LK OÖ betont: Gülle ist ein wertvoller und unverzichtbarer Bodendünger
Optimiertes Wirtschaftsdüngermanagement und Kreislaufwirtschaft schonen die Umwelt
Knapp 50% der landwirtschaftlichen Nutzfläche in Oberösterreich besteht aus Dauergrünland und Ackerfutterflächen. Grünland kann nur durch Tierhaltung, und da wiederum vorrangig durch die Rinderhaltung, für die menschliche Ernährung verfügbar gemacht werden. Dies ist ein wichtiger Aspekt, der bei der aktuellen Klimadiskussion zu beachten ist. Aufgrund der auf Grundfutter basierenden, vom Grünland stammenden Fütterung hat die österreichische Rindfleisch- oder Milchproduktion im internationalen Vergleich niedrige CO2-Emissionen. Durch die Ernte von Futterpflanzen werden Nährstoffe von den Feldern abgefahren. Diese Nährstoffe werden über die Wirtschaftsdünger wieder auf die Felder zurückgebracht, um eine Aushagerung der Böden zu verhindern. Wirtschaftsdünger wie Gülle oder Mist sind daher wertvolle Produktionsmittel, da sie zum einen Pflanzen mit Nährstoffen versorgen und zum anderen einen Beitrag zur Aufrechterhaltung bzw. zur Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit leisten.
"Die Ukraine-Krise hat uns drastisch vor Augen geführt, wie wichtig die Eigenversorgung mit Lebensmitteln ist. Mangelsituationen können zu Unruhen führen. Daher sind die Krisenvorsorge und ein hohes Maß an Autarkie ein zentrales Element der Staatssicherheit. Darüber hinaus ist eine möglichst flächendeckende Bewirtschaftung für die Aufrechterhaltung einer abwechslungsreichen Kulturlandschaft die Voraussetzung, um weitere vielfältige Wertschöpfung, z.B. gerade im Bereich des Tourismus, lukrieren zu können. Für gute Erträge brauchen die Pflanzen Nährstoffe. Wenn im Frühling die Verbotszeiträume für die Stickstoffdüngung zu Ende gehen und die Witterung bzw. Bodenverhältnisse es zulassen, dann zählt die Ausbringung von Wirtschaftsdüngern zu den dringlichsten Aufgaben auf einem landwirtschaftlichen Betrieb mit Tierhaltung. Die Wirtschaftsdünger wieder auf die Felder zurückzufahren, ist im Sinne einer Kreislaufwirtschaft eine unverzichtbare Notwendigkeit", ist Landwirtschaftskammer (LK) Oberösterreich-Präsident Franz Waldenberger überzeugt.
Gülledüngung in Diskussion
Der unverzichtbare Einsatz von Wirtschaftsdüngern, insbesondere von Gülle, wird in unserer Gesellschaft kontrovers diskutiert. War in der Vergangenheit der Nitrataustrag ins Grundwasser insbesondere aus Wirtschaftsdüngern das zentrale Thema, rückt die Wirtschaftsdüngerausbringung mit emotionalen Diskussionspunkten (z.B. Geruchsbelästigung, die zu Nachbarschaftskonflikten führt) und auch als maßgebliche Quelle von Ammoniakemissionen immer mehr ins Zentrum des öffentlichen Diskurses.
Gülle ein wertvoller Volldünger
Die Gülle - als Volldünger - enthält alle essentiellen Pflanzennährstoffe, die zur Entwicklung einer Pflanze beitragen. Dies sind die wichtigen Hauptnährstoffe Stickstoff, Phosphor und Kalium. Wirtschaftsdünger enthalten aber auch Schwefel, Magnesium, Calcium und die Spurennährstoffe Bor, Chlor, Mangan, Eisen, Kupfer, Zink und Molybdän. Zudem versorgen Mist und Gülle den Boden auch mit organischer Substanz.
Werden lediglich die Hauptnährstoffe Stickstoff, Phosphor und Kalium betrachtet, hat unter Berücksichtigung der aktuellen Mineraldüngerpreise (Stand März 2023) 1 m3 Gülle einen Nährstoffwert von 13 bis 15 Euro. In Oberösterreich, dem veredelungsstärksten Bundesland, fallen ca. 9,5 Mio. m3 flüssige Wirtschaftsdünger an. Somit ergibt dies einen Wert von ca. 139 Mio. Euro.
Bis Anfang 2022 waren die Mineraldüngerpreise mit leichten Schwankungen auf niedrigem Niveau eher konstant. Berechnet man den Wert für flüssige Wirtschaftsdünger mit den damaligen Zahlen, so ergibt sich ein Wert von knapp 50 Mio. Euro. Aber seit dem Ukraine-Krieg sind die Mineraldüngerpreise nahezu explodiert und Mineraldünger waren vielfach schlichtweg nicht verfügbar. In Spitzenzeiten (etwa im März 2022) waren die 9,35 Mio. m3 sogar über 150 Mio. Euro wert.
Wirtschaftsdünger gewährleisten Versorgungssicherheit
Aufgrund der extremen Preisschwankungen und der teilweise Nicht-Verfügbarkeit von Mineraldüngern war im Vorjahr die ordnungsgemäße Versorgung unserer Kulturpflanzen mit Nährstoffen hochgradig gefährdet. Diese Situation war und ist bei tierhaltenden Betrieben durch die Verfügbarkeit von Wirtschaftsdüngern grundsätzlich nicht gegeben.
Sorgsamer Umgang mit der Gülle - ein Anliegen unserer Bäuerinnen und Bauern
Die oberösterreichischen Bäuerinnen und Bauern wissen um die positiven Effekte der Gülle Bescheid und schätzen diese sehr. Durch ein laufend verbessertes Nährstoffmanagement, das einerseits durch gesetzliche Vorgaben (z.B. Nitrat-Aktions-Programm-Verordnung), andererseits durch ständige Beratung und Sensibilisierung gewährleistet wird, konnten bei etwa gleichbleibenden Tierbeständen trotz rückläufiger Mineraldüngeraufwände die Erträge in Oberösterreich stets gesteigert werden. Das heißt, dass die Nährstoffeffizienz ständig verbessert werden kann.
Ein sich ständig verbesserndes Wirtschaftsdüngermanagement hat seit 1995 bei sinkenden Mineraldüngereinsätzen zu einer Produktivitätssteigerung geführt. So hat sich z.B. der Mineraldüngerabsatz 2020/2021 gegenüber 2019/2021 um mehr als 7% reduziert.
Flächengebundene Tierhaltung und hohe Nährstoffeffizienz sind Umweltschutz
Durch das sehr strenge Wasserrechtsgesetz 1959 ist eine flächengebundene Tierhaltung in Österreich gesetzlich vorgeschrieben. Das heißt, dass Tierbesatz inklusive dem daraus resultierenden Wirtschaftsdüngeranfall und die bewirtschaftete Fläche zusammenpassen müssen, um die strengen Stickstoff- und Phosphor-Obergrenzen einhalten zu können. Grundsätzlich kann in jeder Gemeinde in Oberösterreich, dem veredelungsstärksten Bundesland Österreichs, der anfallende Wirtschaftsdünger unter Einhalten der rechtlichen Vorgaben ordnungsgemäß ausgebracht werden kann. Güllebörsen und lange Transportwege wie in anderen EU-Ländern sind nicht erforderlich.
Dabei können in Oberösterreich die Grundwasserqualitäten weitgehend im ordnungsgemäßen Bereich gehalten werden.
In den oberösterreichischen grundwassersensiblen Gebieten (Gebietskulisse der ÖPUL-Maßnahme "Vorbeugender Grundwasserschutz auf Ackerflächen") konnten die stärksten Rückgänge der Nitratgehalte im Grundwasser in den 1990er Jahren erzielt und in den 2000er-Jahren auf niedrigerem ordnungsgemäßen Niveau stabilisiert werden.
Die ehemalige Traun-Enns-Platte weist als einziger Grundwasserkörper mit rund 40 Milligramm Nitrat pro Liter etwas höhere, aber im Durchschnitt noch immer unter dem Grenzwert liegende Nitratgehalte auf. Daher wurden in den letzten Jahren verstärkte Beratungs-, Kontroll- und Rechts-Maßnahmen gesetzt. Der Grenzwert liegt bei 50 Milligramm Nitrat pro Liter.
Voraussetzung für einen bedarfsgerechten Gülleeinsatz ist ausreichender Lagerraum
"Der Lagerraum ist eine der wichtigsten Maßnahmen für ein geordnetes Nährstoffmanagement und somit auch für den Grundwasserschutz. Denn nur durch ausreichenden Lagerraum kann gewährleistet werden, dass die wertvollen Wirtschaftsdünger zum optimalen Zeitpunkt, nämlich genau dann, wenn die Pflanzen ihn benötigen, ausgebracht werden kann", betont Helmut Feitzlmayr, Leiter der Abteilung Pflanzenbau in der Landwirtschaftskammer OÖ.
Schon seit Jahrzehnten wird von den Veredelungsbetrieben Lagerraum geschaffen. Das Land OÖ fördert seit Beginn der 1990iger Jahre den Bau von Güllegruben, um ausreichend Lagerraum zu schaffen und so zu gewährleisten, dass der Wirtschaftsdünger zum optimalen Zeitpunkt bedarfsgerecht ausgebracht werden kann. Das OÖ Bodenschutzgesetz 1991 und die NAPV (Nitrat-Aktionsprogramm-Verordnung) schreiben einen 6-monatigen Lagerraum für flüssige Wirtschaftsdünger vor. Bis dato wird die Schaffung von ausreichendem Lagerraum durch die öffentliche Hand (EU, Bund, Länder) durch die Investitionsförderung unterstützt.
Bodennahe Gülleausbringung - eine oberösterreichische Erfolgsgeschichte
Das Land OÖ hat als erstes Bundesland 1992 als Vorreiter an der Landwirtschaftskammer die Bodenschutzberatung zur Beratung der Eigentümer oder Nutzungsberechtigten von Böden in Angelegenheiten des Bodenschutzes sowie für die Verwendung von Pflanzenschutzmitteln eingerichtet. Diese wurde im Jahr 2013 mit dem Verein Oö. Wasserschutzberatung zusammengeführt.
Eines der vielen Beratungsprojekte wurde in den 1990er Jahren zum Thema "Gülle und Umwelt" umgesetzt. Mit einer Auswahl von Schweinehaltungs-Betrieben konnte damals in Praxisversuchen nachgewiesen werden, dass unter Einsatz optimaler Technologie gleiche Maiserträge bei ausschließlicher Gülledüngung möglich sind. Daraufhin wurde bereits in den 1990iger Jahren die Schleppschlauchförderung in OÖ, finanziert durch das Land OÖ, angeboten. Ziel dieser Förderung war es, den Einsatz von Maschinen und Geräten zu forcieren, die ein zeit- und fachgerechtes Ausbringen von flüssigem Wirtschaftsdünger bei größtmöglicher Vermeidung von Stickstoffverlusten ermöglichen. In Summe wurden von 1993 bis 2007 aus Mitteln des Landes OÖ knapp 2,5 Millionen Euro für die bodennahe Gülleausbringung ausbezahlt.
Bodennahe Ausbringung wird im Agrar-Umweltprogramm ÖPUL unterstützt
Im Jahr 2007 ist es unter Federführung der Boden.Wasser.Schutz.Beratung der LK OÖ gelungen, die bodennahe streifenförmige Ausbringung von flüssigen Wirtschaftsdüngern und Biogasgülle im Agrar-Umweltprogramm ÖPUL als eigenständige Maßnahme zu verankern. In Oberösterreich fallen knapp 40% der Gülle Österreichs an.
Im ÖPUL 2007 (Periode 2007 bis 2015) wurden ca. 2 Mio. m3 Gülle jährlich bodennah ausgebracht. Dies konnte im ÖPUL 2015 (2015 bis 2022) auf ca. 3 Mio. m3 pro Jahr gesteigert werden.
Durch die stets brisanter werdende Thematik der Reduktionerfordernisse der Ammoniakemissionen in der Landwirtschaft wurden seitens der Boden.Wasser.Schutz.Beratung zusätzliche Schwerpunkte zur bodennahen Gülleausbringung in der Förderung und Beratung gesetzt. So konnte die Menge im Jahr 2021 auf 4 Mio. m3 und im Jahr 2022 auf ca. 5,5 Mio. m3 gesteigert werden.
"Oberösterreich hat einen Anteil von 46% der in Österreich insgesamt bodennah ausgebrachten Menge. Damit können die besonderen Beratungs- und Sensibilisierungsanstrengungen eindrucksvoll bestätigt werden. Die Voranmeldezahlen für das Jahr 2023 im Agrar-Umweltprogramm stimmen zuversichtlich, dass heuer und in den nächsten Jahren abermals eine erhebliche Steigerung bodennah ausgebrachter Gülle erzielt werden kann", betont Feitzlmayr.
Da die Rindergülle in einer zu dicken Konsistenz anfällt und eine hohe Verdünnung (mind. 1:1) mit Wasser bei den meisten Betrieben nicht möglich ist, wird im neuen ÖPUL eine zusätzliche Maßnahme, nämlich die Gülleseparierung, angeboten. Denn eine möglichst dünne Gülle ist die Voraussetzung, dass diese schnell in den Boden einsickern und wirksam werden kann. Eine dünne Güllekonsistenz ist auch die Voraussetzung, dass die bodennahe streifenförmige Ausbringung problemlos funktioniert.
Die teuren bodennahen Ausbringungstechniken werden im Rahmen der Investitionsförderung und im ÖPUL unterstützt. Dies ist in Anbetracht der kleinbäuerlichen Struktur (Familienbetriebe) in Österreich unbedingt erforderlich.
Ziele der bodennahen, streifenförmigen Ausbringungstechniken sind verbesserte Düngewirkung, höhere Futterqualität, geringere Ammoniak-Emissionen, Hauptmaßnahme zur Erfüllung der Feinstaubziele sowie möglichst geringe Geruchsbelästigung und damit weniger Nachbarschaftskonflikte.
Langjährige intensive Beratungsarbeit der Boden.Wasser.Schutz.Beratung der LK OÖ
Die LK OÖ und im Besonderen die Boden.Wasser.Schutz.Beratung der Abteilung Pflanzenbau arbeiten im Auftrag des Landes OÖ mit den zur Verfügung stehenden Instrumenten und Methoden, um diese Themen gemeinsam mit den LK-Experten (Fütterungsberatung, Bauberatung, Tierproduktion), den Bezirksbauernkammern, dem Maschinenring, den Verbänden (VLV), den landwirtschaftlichen Fachschulen und der Wissenschaft in der Praxis zu etablieren. (Schluss)
"Die Ukraine-Krise hat uns drastisch vor Augen geführt, wie wichtig die Eigenversorgung mit Lebensmitteln ist. Mangelsituationen können zu Unruhen führen. Daher sind die Krisenvorsorge und ein hohes Maß an Autarkie ein zentrales Element der Staatssicherheit. Darüber hinaus ist eine möglichst flächendeckende Bewirtschaftung für die Aufrechterhaltung einer abwechslungsreichen Kulturlandschaft die Voraussetzung, um weitere vielfältige Wertschöpfung, z.B. gerade im Bereich des Tourismus, lukrieren zu können. Für gute Erträge brauchen die Pflanzen Nährstoffe. Wenn im Frühling die Verbotszeiträume für die Stickstoffdüngung zu Ende gehen und die Witterung bzw. Bodenverhältnisse es zulassen, dann zählt die Ausbringung von Wirtschaftsdüngern zu den dringlichsten Aufgaben auf einem landwirtschaftlichen Betrieb mit Tierhaltung. Die Wirtschaftsdünger wieder auf die Felder zurückzufahren, ist im Sinne einer Kreislaufwirtschaft eine unverzichtbare Notwendigkeit", ist Landwirtschaftskammer (LK) Oberösterreich-Präsident Franz Waldenberger überzeugt.
Gülledüngung in Diskussion
Der unverzichtbare Einsatz von Wirtschaftsdüngern, insbesondere von Gülle, wird in unserer Gesellschaft kontrovers diskutiert. War in der Vergangenheit der Nitrataustrag ins Grundwasser insbesondere aus Wirtschaftsdüngern das zentrale Thema, rückt die Wirtschaftsdüngerausbringung mit emotionalen Diskussionspunkten (z.B. Geruchsbelästigung, die zu Nachbarschaftskonflikten führt) und auch als maßgebliche Quelle von Ammoniakemissionen immer mehr ins Zentrum des öffentlichen Diskurses.
Gülle ein wertvoller Volldünger
Die Gülle - als Volldünger - enthält alle essentiellen Pflanzennährstoffe, die zur Entwicklung einer Pflanze beitragen. Dies sind die wichtigen Hauptnährstoffe Stickstoff, Phosphor und Kalium. Wirtschaftsdünger enthalten aber auch Schwefel, Magnesium, Calcium und die Spurennährstoffe Bor, Chlor, Mangan, Eisen, Kupfer, Zink und Molybdän. Zudem versorgen Mist und Gülle den Boden auch mit organischer Substanz.
Werden lediglich die Hauptnährstoffe Stickstoff, Phosphor und Kalium betrachtet, hat unter Berücksichtigung der aktuellen Mineraldüngerpreise (Stand März 2023) 1 m3 Gülle einen Nährstoffwert von 13 bis 15 Euro. In Oberösterreich, dem veredelungsstärksten Bundesland, fallen ca. 9,5 Mio. m3 flüssige Wirtschaftsdünger an. Somit ergibt dies einen Wert von ca. 139 Mio. Euro.
Bis Anfang 2022 waren die Mineraldüngerpreise mit leichten Schwankungen auf niedrigem Niveau eher konstant. Berechnet man den Wert für flüssige Wirtschaftsdünger mit den damaligen Zahlen, so ergibt sich ein Wert von knapp 50 Mio. Euro. Aber seit dem Ukraine-Krieg sind die Mineraldüngerpreise nahezu explodiert und Mineraldünger waren vielfach schlichtweg nicht verfügbar. In Spitzenzeiten (etwa im März 2022) waren die 9,35 Mio. m3 sogar über 150 Mio. Euro wert.
Wirtschaftsdünger gewährleisten Versorgungssicherheit
Aufgrund der extremen Preisschwankungen und der teilweise Nicht-Verfügbarkeit von Mineraldüngern war im Vorjahr die ordnungsgemäße Versorgung unserer Kulturpflanzen mit Nährstoffen hochgradig gefährdet. Diese Situation war und ist bei tierhaltenden Betrieben durch die Verfügbarkeit von Wirtschaftsdüngern grundsätzlich nicht gegeben.
Sorgsamer Umgang mit der Gülle - ein Anliegen unserer Bäuerinnen und Bauern
Die oberösterreichischen Bäuerinnen und Bauern wissen um die positiven Effekte der Gülle Bescheid und schätzen diese sehr. Durch ein laufend verbessertes Nährstoffmanagement, das einerseits durch gesetzliche Vorgaben (z.B. Nitrat-Aktions-Programm-Verordnung), andererseits durch ständige Beratung und Sensibilisierung gewährleistet wird, konnten bei etwa gleichbleibenden Tierbeständen trotz rückläufiger Mineraldüngeraufwände die Erträge in Oberösterreich stets gesteigert werden. Das heißt, dass die Nährstoffeffizienz ständig verbessert werden kann.
Ein sich ständig verbesserndes Wirtschaftsdüngermanagement hat seit 1995 bei sinkenden Mineraldüngereinsätzen zu einer Produktivitätssteigerung geführt. So hat sich z.B. der Mineraldüngerabsatz 2020/2021 gegenüber 2019/2021 um mehr als 7% reduziert.
Flächengebundene Tierhaltung und hohe Nährstoffeffizienz sind Umweltschutz
Durch das sehr strenge Wasserrechtsgesetz 1959 ist eine flächengebundene Tierhaltung in Österreich gesetzlich vorgeschrieben. Das heißt, dass Tierbesatz inklusive dem daraus resultierenden Wirtschaftsdüngeranfall und die bewirtschaftete Fläche zusammenpassen müssen, um die strengen Stickstoff- und Phosphor-Obergrenzen einhalten zu können. Grundsätzlich kann in jeder Gemeinde in Oberösterreich, dem veredelungsstärksten Bundesland Österreichs, der anfallende Wirtschaftsdünger unter Einhalten der rechtlichen Vorgaben ordnungsgemäß ausgebracht werden kann. Güllebörsen und lange Transportwege wie in anderen EU-Ländern sind nicht erforderlich.
Dabei können in Oberösterreich die Grundwasserqualitäten weitgehend im ordnungsgemäßen Bereich gehalten werden.
In den oberösterreichischen grundwassersensiblen Gebieten (Gebietskulisse der ÖPUL-Maßnahme "Vorbeugender Grundwasserschutz auf Ackerflächen") konnten die stärksten Rückgänge der Nitratgehalte im Grundwasser in den 1990er Jahren erzielt und in den 2000er-Jahren auf niedrigerem ordnungsgemäßen Niveau stabilisiert werden.
Die ehemalige Traun-Enns-Platte weist als einziger Grundwasserkörper mit rund 40 Milligramm Nitrat pro Liter etwas höhere, aber im Durchschnitt noch immer unter dem Grenzwert liegende Nitratgehalte auf. Daher wurden in den letzten Jahren verstärkte Beratungs-, Kontroll- und Rechts-Maßnahmen gesetzt. Der Grenzwert liegt bei 50 Milligramm Nitrat pro Liter.
Voraussetzung für einen bedarfsgerechten Gülleeinsatz ist ausreichender Lagerraum
"Der Lagerraum ist eine der wichtigsten Maßnahmen für ein geordnetes Nährstoffmanagement und somit auch für den Grundwasserschutz. Denn nur durch ausreichenden Lagerraum kann gewährleistet werden, dass die wertvollen Wirtschaftsdünger zum optimalen Zeitpunkt, nämlich genau dann, wenn die Pflanzen ihn benötigen, ausgebracht werden kann", betont Helmut Feitzlmayr, Leiter der Abteilung Pflanzenbau in der Landwirtschaftskammer OÖ.
Schon seit Jahrzehnten wird von den Veredelungsbetrieben Lagerraum geschaffen. Das Land OÖ fördert seit Beginn der 1990iger Jahre den Bau von Güllegruben, um ausreichend Lagerraum zu schaffen und so zu gewährleisten, dass der Wirtschaftsdünger zum optimalen Zeitpunkt bedarfsgerecht ausgebracht werden kann. Das OÖ Bodenschutzgesetz 1991 und die NAPV (Nitrat-Aktionsprogramm-Verordnung) schreiben einen 6-monatigen Lagerraum für flüssige Wirtschaftsdünger vor. Bis dato wird die Schaffung von ausreichendem Lagerraum durch die öffentliche Hand (EU, Bund, Länder) durch die Investitionsförderung unterstützt.
Bodennahe Gülleausbringung - eine oberösterreichische Erfolgsgeschichte
Das Land OÖ hat als erstes Bundesland 1992 als Vorreiter an der Landwirtschaftskammer die Bodenschutzberatung zur Beratung der Eigentümer oder Nutzungsberechtigten von Böden in Angelegenheiten des Bodenschutzes sowie für die Verwendung von Pflanzenschutzmitteln eingerichtet. Diese wurde im Jahr 2013 mit dem Verein Oö. Wasserschutzberatung zusammengeführt.
Eines der vielen Beratungsprojekte wurde in den 1990er Jahren zum Thema "Gülle und Umwelt" umgesetzt. Mit einer Auswahl von Schweinehaltungs-Betrieben konnte damals in Praxisversuchen nachgewiesen werden, dass unter Einsatz optimaler Technologie gleiche Maiserträge bei ausschließlicher Gülledüngung möglich sind. Daraufhin wurde bereits in den 1990iger Jahren die Schleppschlauchförderung in OÖ, finanziert durch das Land OÖ, angeboten. Ziel dieser Förderung war es, den Einsatz von Maschinen und Geräten zu forcieren, die ein zeit- und fachgerechtes Ausbringen von flüssigem Wirtschaftsdünger bei größtmöglicher Vermeidung von Stickstoffverlusten ermöglichen. In Summe wurden von 1993 bis 2007 aus Mitteln des Landes OÖ knapp 2,5 Millionen Euro für die bodennahe Gülleausbringung ausbezahlt.
Bodennahe Ausbringung wird im Agrar-Umweltprogramm ÖPUL unterstützt
Im Jahr 2007 ist es unter Federführung der Boden.Wasser.Schutz.Beratung der LK OÖ gelungen, die bodennahe streifenförmige Ausbringung von flüssigen Wirtschaftsdüngern und Biogasgülle im Agrar-Umweltprogramm ÖPUL als eigenständige Maßnahme zu verankern. In Oberösterreich fallen knapp 40% der Gülle Österreichs an.
Im ÖPUL 2007 (Periode 2007 bis 2015) wurden ca. 2 Mio. m3 Gülle jährlich bodennah ausgebracht. Dies konnte im ÖPUL 2015 (2015 bis 2022) auf ca. 3 Mio. m3 pro Jahr gesteigert werden.
Durch die stets brisanter werdende Thematik der Reduktionerfordernisse der Ammoniakemissionen in der Landwirtschaft wurden seitens der Boden.Wasser.Schutz.Beratung zusätzliche Schwerpunkte zur bodennahen Gülleausbringung in der Förderung und Beratung gesetzt. So konnte die Menge im Jahr 2021 auf 4 Mio. m3 und im Jahr 2022 auf ca. 5,5 Mio. m3 gesteigert werden.
"Oberösterreich hat einen Anteil von 46% der in Österreich insgesamt bodennah ausgebrachten Menge. Damit können die besonderen Beratungs- und Sensibilisierungsanstrengungen eindrucksvoll bestätigt werden. Die Voranmeldezahlen für das Jahr 2023 im Agrar-Umweltprogramm stimmen zuversichtlich, dass heuer und in den nächsten Jahren abermals eine erhebliche Steigerung bodennah ausgebrachter Gülle erzielt werden kann", betont Feitzlmayr.
Da die Rindergülle in einer zu dicken Konsistenz anfällt und eine hohe Verdünnung (mind. 1:1) mit Wasser bei den meisten Betrieben nicht möglich ist, wird im neuen ÖPUL eine zusätzliche Maßnahme, nämlich die Gülleseparierung, angeboten. Denn eine möglichst dünne Gülle ist die Voraussetzung, dass diese schnell in den Boden einsickern und wirksam werden kann. Eine dünne Güllekonsistenz ist auch die Voraussetzung, dass die bodennahe streifenförmige Ausbringung problemlos funktioniert.
Die teuren bodennahen Ausbringungstechniken werden im Rahmen der Investitionsförderung und im ÖPUL unterstützt. Dies ist in Anbetracht der kleinbäuerlichen Struktur (Familienbetriebe) in Österreich unbedingt erforderlich.
Ziele der bodennahen, streifenförmigen Ausbringungstechniken sind verbesserte Düngewirkung, höhere Futterqualität, geringere Ammoniak-Emissionen, Hauptmaßnahme zur Erfüllung der Feinstaubziele sowie möglichst geringe Geruchsbelästigung und damit weniger Nachbarschaftskonflikte.
Langjährige intensive Beratungsarbeit der Boden.Wasser.Schutz.Beratung der LK OÖ
Die LK OÖ und im Besonderen die Boden.Wasser.Schutz.Beratung der Abteilung Pflanzenbau arbeiten im Auftrag des Landes OÖ mit den zur Verfügung stehenden Instrumenten und Methoden, um diese Themen gemeinsam mit den LK-Experten (Fütterungsberatung, Bauberatung, Tierproduktion), den Bezirksbauernkammern, dem Maschinenring, den Verbänden (VLV), den landwirtschaftlichen Fachschulen und der Wissenschaft in der Praxis zu etablieren. (Schluss)
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