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Wien, 15. September 2023 (aiz.info)

Russland drückt weiterhin die Preise auf den internationalen Weizenmärkten

Spannung in EU um Verlängerung oder Auslaufen von Importstopps in Frontline-Staaten

Russland bestimmt weiterhin das Geschehen auf den internationalen Weizenmärkten, indem es die Preise drückt und den Mitbewerb dadurch aus dem Markt zu drängen versucht. In der EU wurde mit Spannung erwartet, wie sich die fünf Frontline-Staaten in Nachbarschaft zur Ukraine verhalten werden, sollte die EU-Kommission den temporären Importstopp für bestimmte ukrainische Agrarprodukte wie Getreide tatsächlich nicht über Freitag, den 15. September, hinaus verlängern. Ungarn und Polen kündigten im Vorfeld an, die Importverbote - sogar für eine größere Gruppe von Produkten - auf alle Fälle auch unilateral zu verlängern und die Slowakei könnte sich dem anschließen. Interessant werde dann, wie die Brüsseler Behörde in der Folge den einheitlichen EU-Rechtebestand durchsetzen werde. Bulgarien hingegen beschloss, den Importstopp aufzuheben und Rumänien äußerte sich dahingehend, der Beschlusslage der EU-Kommission Folge zu leisten. 
 
Offizielle Linie der Europäischen Kommission war zwar bis zuletzt, den Importstopp für die ukrainischen Agrarprodukte in die fünf Frontline-Staaten am 15. September auslaufen zu lassen, doch sprach sich Agrarkommissar Janusz Wojciechowski in jüngster Vergangenheit dementgegen wiederholt für eine Verlängerung bis Jahresende 2023 aus. Beobachter vermuten, der polnische Kommissar wolle damit im Vorfeld von Wahlen in seiner Heimat Landwirteforderungen wegen Marktstörungen durch Importe aus der Ukraine entgegenkommen. Dass Bulgarien aus der Linie der Frontline-Staaten ausschwenkt wird auch damit interpretiert, dass das Land über große Verarbeitungskapazitäten für Ölsaaten verfüge und zu deren Auslastung beziehungsweise Versorgung mit günstigem Rohstoff an Lieferungen aus der benachbarten Ukraine interessiert sei.
 
Der diese Woche veröffentlichte Monatsbericht WASDE des US-Landwirtschaftsministeriums zu den weltweiten Versorgungsbilanzen fiel zwar für den Weizen bullish aus und ebenso sendeten zunehmende Kampfhandlungen im Ukraine-Krieg sowie neue Ernteprognosen für Argentinien und die EU eher positive Preissignale aus. Doch kamen die Exportgeschäfte der EU und der USA durch den Preisdruck aus Russland nicht in die Gänge und gelingt es Russland auch nicht, mit den Bomdardements der Exportinfrastruktur der Ukraine im Donaudelta, deren Ausfuhrtätigkeit zu unterbinden. Für Mais und Sojabohnen sandte der WASDE ohnehin negative Preissignale aus. Somit befestigte sich der Schlusskurs des Mahlweizens zur Lieferung im Dezember an der Euronext in Paris vom vorigen Freitag bis zum Donnerstag dieser Woche von 236,25 Euro auf 242,00 Euro/t. Der Pariser November-Maiskontrakt entwickelte sich in diesem Zeitraum von 212,50 Euro auf 214,00 Euro/t und jener von Raps von 449,00 Euro auf 446,25 Euro/t.
 
Österreich: Spätere Brotweizen-Termine diskutiert - Logistik bremst Griechenland-Geschäft
 
Nachdem sich die Mühlen in Österreich in den vergangenen Wochen für die vorderen Termine mit Brotgetreide eingedeckt haben, werden nun laut Marktteilnehmern auch schon spätere Termine von Dezember 2023 bis März kommenden Jahres diskutiert und Abschlüsse getätigt. Offensichtlich habe sich eine gewisse Abgabebereitschaft breitgemacht. Damit konnte sich gegenüber den Letztnotierungen im August Mahlweizen in Wien am Mittwoch dieser Woche an der Wiener Produktenbörse stabil halten und Brotroggen etwas zulegen, wohingegen Qualitätsweizen jüngste Gewinne wieder abgab.
 
Eine Nachdenkpause mit nur verhaltener Nachfrage nach Mahlweizen hätten italienische Mühlen eingelegt. Offensichtlich sehe man sich billigere Alternativen aus Österreichs östlichen Nachbarländern an, ob deren Backeigenschaften auch ausreichend seien. Nachfrage hingegen sei aus Griechenland gekommen, wo die Überschwemmungen große Mengen an Getreide, vor allem Mais, vernichtet hätten. Abschlüsse seien aber am Mangel an Logistikkapazitäten gescheitert. Nunmehr wende sich Griechenland insbesondere der Ukraine als Lieferant zu.
 
Verhalten bleibe die Abnehmerseite auch am Maismarkt, heißt es. Man blicke hierzulande und in der Nachbarschaft einer guten Ernte entgegen und habe es zu den aktuellen Briefkursen nicht eilig, einzukaufen. Diese Woche startete die Nassmaiskampagne, wobei deutlich niedrigere Preise als im Vorjahr kolportiert werden.
 
Sprunghaft kämen und verschwänden wieder Quotierungen regionaler Verarbeiter von Ölsaaten und koppelten sich zudem schwer nachvollziehbar von den Terminmärkten ab. Dies nährt Gerüchte in der Branche, dass namhafte Käufe ukrainischer Ware getätigt würden. (Schluss) pos
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