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Wien, 28. März 2025 (aiz.info)

Energiewende braucht Wind im Wald - und tragfähige Kompromisse

Fachdialog Windkraft im Wald. Wirtschaftlicher Nutzen, Klimaschutz, Naturverträglichkeit und gesellschaftliche Akzeptanz sind vereinbar

Zahlreiche Diskussionen bei Windprojekten führen zu verhärteten Fronten. Dass es auch anders geht, zeigte der Fachdialog „Windkraft im Wald“ im Naturhistorischen Museum. Die Windenergie soll bis 2030 insgesamt 10 TWh zusätzlich zur Energiewende beitragen. Ohne die Nutzung von Windenergie im Forst wird dies nicht gelingen – darin waren sich die Expert:innen des Fachdialogs einig.
 
Ob dieses Potenzial tatsächlich genutzt wird, hängt maßgeblich von einer ökosozialen Finanzpolitik und einer konstruktiven Kommunikationskultur ab, betont Hans Mayrhofer, Generalsekretär des Ökosozialen Forums und Gastgeber des Fachdialogs: „Aktuell fehlt ein strukturierter Dialog auf Augenhöhe, der die relevanten Akteur:innen an einen Tisch bringt. Mit dem geballten Wissen und der Expertise aller Beteiligten können gemeinsam Lösungen gefunden werden, die ökologisch und ökonomisch tragfähig sind. Wir brauchen dazu die Bereitschaft aller, nicht nur die eigene Position zu sehen und alles andere aus Prinzip zu blockieren.“
 
Während der Ausbau erneuerbarer Energien unbestritten notwendig ist, stellt sich die Gretchen-Frage: Wo sollen neue Windparks entstehen? Waldflächen rücken zunehmend in den Fokus. Doch die Entwicklung dieser Standorte darf nicht isoliert erfolgen. Die Basis der Planungen sind jedenfalls die Eignungszonen der Bundesländer. Von Anfang an müssen Forstwirtschaft, Energiewirtschaft, Gemeinden und Umweltorganisationen in den Prozess eingebunden werden.
 
„Windkraft und Ökologie sind keine Gegensätze. Fast die gesamte Waldfläche bleibt bei einem Projekt forstwirtschaftlich nutzbar. Die Energiewende wird umweltschonend umgesetzt und das wollen wir auch so. Dazu braucht es klug gewählte Standorte. Durch gemeinsame Projektentwicklung können Wälder und Naturräume sogar aufgewertet werden. Das stärkt sowohl die heimische Wirtschaft als auch die Biodiversität und ist gelebter Klimaschutz,“ so Florian Maringer, Geschäftsführer der IG Windkraft.
 
Breiter Konsens notwendig
 
Im aktuellen Regierungsprogramm ist festgehalten, dass „Wald-Wind-Projekte auf Basis der Windkraft-Eignungszonen der Bundesländer forciert werden“. Doch wie diese naturverträglich und wirtschaftlich sinnvoll umgesetzt werden können, ist bisher nicht ausreichend geklärt. Einig waren sich die Teilnehmer:innen des Fachdialogs, dass es dafür einen koordinierten Austausch zwischen Bund, Ländern und Gemeinden sowie eine enge Einbindung der betroffenen Interessensgruppen braucht.
 
Damit Windkraftprojekte im Wald erfolgreich realisiert werden können, ist eine abgestimmte Strategie mit klaren Leitlinien notwendig. Besonders Schadholzflächen und Nutzwälder bieten Potenzial, ohne wertvolle Waldökosysteme zu gefährden.
 
„Klare politische Rahmenbedingungen sind entscheidend, um den Windkraftausbau im Wald zu ermöglichen. Erfahrungen aus Deutschland zeigen, dass durch sorgfältige Planung und ökologische Ausgleichsmaßnahmen negative Auswirkungen minimiert und sogar positive Effekte erzielt werden können. Diese Erkenntnisse können auch für Österreich wertvoll sein“, erklärt die unabhängige Windenergieexpertin Anne Kress.
 
„Auch die Energieversorger stehen bereit, neue Projekte in den Bundesländern umzusetzen. Windkraft im Wald stellt eine Chance für regionale und dezentrale Energieversorgung in Österreich dar. Wir als Energieversorger haben hier jedenfalls Bereitschaft, gemeinsam an ökonomisch und ökologisch tragfähigen Umsetzungsvariante zu arbeiten“, unterstreicht Herbert Brandner, Leiter des Erneuerbaren-Ausbaus bei Wien Energie.
 
Energiewende braucht Dialog und Kompromiss
 
„Der weitere Ausbau der Windkraft kann nicht auf forstliche Standorte verzichten – aber er braucht klare Spielregeln und ein starkes Miteinander. Jetzt ist die Politik gefordert, die richtigen Weichen zu stellen,“ fasst Mayrhofer zusammen.
 
Dazu sind drei zentrale Maßnahmen notwendig:
Ein strukturierter Dialog der betroffenen Akteur:innen,
Verbindliche Rahmenbedingungen für den Windkraftausbau in den Bundesländern,
Konzepte, die Naturverträglichkeit, wirtschaftliche Machbarkeit und gesellschaftliche Akzeptanz vereinen. (Schluss)
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