weizen eingefahren. Ebenso setzte das US-Landwirtschaftsministerium USDA diese Woche die Prognose für die Weizenproduktion der USA auf 49,31 Mio. t - um 2,11 Mio. t mehr als kürzlich im jüngsten WASDE-Bericht - hinauf und berichtete von einem höheren Lagerstand als im Vorjahr. Der EU-Getreidehandelsverband Coceral senkte indes seine Ernteprognosen für die EU-27 und das Vereinigte Königreich noch weiter (Siehe auf aiz.info: Coceral senkt die Ernteschätzungen 2023 für Europa neuerlich).
 
Gleichzeitig wurde ein seltenes Weizenexportgeschäft der USA mit China über 220.000 t bekannt, wobei aber die Nettoverkäufe der USA in der Berichtswoche bis 28. September mit 273.100 t Weizen schwach blieben. Besser lief in dieser Berichtswoche die Maisausfuhr aus den USA auf den Weltmarkt mit Nettoverkäufen von 1,816 Mio. t. Von zuvor 27% auf 24% konnte die EU in der 14. Woche des Wirtschaftsjahres (Woche bis 1. Oktober) ihren Rückstand im Weichweizenexport gegenüber dem Vorjahr verringern, brachte es aber auch nur auf 191.644 t Ausfuhren in dieser Woche. 
 
An der Euronext in Paris behauptete sich der Schlusskurs von Mahlweizen zur Lieferung im Dezember von vergangenem Freitag bis Donnerstag dieser Woche mit einem Verlust von 0,25 Euro auf 235,25 Euro/t nach einem Auf und Ab nahezu. Die Schlusskurse von Mais mit Fälligkeit November gaben in diesem Zeitraum von 205,25 auf 205,00 Euro/t nach, und jene des November-Rapskontrakts verloren sogar von 442,50 auf 424,50 Euro/t. 
 
Österreich: Stille am Weizen- und Körnermais-Markt - Maismarkt neu beurteilt
 
Am österreichischen Kassamarkt für Brotgetreide und Trockenmais herrscht nach wie vor Stillstand. Die gute Rohstoffdeckung der Verarbeiter und ausreichend Lagerraum bei den Anbietern ließen laut Branchenkennern zurzeit weder Kauf- noch Verkaufsdruck aufkommen. Schon die Auslieferung bestehender Kontrakt bereite wegen der schwierig zu organisierenden und knappen Logistikkapazitäten Probleme. Ein Mix aus hohen Treibstoff- und Mautkosten, Mangel an LKW-Fahrern und wegen der mauen Wirtschaftslage an Retourfrachten führe zu diesen Engpässen. Dabei gelte der Getreidetransport für die Frächter auch nicht als das lukrativste Geschäft, wobei aber große Mengen Getreide auf ihren Abtransport warteten. Am Wiener Kursblatt verblieb am Mittwoch dieser Woche lediglich Qualitätsweizen, dessen ungewöhnlich hohe Qualitätsprämien noch einen weiteren Tick auf 270 bis 285 Euro/t hinaufgesetzt wurden. 
 
Von Brotweizenlieferungen aus östlichen Nachbarländern in Richtung West- und Südeuropa wird ein ungewöhnlich hoher Besatz mit lebendigen Schädlingen kolportiert. Offenbar, so mutmaßt man, habe Druck durch hohe Kosten die Lagerhalter bei der Gesunderhaltung ihres Getreides sparen lassen.
 
Für Aufhorchen und eine Neubeurteilung der Aussichten für den heimischen Markt sorgen sollen das Anlaufen von Maislieferungen über den Seeweg aus der Ukraine nach China und Hoffnungen der Ukrainer auf eine Fortsetzung dieses Handelsstroms. Man gehe nun von weniger Mengendruck aus der Ukraine über den Landweg in den EU-Raum aus - zumal Österreich schon aus eigener Produktion eine reichliche Körnermaisernte erwarte. Noch habe man es aber nicht eilig und lasse die Bestände - wegen der gegenüber den garantierten Mindestpreisen von Nassmais vergleichsweise niedrig angesetzten Preisgebote für Trockenmais - noch weiter am Stamm trocknen. Dies spare gleichzeitig Trocknungskosten. Aus der Nassmaisernte werden schon Feuchtigkeitsgehalte unter 25% berichtet. (Schluss) pos
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