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Linz, 6. November 2025 (aiz.info)

Aktuelle EU-Studie bestätigt: GAP sorgt für leistbare Lebensmittelpreise

Umweltauswirkungen der Produktion werden reduziert

Eine aktuelle Studie der gemeinsamen Forschungsstelle der EU-Kommission (Joint Research Centre) unter dem Titel Scenar 2040 lässt mit überraschenden Ergebnissen zur Weiterentwicklung der Gemeinsamen Agrarpolitik aufhorchen. Darin wird insbesondere bestätigt, dass mit einer verstärkten Förderung von Produktivität und Investitionen in der Landwirtschaft ein entscheidender Beitrag zur Senkung von Lebensmittelpreisen und zur weiteren Verbesserung der EU-Handelsbilanz geleistet werden kann. Bei einem verstärkt umweltorientierten Szenario würde sich bei einer globalen Betrachtung aufgrund des Phänomens der Emissionsverlagerung die Umweltbelastung pro Produktionseinheit sogar erhöhen. Beim nur hypothetischen Szenario einer Abschaffung der GAP würde die EU-Lebensmittelproduktion erheblich zurückgehen und die Preise für Konsumentinnen und Konsumenten stark ansteigen, was insbesondere ärmere Haushalte massiv belasten würde.

„Die aktuelle Studie bestätigt die absolute Unverzichtbarkeit einer gemeinsamen EU-Agrarpolitik nicht nur für Bäuerinnen und Bauern, sondern auch für die Konsumentinnen und Konsumenten sowie für Umwelt- und Klima. Vor diesem Hintergrund sind die von der EU-Kommission vorgelegten Vorschläge für starke Kürzungen in der EU-Agrarfinanzierung sowie eine verstärkte Renationalisierung der Agrarpolitik noch unverständlicher. Vielmehr braucht es die Fortsetzung produktionsintegrierter Umweltmaßnahmen, wie sie in der aktuellen Agrarpolitik, insbesondere mit dem Agrarumweltprogramm ÖPUL verfolgt werden. Die EU-Kommission ist daher gefordert, die Ergebnisse ihrer eigenen Studien ernst zu nehmen und sich für eine weitgehende Beibehaltung der bisherigen EU-Agrarpolitik einzusetzen“, appelliert OÖ Kammerpräsident Franz Waldenberger.

Szenario Produktivität und Investitionen bringt mehrere Vorteile

Das in der Studie untersuchte Szenario „Produktivität und Investitionen“ bringt für alle Sparten der Landwirtschaft Produktionssteigerungen, zusätzliche jährliche Agrar- und Lebensmittelexporte in Höhe von 2,7 Mrd. Euro und niedrigere Lebensmittelpreise. Produktionsorientierte Strategien der Agrarpolitik steigern Produktion und Wirtschaftsleistung, begrenzen die Ausweitung von Tierherden sowie von Anbauflächen und verbessern somit auch die Ressourceneffizienz. 

Szenario Umwelt und Klima verbessert Umweltauswirkungen nur innerhalb der EU

Im Szenario Umwelt und Klima würden GAP-Fördermittel noch stärker auf Umwelt- und Klima ausgerichtet. Dabei würde die landwirtschaftliche Produktion um vier Prozent zurückgehen, Lebensmittelpreise würden steigen und die agrarische Handelsbilanz sich um 1,8 Mrd. Euro verschlechtern. Eine auf Umweltaspekte ausgerichtete Extensivierung erfordert mehr Tiere und Land, verringert die Effizienz und erhöht damit die Belastung je Produktionseinheit. Durch die Reduzierung der eigenen Produktion verlagert sich die Nachfrage in andere Regionen der Welt, wo Landwirtschaft weniger umwelt- und klimaeffizient betrieben wird. Dieses Phänomen der Emissionsverlagerung wirkt sich damit auf den globalen Klimaschutz sogar kontraproduktiv aus und vernichtet gleichzeitig Wertschöpfung für die EU-Landwirtschaft.

Szenario ohne Gemeinsame Agrarpolitik

Als dritte Variante wurde in der Studie das nur hypothetische Szenario ohne Gemeinsame Agrarpolitik untersucht. Eine vollständige Abschaffung der GAP wäre mit den EU-Verträgen ohnehin unvereinbar. Damit würde die EU-Lebensmittelproduktion erheblich zurückgehen. Auch die Beschäftigung im Agrar- und Lebensmittelsektor würde massiv zurückgehen. Von den drei Szenarien hatte dieses die massivsten Rückwirkungen auf Landwirtschaft, Beschäftigung, Konsumentinnen und Konsumenten sowie Klima und Umwelt. Auch wenn in der Studie nicht explizit untersucht, ist davon auszugehen, dass sich die negativen Effekte insbesondere auf das System der österreichischen Landwirtschaft noch viel deutlicher auswirken würden.

EU-Studien-Ergebnisse sind Plädoyer für Fortsetzung gemeinsamer Agrarpolitik

Bei genauer Betrachtung erweisen sich die Studienergebnisse als inhaltliches Plädoyer für die Fortsetzung der aktuellen Gemeinsamen Agrarpolitik. Zudem zeigen diese klar auf, dass die gemeinsame EU-Agrarpolitik nicht nur für die Landwirtschaft, sondern auch für weiterhin leistbare Lebensmittelpreise und damit für die Konsumentinnen und Konsumenten wie auch für Umwelt und Klima absolut unverzichtbar ist. 

„Vor diesem Hintergrund erweisen sich die im Sommer von der EU-Kommission vorgelegten Kürzungsvorschläge zur künftigen EU-Agrarfinanzierung und zur Rücknahme bewährter Instrumente der GAP einmal mehr als absolut unverständlich sowie wirtschaftlich und ökologisch kontraproduktiv. Die EU-Kommission ist damit einmal mehr aufgerufen, der Gemeinsamen Agrarpolitik auch künftig die dringend erforderliche Priorität und Finanzierungsgrundlage einzuräumen“, fordert LK OÖ-Präsident Franz Waldenberger. (Schluss)
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