Heimischer Milchmarkt 2024 mit stabiler Entwicklung
Anhaltend hohe Kostenbelastungen - Schutz vor Tierseuchen im Fokus
Der Milchmarkt in Österreich zeigte im Jahr 2024 trotz größerer Herausforderungen eine insgesamt stabile Entwicklung. Vor allem gegen Jahresende bestimmten feste Notierungen bei Milchfett das Geschehen. Hintergrund waren die anhaltenden Verunsicherungen am Markt infolge des Kriegsgeschehens in der Ukraine, neue, unvorhergesehene, handelspolitische Entwicklungen und eine verhaltene, EU-weite Milchanlieferung bei insgesamt guter Nachfrage. Belastend für die Branche war die verschärfte Kostensituation, vor allem durch massiv gestiegene Lohnkosten, bei Dienstleistungen und weiteren Vorleistungen sowie der verschärfte Wettbewerb am Markt, erklärten Helmut Petschar, Präsident des Milchverbandes Österreich (MVÖ) und Geschäftsführer der Kärntnermilch, sowie Johann Költringer, Geschäftsführer des Milchverbandes Österreich, heute in einer Pressekonferenz.
Die Milchwirtschaft setzt auch unter den herausfordernden, aktuellen Rahmenbedingungen weiter auf Qualität, Tierwohl und Nachhaltigkeit, weiters auf Innovationen und Versorgungssicherheit. Milch und Milchprodukte sind sehr hochwertige Lebensmittel und ein wichtiger Bestandteil für eine ausgewogene Ernährung.
Die Gesamtanlieferung ist 2024 mit 3,58 Mio. t in Österreich um 1,4 % gestiegen. Der Anteil von Biomilch in Österreich erreichte 18,2% (Vorjahr 18,8%) bzw. 615.800 t, dies ist der höchste Biomilchanteil in der EU. Daneben bestehen mit Heumilch, Biowiesenmilch und Tierwohlmilch weitere hochwertige Spezialmilchsorten. Die EU verzeichnete 2024 mit Plus 0,6 % (+ 0,3 % Schalttagbereinigt), trotz positiver Preissignale kaum Steigerungen bei der Anlieferung. Die Gründe dafür sind Anlieferungsrückgänge infolge der Blauzungenkrankheit in wichtigen Produktionsgebieten, längerfristig rückläufige Kuhzahlen, hohe Kosten sowie Auflagen im Tierschutz und bei Umweltthemen, die hohe Bürokratie und Probleme bei Genehmigungen. Zuletzt lag die Anlieferung in der EU 0,3 % unter dem Vorjahr.
Die Erzeugerpreise lagen in Österreich 2024 im Durchschnitt unter dem Vorjahr, sind aber im Jahresverlauf gestiegen und erreichten zum Jahresende mit 63,58 Cent/kg (incl. MwSt.) die Höchstwerte des letzten Jahres. In anderen Ländern starteten die Milchpreise zu Jahresbeginn auf einem tieferen Niveau, konnten aber gegen Jahresende stärker aufholen. Die ersten Monate 2025 zeigten trotz jahreszeitlich bedingter Entwicklungen weiterhin das grundsätzlich feste Preisniveau. Weiterhin hoch ist die Kostensituation in der Milchwirtschaft, sowohl in der Milcherzeugung als auch in der Verarbeitung.
Der durchschnittliche Auszahlungswert erreichte 2024 56,86 Cent (2023 58,52 Cent) für Milch mit natürlichen Inhaltsstoffen inkl. USt. (- 2,8 % zum Vorjahr). Für gentechnikfreie Qualitätsmilch (mit 4,2 %
Fett, 3,4 % Eiweiß, ohne USt.) wurden durchschnittlich 48,19 Cent/kg erzielt (2023: 49,62 Cent/kg). Im Februar 2025 waren es 53,12 Cent/kg (Februar 2024: 48,19 Cent/kg).
Die Umsätze der heimischen Milchverarbeiter sind 2024 um insgesamt ca. 1,7 % auf 4,04 Mrd. € gestiegen, wobei Zuwächse sowohl im Inland als auch im Export zu verzeichnen waren.
2024 erfolgte die Verarbeitung in 69 (Vorjahr: 71) milchwirtschaftlichen Unternehmen mit 87 (VJ: 92) Betrieben und 5.850 (VJ: 5.750) Mitarbeitern. Die Ertragslage der österreichischen Molkereien ist gemäß einer Auswertung des Raiffeisenverbandes OÖ mit einem Ergebnis vor Steuern (EvS) von ca. 1 % bezogen auf den Umsatz weiterhin sehr knapp, für einige war sie negativ.
3,8 % weniger Milchbauern
Die Anzahl der Milchbauern verringerte sich 2024 um 3,8 % von 22.419 auf 21.569. Der Milchkuhbestand ist mit 535.810 um 1,3 % gefallen, im Durchschnitt hielt jeder Landwirt 24,8 Kühe, international gesehen ein sehr kleiner Wert. Die durchschnittliche Milchlieferleistung der Kühe lag bei 6.687 kg, im internationalen Vergleich ein moderater Wert, der die nachhaltige Produktion in Österreich dokumentiert.
Die durchschnittliche Anlieferung je Landwirt stieg von 157,6 t auf 166,1 t. Das durchschnittlich ausbezahlte Milchgeld je Landwirt (Umsatz aus Milchverkauf) lag mit 94.449 € um 2,4 % über dem Vorjahr. Diese Entwicklung war auch notwendig, um die Kostensteigerungen auf den Höfen zu bewältigen.
Die österreichischen Milchexporte erreichten 2024 auf Basis der vorläufigen Zahlen der Statistik Austria mit 1,78 Mrd. € einen neuen Höchstwert und konnten um 3 % weiter zulegen. Bei den Importen
gab es einen stärkeren Zuwachs auf 1,17 Mrd. € (plus 4 %), was zu einem gestiegenen, positiven Außenhandelssaldo von 613 Mio. € (+ 1,1 %) führte. Die Exportquote bezogen auf den Umsatz betrug damit ca. 44,1 %, die Importquote 28,9 %.
Die österreichische Milchwirtschaft exportiert 44,1 % seiner Produkte, dies vor allem deshalb, weil 28,9 % importiert werden. Die Hälfte der Exporte geht nach Deutschland, gefolgt von Italien, Griechenland und den Niederlanden, ähnlich verteilt liegen die Importe. Insgesamt exportiert die heimische Milchwirtschaft in über 100 Staaten.
Auffallend sind dabei die zuletzt stärker gestiegenen Importe. Diese landen zum Teil bei den Eigenmarken des Handels, weiters in der Weiterverarbeitung bzw. in der Gastronomie, vor allem dort, wo eine Kennzeichnung der Herkunft nicht erfolgt und damit der Endkunde über die Herkunft und damit über die unterschiedlichen Standards bei der Produktion im Unklaren gelassen wird. Durch die allgemeinen Kostensteigerungen der letzten Jahre besteht eine gewisse Verunsicherung bei den Konsumenten, die hier durch die mangelhafte Rechtslage bestärkt wird. „Eine verpflichtende Herkunftskennzeichnung sollte daher möglichst bald erfolgen“, so Petschar.
Wichtig ist die umwelt- und klimapolitische Tangente der Milchexporte: Österreichs Milchwirtschaft produziert sehr nachhaltig. Sie hat gemäß Studie des Joint European Research Centers der EU die EU-weit besten Klimaschutzwerte, das heißt Milchprodukte aus Österreich sind ein positiver Beitrag für das Weltklima.
Käse wichtigstes Exportprodukt
Wichtigstes Exportprodukt war Käse: Hier wurden 171.000 t (- 0,4 %) um 917,5 Mio. € (- 0,4 %) zu einem Durchschnittswert von 5,36 €/kg exportiert, während 147.000 t (+ 8,3 %) um 738 Mio. € (+ 4,9 %) zu einem Durchschnittswert von 5,02 €/kg importiert wurden.
Flüssige Milchprodukte wurden mit einem Wert von 415,6 Mio. € exportiert und um 77,3 Mio. € importiert, fermentierte Produkte wurden um 258 Mio. € exportiert und um 72 Mio. € importiert. Bei Butter stehen Exporten von 29 Mio. € Importe von 142 Mio. € gegenüber.
Die starken Außenhandelszahlen bestätigen den Erfolg der Qualitäts- und Nachhaltigkeitsstrategie der heimischen Milchwirtschaft, weiters die Tüchtigkeit der heimischen Milchwirtschaft im Export. Zuletzt konnte durch die Einführung von Tierhaltung plus der Export nach Deutschland abgesichert werden.
Irritationen im weltweiten Handel verursachten die zuletzt sehr sprunghaften Zollankündigungen des US - Präsidenten. Hier ist zu hoffen, dass am Verhandlungsweg eine für zielführende Lösung gefunden wird. Belastend für die europäische Milchwirtschaft ist auch das aktuelle Verfahren Chinas gegen Milchimporte aus der EU. Insgesamt wird aber die Entwicklung der Nachfrage am Weltmarkt positiv gesehen.
Positiv gesehen wird auch die Einführung von Tierhaltung plus. Das System erfordert zwar einen höheren Aufwand, stellt aber einen Meilenstein in der Verbesserung der Tierwohl Situation dar und wird von den Konsumenten sehr positiv bewertet. Petschar bedankt sich hier bei den Landwirten, den Kontrollstellen und den Betreuungstierärzten, die hier zusammenarbeiten. Im Hinblick auf eine Weiterentwicklung der Tierwohlkennzeichnung muss dieser positive Ansatz fortgeführt werden.
Erfreulich entwickelten sich 2024 die Verbrauchszahlen gemäß den Auswertungen der Roll-AMA: So stiegen die Absätze (mengenmäßig) in der weißen Palette um 0,7 %, in der bunten Palette um 3,4 % bei Käse um 3 % und bei den gelben Fetten um 2 %.
In Österreich wurden die Verbraucherpreise für Milchprodukte 2024 in Summe nominell billiger. Diese trugen damit zur Entlastung der Haushalte bei, auch wenn einzelne Produkte, wie Butter, etwas teurer wurden.
Seuchenschutz
Große Sorgen bereiten die seuchenpolitischen Entwicklungen, insbesondere der Ausbruch der Maul- und Klauenseuche (MKS) im angrenzenden Ungarn und der Slowakei. Die Milchwirtschaft arbeitet hier mit den Behörden eng zusammen und unterstützt alle erforderlichen Maßnahmen, um eine Einschleppung der Seuche nach Österreich zu verhindern. Auch wenn das Virus für Menschen nicht ansteckend ist und mit der Pasteurisierung Milchprodukte sicher und nicht mehr zur Übertragung geeignet sind, so wären im Seuchenfall spürbare handelspolitische Beschränkungen und massive seuchenpolitische Maßnahmen zu erwarten, die mit allen Mitteln zu verhindern sind, betonte Petschar. Er ersucht hier um besondere Vorsicht im Reiseverhalten und um Verständnis für die vorgeschriebenen Maßnahmen.
Neben der MKS ist auch die Blauzungenkrankheit (BTV) in Europa aktiv, eine durch kleine Mücken übertragbare Rinderkrankheit, die zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen und geringeren Leistungen führt. Diese Krankheit hat 2024 in wichtigen milchproduzierenden Regionen Europas zu massiven Beeinträchtigungen geführt. Ab Herbst 2024 wurden auch in Österreich erste Fällen gefunden. Hier wird über Impfprogramme ein Schutz der Tierbestände aufgebaut.
Dringenden Handlungsbedarf sieht Petschar in der Begrenzung von Auflagen und Bürokratie, die unsere hochwertigen Produkte in der Wettbewerbsfähigkeit behindern: Die geplanten EU- Auflagen aus dem Green Deal sind kritisch zu überprüfen, inwieweit diese nicht übers Ziel schießen. Handlungsbedarf sieht Petschar auch in der nicht sachgerechten bzw. nicht EU- konformen Umsetzung von EU Vorgaben in Österreich, wenn daraus nicht gerechtfertigte Mehrkosten durch neue Abgaben in Millionenhöhe entstehen. So ist in Österreich etwa für Milchkartonpackungen von den Abfüllern eine Litteringabgabe zu zahlen, obwohl für jedermann ersichtlich ist und in mehreren Studien bereits festgestellt wurde, dass Milchpackungen grundsätzlich nicht gelittert werden. Petschar fordert eine rasche Bereinigung derartiger Belastungen.
Sorgen bereiten den Verarbeitern die derzeit in Brüssel unter dem Titel „Verbesserung der Stellung der Landwirte in der Lebensmittelkette“ verhandelten Maßnahmen auf Basis der vorgelegten Entwürfe der EU-Kommission, die einen neuen Schub an Bürokratie und Mehrkosten für die Vermarktung bringen würden, ohne die Erlössituation zu verbessern. Selbst Genossenschaften, Vermarktungsorganisationen, die im Eigentum der Landwirte stehen und für diese arbeiten, wären davon massiv betroffen. Anders als bisher sollen diese Regelungen nicht freiwillig in einzelnen Ländern oder Branchen, wo dies Sinn macht, umgesetzt werden, sondern überall verpflichtend.
Gefährlich für die österreichische Qualitätsstrategie ist der Vorschlag der EU -Kommission zur Liberalisierung der Neuen Gentechnik. Ohne Zulassung und Kennzeichnung von gentechnisch veränderten Produkten wären die Produktion gentechnikfreier Produkte bzw. der grundsätzlich gentechnikfreie Biolandbau massiv in Gefahr bzw. mit massiven Mehrkosten konfrontiert.
Von der neuen Regierung erwartet Petschar auch unter Sparbedingungen eine weitere Unterstützung der Qualitäts- und Nachhaltigkeitsstrategie der Milchwirtschaft, weil dies im Interesse der Sicherung einer eigenständigen Versorgung mit hochwertigen Lebensmitteln und als Basis für einen prosperierenden ländlichen Raum von nationalem Interesse ist, schloss Petschar. (Schluss)
Die Milchwirtschaft setzt auch unter den herausfordernden, aktuellen Rahmenbedingungen weiter auf Qualität, Tierwohl und Nachhaltigkeit, weiters auf Innovationen und Versorgungssicherheit. Milch und Milchprodukte sind sehr hochwertige Lebensmittel und ein wichtiger Bestandteil für eine ausgewogene Ernährung.
Die Gesamtanlieferung ist 2024 mit 3,58 Mio. t in Österreich um 1,4 % gestiegen. Der Anteil von Biomilch in Österreich erreichte 18,2% (Vorjahr 18,8%) bzw. 615.800 t, dies ist der höchste Biomilchanteil in der EU. Daneben bestehen mit Heumilch, Biowiesenmilch und Tierwohlmilch weitere hochwertige Spezialmilchsorten. Die EU verzeichnete 2024 mit Plus 0,6 % (+ 0,3 % Schalttagbereinigt), trotz positiver Preissignale kaum Steigerungen bei der Anlieferung. Die Gründe dafür sind Anlieferungsrückgänge infolge der Blauzungenkrankheit in wichtigen Produktionsgebieten, längerfristig rückläufige Kuhzahlen, hohe Kosten sowie Auflagen im Tierschutz und bei Umweltthemen, die hohe Bürokratie und Probleme bei Genehmigungen. Zuletzt lag die Anlieferung in der EU 0,3 % unter dem Vorjahr.
Die Erzeugerpreise lagen in Österreich 2024 im Durchschnitt unter dem Vorjahr, sind aber im Jahresverlauf gestiegen und erreichten zum Jahresende mit 63,58 Cent/kg (incl. MwSt.) die Höchstwerte des letzten Jahres. In anderen Ländern starteten die Milchpreise zu Jahresbeginn auf einem tieferen Niveau, konnten aber gegen Jahresende stärker aufholen. Die ersten Monate 2025 zeigten trotz jahreszeitlich bedingter Entwicklungen weiterhin das grundsätzlich feste Preisniveau. Weiterhin hoch ist die Kostensituation in der Milchwirtschaft, sowohl in der Milcherzeugung als auch in der Verarbeitung.
Der durchschnittliche Auszahlungswert erreichte 2024 56,86 Cent (2023 58,52 Cent) für Milch mit natürlichen Inhaltsstoffen inkl. USt. (- 2,8 % zum Vorjahr). Für gentechnikfreie Qualitätsmilch (mit 4,2 %
Fett, 3,4 % Eiweiß, ohne USt.) wurden durchschnittlich 48,19 Cent/kg erzielt (2023: 49,62 Cent/kg). Im Februar 2025 waren es 53,12 Cent/kg (Februar 2024: 48,19 Cent/kg).
Die Umsätze der heimischen Milchverarbeiter sind 2024 um insgesamt ca. 1,7 % auf 4,04 Mrd. € gestiegen, wobei Zuwächse sowohl im Inland als auch im Export zu verzeichnen waren.
2024 erfolgte die Verarbeitung in 69 (Vorjahr: 71) milchwirtschaftlichen Unternehmen mit 87 (VJ: 92) Betrieben und 5.850 (VJ: 5.750) Mitarbeitern. Die Ertragslage der österreichischen Molkereien ist gemäß einer Auswertung des Raiffeisenverbandes OÖ mit einem Ergebnis vor Steuern (EvS) von ca. 1 % bezogen auf den Umsatz weiterhin sehr knapp, für einige war sie negativ.
3,8 % weniger Milchbauern
Die Anzahl der Milchbauern verringerte sich 2024 um 3,8 % von 22.419 auf 21.569. Der Milchkuhbestand ist mit 535.810 um 1,3 % gefallen, im Durchschnitt hielt jeder Landwirt 24,8 Kühe, international gesehen ein sehr kleiner Wert. Die durchschnittliche Milchlieferleistung der Kühe lag bei 6.687 kg, im internationalen Vergleich ein moderater Wert, der die nachhaltige Produktion in Österreich dokumentiert.
Die durchschnittliche Anlieferung je Landwirt stieg von 157,6 t auf 166,1 t. Das durchschnittlich ausbezahlte Milchgeld je Landwirt (Umsatz aus Milchverkauf) lag mit 94.449 € um 2,4 % über dem Vorjahr. Diese Entwicklung war auch notwendig, um die Kostensteigerungen auf den Höfen zu bewältigen.
Die österreichischen Milchexporte erreichten 2024 auf Basis der vorläufigen Zahlen der Statistik Austria mit 1,78 Mrd. € einen neuen Höchstwert und konnten um 3 % weiter zulegen. Bei den Importen
gab es einen stärkeren Zuwachs auf 1,17 Mrd. € (plus 4 %), was zu einem gestiegenen, positiven Außenhandelssaldo von 613 Mio. € (+ 1,1 %) führte. Die Exportquote bezogen auf den Umsatz betrug damit ca. 44,1 %, die Importquote 28,9 %.
Die österreichische Milchwirtschaft exportiert 44,1 % seiner Produkte, dies vor allem deshalb, weil 28,9 % importiert werden. Die Hälfte der Exporte geht nach Deutschland, gefolgt von Italien, Griechenland und den Niederlanden, ähnlich verteilt liegen die Importe. Insgesamt exportiert die heimische Milchwirtschaft in über 100 Staaten.
Auffallend sind dabei die zuletzt stärker gestiegenen Importe. Diese landen zum Teil bei den Eigenmarken des Handels, weiters in der Weiterverarbeitung bzw. in der Gastronomie, vor allem dort, wo eine Kennzeichnung der Herkunft nicht erfolgt und damit der Endkunde über die Herkunft und damit über die unterschiedlichen Standards bei der Produktion im Unklaren gelassen wird. Durch die allgemeinen Kostensteigerungen der letzten Jahre besteht eine gewisse Verunsicherung bei den Konsumenten, die hier durch die mangelhafte Rechtslage bestärkt wird. „Eine verpflichtende Herkunftskennzeichnung sollte daher möglichst bald erfolgen“, so Petschar.
Wichtig ist die umwelt- und klimapolitische Tangente der Milchexporte: Österreichs Milchwirtschaft produziert sehr nachhaltig. Sie hat gemäß Studie des Joint European Research Centers der EU die EU-weit besten Klimaschutzwerte, das heißt Milchprodukte aus Österreich sind ein positiver Beitrag für das Weltklima.
Käse wichtigstes Exportprodukt
Wichtigstes Exportprodukt war Käse: Hier wurden 171.000 t (- 0,4 %) um 917,5 Mio. € (- 0,4 %) zu einem Durchschnittswert von 5,36 €/kg exportiert, während 147.000 t (+ 8,3 %) um 738 Mio. € (+ 4,9 %) zu einem Durchschnittswert von 5,02 €/kg importiert wurden.
Flüssige Milchprodukte wurden mit einem Wert von 415,6 Mio. € exportiert und um 77,3 Mio. € importiert, fermentierte Produkte wurden um 258 Mio. € exportiert und um 72 Mio. € importiert. Bei Butter stehen Exporten von 29 Mio. € Importe von 142 Mio. € gegenüber.
Die starken Außenhandelszahlen bestätigen den Erfolg der Qualitäts- und Nachhaltigkeitsstrategie der heimischen Milchwirtschaft, weiters die Tüchtigkeit der heimischen Milchwirtschaft im Export. Zuletzt konnte durch die Einführung von Tierhaltung plus der Export nach Deutschland abgesichert werden.
Irritationen im weltweiten Handel verursachten die zuletzt sehr sprunghaften Zollankündigungen des US - Präsidenten. Hier ist zu hoffen, dass am Verhandlungsweg eine für zielführende Lösung gefunden wird. Belastend für die europäische Milchwirtschaft ist auch das aktuelle Verfahren Chinas gegen Milchimporte aus der EU. Insgesamt wird aber die Entwicklung der Nachfrage am Weltmarkt positiv gesehen.
Positiv gesehen wird auch die Einführung von Tierhaltung plus. Das System erfordert zwar einen höheren Aufwand, stellt aber einen Meilenstein in der Verbesserung der Tierwohl Situation dar und wird von den Konsumenten sehr positiv bewertet. Petschar bedankt sich hier bei den Landwirten, den Kontrollstellen und den Betreuungstierärzten, die hier zusammenarbeiten. Im Hinblick auf eine Weiterentwicklung der Tierwohlkennzeichnung muss dieser positive Ansatz fortgeführt werden.
Erfreulich entwickelten sich 2024 die Verbrauchszahlen gemäß den Auswertungen der Roll-AMA: So stiegen die Absätze (mengenmäßig) in der weißen Palette um 0,7 %, in der bunten Palette um 3,4 % bei Käse um 3 % und bei den gelben Fetten um 2 %.
In Österreich wurden die Verbraucherpreise für Milchprodukte 2024 in Summe nominell billiger. Diese trugen damit zur Entlastung der Haushalte bei, auch wenn einzelne Produkte, wie Butter, etwas teurer wurden.
Seuchenschutz
Große Sorgen bereiten die seuchenpolitischen Entwicklungen, insbesondere der Ausbruch der Maul- und Klauenseuche (MKS) im angrenzenden Ungarn und der Slowakei. Die Milchwirtschaft arbeitet hier mit den Behörden eng zusammen und unterstützt alle erforderlichen Maßnahmen, um eine Einschleppung der Seuche nach Österreich zu verhindern. Auch wenn das Virus für Menschen nicht ansteckend ist und mit der Pasteurisierung Milchprodukte sicher und nicht mehr zur Übertragung geeignet sind, so wären im Seuchenfall spürbare handelspolitische Beschränkungen und massive seuchenpolitische Maßnahmen zu erwarten, die mit allen Mitteln zu verhindern sind, betonte Petschar. Er ersucht hier um besondere Vorsicht im Reiseverhalten und um Verständnis für die vorgeschriebenen Maßnahmen.
Neben der MKS ist auch die Blauzungenkrankheit (BTV) in Europa aktiv, eine durch kleine Mücken übertragbare Rinderkrankheit, die zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen und geringeren Leistungen führt. Diese Krankheit hat 2024 in wichtigen milchproduzierenden Regionen Europas zu massiven Beeinträchtigungen geführt. Ab Herbst 2024 wurden auch in Österreich erste Fällen gefunden. Hier wird über Impfprogramme ein Schutz der Tierbestände aufgebaut.
Dringenden Handlungsbedarf sieht Petschar in der Begrenzung von Auflagen und Bürokratie, die unsere hochwertigen Produkte in der Wettbewerbsfähigkeit behindern: Die geplanten EU- Auflagen aus dem Green Deal sind kritisch zu überprüfen, inwieweit diese nicht übers Ziel schießen. Handlungsbedarf sieht Petschar auch in der nicht sachgerechten bzw. nicht EU- konformen Umsetzung von EU Vorgaben in Österreich, wenn daraus nicht gerechtfertigte Mehrkosten durch neue Abgaben in Millionenhöhe entstehen. So ist in Österreich etwa für Milchkartonpackungen von den Abfüllern eine Litteringabgabe zu zahlen, obwohl für jedermann ersichtlich ist und in mehreren Studien bereits festgestellt wurde, dass Milchpackungen grundsätzlich nicht gelittert werden. Petschar fordert eine rasche Bereinigung derartiger Belastungen.
Sorgen bereiten den Verarbeitern die derzeit in Brüssel unter dem Titel „Verbesserung der Stellung der Landwirte in der Lebensmittelkette“ verhandelten Maßnahmen auf Basis der vorgelegten Entwürfe der EU-Kommission, die einen neuen Schub an Bürokratie und Mehrkosten für die Vermarktung bringen würden, ohne die Erlössituation zu verbessern. Selbst Genossenschaften, Vermarktungsorganisationen, die im Eigentum der Landwirte stehen und für diese arbeiten, wären davon massiv betroffen. Anders als bisher sollen diese Regelungen nicht freiwillig in einzelnen Ländern oder Branchen, wo dies Sinn macht, umgesetzt werden, sondern überall verpflichtend.
Gefährlich für die österreichische Qualitätsstrategie ist der Vorschlag der EU -Kommission zur Liberalisierung der Neuen Gentechnik. Ohne Zulassung und Kennzeichnung von gentechnisch veränderten Produkten wären die Produktion gentechnikfreier Produkte bzw. der grundsätzlich gentechnikfreie Biolandbau massiv in Gefahr bzw. mit massiven Mehrkosten konfrontiert.
Von der neuen Regierung erwartet Petschar auch unter Sparbedingungen eine weitere Unterstützung der Qualitäts- und Nachhaltigkeitsstrategie der Milchwirtschaft, weil dies im Interesse der Sicherung einer eigenständigen Versorgung mit hochwertigen Lebensmitteln und als Basis für einen prosperierenden ländlichen Raum von nationalem Interesse ist, schloss Petschar. (Schluss)
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