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Wien, 29. Oktober 2025 (aiz.info)

Wolf: Studie verdeutlicht Notwendigkeit von Monitoring- und Managementmaßnahmen

Lebensraum und Konfliktpotenzial des Wolfes in Österreich untersucht

Seit Beginn der 2000er Jahre breitet sich der Wolf in Europa stetig aus. Im Jahr 2023 wurden für Europa bereits rund 21.500 Wölfe, mit jährlichen Zuwachsraten von bis zu 30 Prozent, geschätzt. Damit ist das Großraubtier Wolf nicht mehr vom Aussterben bedroht. Mit der zunehmenden Verbreitung steigen aber auch die Konflikte mit der Landwirtschaft, vor allem der Nutztierhaltung, sowie der Bevölkerung im ländlichen Raum. Durch Risse in Siedlungsgebieten wurde der Wolf auch zunehmend als potentielles Sicherheitsrisiko für die Bevölkerung wahrgenommen.

Besonders im Westen Österreichs zeigt sich: Dort, wo die Almwirtschaft stark ausgeprägt ist, nehmen die Konflikte zwischen Wolf und Bevölkerung zu. Im Jahr 2024 wurden 340 Weidetiere von Wölfen gerissen, heuer waren es allein bis August bereits 224 – davon 216 Schafe. Zusätzlich wurden 56 Tiere verletzt.

Landwirtschafts- und Umweltminister Norbert Totschnig: „Das Großraubtier Wolf ist nicht mehr vom Aussterben bedroht. Angesichts zunehmender Konflikte mit dem Menschen gilt es nun, die Balance in der Natur- und Kulturlandschaft aufrechtzuerhalten und sicherzustellen, dass der Wolf seine natürliche Scheu vor dem Menschen nicht verliert. Die vorliegende Studie ist ein wichtiger Baustein auf dem Weg zu einem funktionierenden und wissenschaftlich gut abgesicherten Wolfsmanagement in Österreich. Dort, wo der Wolf für Konflikte sorgt, benötigen wir auf Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse praktikable Lösungen und Dialog statt Polarisierung. Am Ende braucht es ein aktives Management.“

Tiroler Landeshauptmann-Stellvertreter Josef Geisler: „Der Wolf kennt keine Landesgrenzen – darum braucht es beim Management auch eine gemeinsame, überregionale Herangehensweise. Das Konfliktpotenzial im dicht besiedelten Raum ist langfristig zu groß. Es gibt in Europa jedoch durchaus Regionen, in denen sich Wölfe ausbreiten können. Im Grunde braucht es daher eine europaweite wildökologische Raumplanung, die auch den Lebensraum des Wolfes berücksichtigt. Klar ist: Dort, wo der Lebensraum zu dicht besiedelt ist, wo der Raum landwirtschaftlich intensiv genutzt wird, hat der Wolf keinen Platz.“

Studienautorin Jennifer Hatlauf: „Die Diskussionen zum Thema Wolf werden oft polemisch und emotional geführt. Wir hoffen, dass die Studie zum konstruktiven Diskurs auf Basis von wissenschaftlichen Grundlagen beiträgt.“

Österreich hat in den vergangenen Jahren auf diese Entwicklungen reagiert und Anpassungen der Gesetzeslagen auf internationaler und EU-Ebene erwirkt, um ein nachhaltiges Wolfsmanagement in der Praxis umsetzen zu können. Vor allem aufgrund der großen Betroffenheit in vielen EU-MS war es schließlich möglich, mit großer demokratischer Mehrheit die Berner Konvention und die FFH-RL abzuändern und den Schutzstatuts für den Wolf abzusenken. Das zeigt, es gibt in der EU eine sehr große demokratische Mehrheit, die sich für eine ausgewogene Balance zwischen Wolf und Mensch ausspricht.

Nun müssen auf nationaler Ebene die Voraussetzungen geschaffen werden, damit die Naturschutz- und Jagdgesetze angepasst werden können. So ist einerseits die Einrichtung und Etablierung eines aktiven Wolfmonitorings in Österreich notwendig. Andererseits muss der günstige Erhaltungszustand als Voraussetzung für ein aktives Wolfsmanagement in Österreich festgestellt werden.

Im Auftrag des BMLUK hat die Universität für Bodenkultur (BOKU) nun wissenschaftlich fundiert einige erste Teilaspekte dafür erhoben und untersucht, wo der Wolf in Österreich rein ökologisch gesehen geeignete Lebensräume findet und wo diese Flächen gleichzeitig vom Menschen und von Nutztieren genutzt werden, sodass Konflikte entstehen können.

Bei der Studie wurde zunächst mittels statistischer Methoden eine Karte für den aus ökologischer Sicht potenziellen Lebensraum von Wölfen in Österreich errechnet. Es zeigt sich, dass etwa Wald und dünner besiedelte Gebiete für Wölfe grundsätzlich attraktiv sind.

Eine zweite Karte zeigt, wo höheres Konfliktpotenzial mit dem Menschen auftreten kann, beispielsweise durch die Anfälligkeit für Nutztierrisse in Almregionen. Die Kombination dieser beiden Karten ergibt das „Kombinationsmodell“, das ein wichtiger Baustein für künftiges Wolfsmonitoring und aktives Wolfsmanagement sein kann.

Die Ergebnisse zeigen: Österreich verfügt durch seine Landschaftsstrukturen über weitläufige, potenzielle Lebensräume für den Wolf. Gleichzeitig bestehen in diesen Gebieten jedoch auch hohe Konfliktpotenziale, meist aufgrund der Nutztierhaltung, der Almwirtschaft bis hin zum Tourismus bzw. Freizeitwirtschaft.

Die Studie ist eine erste wissenschaftliche Grundlage, die uns Daten zum Lebensraum und Konfliktpotenzial des Wolfs in Österreich liefert. Sie ist eine wertvolle Datenbasis für weitere Monitoring- und Managementmaßnahmen. Die Studie zeigt auch, dass es weiteren Forschungsbedarf gibt. Dabei muss auch die aktuelle EU-Judikatur zum Thema Wolf berücksichtigt werden, wonach der günstige Erhaltungszustand einer Art nicht allein anhand der nationalen Gesamtpopulation zu bewerten ist. Vielmehr muss auch der Erhaltungszustand auf der Ebene der EU-Mitgliedstaaten betrachtet werden.

Daher ist eine enge Zusammenarbeit mit den Nachbarländern ebenso nötig wie eine stärkere internationale Abstimmung und europaweite Betrachtung.

Über die Studie:
Die Studie „Projekt Lebensraum- und Konfliktpotentialmodell für den Wolf (Canis Lupus) in Österreich“, unter der Projektleitung von Jennifer Hatlauf hat sich auf der Universität für Bodenkultur Wien von April 2024 an ein Jahr lang mit dem Thema Wolf intensiv auseinandergesetzt. Die Relevanz ergibt sich durch den Anstieg der Wolfspopulation in den vergangenen Jahren.

Link zur Studie: https://dafne.at/projekte/lekowolf (Schluss)
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