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Linz, 23. Oktober 2025 (aiz.info)

Wald im Wandel - Holzmarkt ist stabil, dennoch droht Chaos

Stabile Preise, starke Nachfrage und neue Herausforderungen für OÖ Waldbauern

Linz, 23. Oktober 2025 (aiz.info). - Die oberösterreichischen Waldbäuerinnen und Waldbauern stehen vor einer entscheidenden Weggabelung: Während die Holzmarktlage stabil ist und die Nachfrage nach Rund- und Wertholz anzieht, gibt es bei der EU-Entwaldungsverordnung weiterhin dringenden Handlungsbedarf, trotz der am Dienstag von der EU-Kommission präsentierten gestaffelten Inkraftsetzung. Die Situation am Holzmarkt ist heuer gut, Borkenkäfer-Katastrophen sind 2025 im Wesentlichen ausgeblieben und der Waldumbau hin zum klimafitten Wald mittels Naturverjüngung und der Pflanzung standortgerechter Baumarten schreitet voran. Ziel ist es, stabile, widerstandsfähige und artenreiche Mischwälder zu schaffen, die den Herausforderungen des Klimawandels langfristig gewachsen sind. Sorgen bereitet den heimischen Kleinwaldbesitzern die überbordende Bürokratie, die trotz angekündigter Vereinfachungen durch die EU-Entwaldungsverordnung droht. Dennoch bietet die Waldbewirtschaftung viele Chancen, da Holz ein gefragter Rohstoff ist. 

"Unsere Waldbäuerinnen und Waldbauern leisten einen unschätzbaren Beitrag zur Versorgung mit nachhaltigem Holz. Bürokratische Hürden dürfen diesen Einsatz nicht gefährden - wir brauchen praktikable Lösungen statt Datenflut", betont Franz Waldenberger, Präsident der Landwirtschaftskammer OÖ.

Die EU-Kommission hat diese Woche Erleichterungen bei der Umsetzung der "Entwaldungsverordnung" angekündigt. Künftig soll nur noch der Erste in der Lieferkette Angaben zur Herkunft des Produktes machen müssen. Zudem soll die Verordnung für Kleinst- und Kleinunternehmen erst Ende 2026 gelten. Das klingt im ersten Moment gut, hilft den Bäuerinnen und Bauern aber nicht. Für die heimischen Waldbesitzer als Primärproduzenten bleibt der Aufwand für die EUDR de facto derselbe. Auch Klein- und Kleinstunternehmen werden durch den Änderungsvorschlag nicht entlastet. Für große Unternehmen in der nachgelagerten Lieferkette soll die Verordnung bereits mit Ende 2025 gelten. Bisherige Erfahrungen zeigen, dass diese Unternehmen die ihrerseits benötigten Referenznummern auch bei Klein- und Kleinstunternehmen einfordern werden.

"Ein Chaos am Holzmarkt ist damit vorprogrammiert, schon allein deshalb, weil bisher von einer allgemeinen Verschiebung um ein weiteres Jahr für alle Marktteilnehmer die Rede war. Viele Kleinwaldbesitzer sind mit der überbordenden Bürokratie überfordert und werden vermutlich ihren Holzeinschlag drosseln. Zwei Drittel des heimischen Holzaufkommens stammt aber aus eben diesem bäuerlichen Kleinwald", erläutert Waldenberger.

Die technische Hürde durch die verpflichtende Weitergabe von Daten ins EU-Informationssystem bleibt bestehen, welche nicht nur den Wald, sondern auch Soja- und Rinderbauern trifft. "Das erzeugt ungeheuer große Datenmengen, viel Bürokratie, jedoch keinen Mehrnutzen. Außerdem bin ich überzeugt davon, dass mit dieser Verordnung Rodungen und Waldvernichtung in Asien oder Südamerika nicht verhindert werden können", betont Waldenberger.

Drastische Vereinfachung dringend gefordert

Bereits vor einem Jahr wurde die Anwendung der EU-Entwaldungsverordnung (EUDR) in letzter Sekunde um ein Jahr verschoben. Inhaltlich wurde seither nichts an der Rechtslage geändert. Die diese Woche vorgelegten, angeblichen Vereinfachungen lösen das Kernproblem nicht. Deshalb ist es längst überfällig, die Verordnung praxistauglich zu gestalten und tatsächlich zu vereinfachen, anstatt zu beschwichtigen.

"Wir fordern vehement die Einführung einer vierten sogenannten Null-Risiko-Kategorie für Länder, in denen das Risiko von Entwaldung vernachlässigbar ist. Marktteilnehmer aus diesen Ländern sollen nicht mehr im Voraus nachweisen müssen, dass ihre Produkte nicht aus entwaldeten Flächen stammen. Stattdessen soll eine landesweite Referenznummer eingeführt werden, die für alle Betriebe gilt und die Anforderungen des EU-Informationssystems erfüllt. Die Sicherstellung des Walderhalts soll weiterhin durch die nationale Forstbehörde erfolgen", erläutert Waldenberger.

Das österreichische Forstgesetz hat die Walderhaltung als oberstes Gebot. Darin sind auch restriktive Rodungsbestimmungen enthalten. Die Waldfläche Österreichs hat in den vergangenen Jahren nachweislich sogar zugenommen, wie das der periodisch stattfindenden österreichische Waldinventur zu entnehmen ist. Die Waldfläche Oberösterreichs hat sich in den vergangenen 20 Jahren um 8.000 Hektar erhöht, jene Österreichs um 58.000 Hektar, was der Größe des Bezirks Grieskirchen entspricht. Die Landwirtschaftskammer OÖ lehnt daher einen sinnlosen, bürokratischen und teuren Zusatzaufwand bei der Bewirtschaftung der heimischen Wälder strikt ab.

Holz als Jobmotor

Die Holz- und Forstwirtschaft beschäftigt allein in Oberösterreich rund 70.000 Menschen, jeder 15. heimische Arbeitsplatz ist auf den Sektor Forst- und Holzwirtschaft zurückzuführen. Jeder 17. Euro der österreichischen Bruttowertschöpfung wird durch die Forst- und Holzwirtschaft erwirtschaftet. Der Wald- und Holzsektor zählt mit einem Exportüberschuss von rund vier Milliarden Euro zu den wesentlichen Stützen des Wirtschaftsstandortes Österreich, vergleichbar mit dem Beitrag des Tourismus: Das zeigt: Nachhaltige Waldbewirtschaftung sichert nicht nur die Stabilität und Vitalität der heimischen Wälder, sondern auch Arbeitsplätze und Lebensqualität.

Hochwertiges Brennholz vom Bauern

Die Übergangszeit ist auch die Zeit der Kachel- und Schwedenöfen. Unter dem Gütesiegel "Ofenholz" produzieren heimische Waldbauern - zusammengeschlossen im Verein Ofenholz - regional hochwertiges, trockenes Brennholz mit einem Wassergehalt unter 20%. Der Preis für einen Raummeter geschlichtetes Buchenholz (Stückholz mit 33 cm Länge) beträgt aktuell rund 145 Euro, wobei es regionale Preisunterschiede gibt. Die Preise sind damit gegenüber dem Vorjahr stabil bzw. mancherorts geringfügig gesunken. Dies liegt vorwiegend daran, dass sich viele in Zeiten der "Energiekrise" mit entsprechend großen Brennholzmengen eingedeckt haben. Dementsprechend ist bei diesen Kunden die Brennholznachfrage vorübergehend etwas abgeflaut. Informationen unter www.ofenholz.at

Holzmarktlage ist stabil und es herrscht eine rege Nachfrage

Derzeit ist ein guter Zeitpunkt, um anstehende Holznutzungen durchzuführen, da eine rasche Vermarktung gewährleistet ist. Der verregnete und kühle Sommer stärkte die Vitalität der Bäume und der Käferholzanfall war heuer wesentlich geringer als in den vergangenen Jahren. "Für unsere Wälder war dieses Wetter ein Segen. Jetzt prägen die gute Nachfrage nach Holz und die Erwartung verstärkter Holznutzung den Holzmarkt", erläutert Franz Kepplinger, Obmann des Waldverbandes OÖ.

Der Holzpreis für Sägerundholz ist in den letzten Monaten schrittweise gestiegen. Gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres ist der Sägerundholzpreis um rund 20 Euro pro Festmeter höher. Der aktuelle Holzpreis befindet sich für Fichte, BC-Qualität ab einem Mittendurchmesser von 20 cm bei 120 bis 123 Euro pro Festmeter und einzelne Abnehmer zahlen für benötigte Längenausformungen einen Bonus. In Phasen von guten Rundholzpreisen besteht auch für Qualitäten oder Baumarten mit Abschlägen eine bessere Absatzmöglichkeit. So befindet sich zum Beispiel der Holzpreis für Kiefer-Sägerundholz, BC-Qualität ab einem Mittendurchmesser von 20 cm bei 87 bis 92 Euro pro Festmeter. 

Entgegen dieser Entwicklung gibt es beim Industrieholz weiterhin keine preisliche Verbesserung. Die Industrieholz-Preise bleiben überwiegend gleich. Das bestehende Preisniveau liegt zwischen 74 und 80 Euro pro Atro-Tonne. 

Die gesamten Holzpreise wurden bis Ende Dezember fixiert und damit ist Marktstabilität und Planungssicherheit gegeben. 

Aktive Holznutzung empfohlen

Die derzeit positive Holzmarktlage bietet den passenden zeitlichen Rahmen, um in den nächsten Wochen anstehende oder schon länger aufgeschobene Holznutzungen verstärkt und zügig durchzuführen. "Ich empfehle den Waldbesitzern: Nutzen Sie die nächsten Tage, um bei einer Waldbegehung - gerne auch gemeinsam mit dem Waldhelfer - als ersten Schritt die heurigen Nutzungen festzulegen. Dabei ist auch wichtig abzustimmen, wann und wie der Einsatz erfolgen wird - selbst oder durch forstliche Dienstleister. Denn immer mehr Einsätze erfolgen maschinell mit Harvester oder im Steilgelände mit Seilbahnen und dazu bedarf es einer zeitgerechten Planung. Die Einsatzorganisation übernimmt der Waldhelfer, eine frühe Planung mit flexiblem Produktionszeitraum ist für die Absatzoptimierung wesentlich", betont Kepplinger.

Laubholzmarkt

Bei den Laubholzverhandlungen für die bevorstehende Saison wurde wieder deutlich, dass weiterhin die Baumarten Eiche aber auch Esche in allen Qualitäten gut nachgefragt sind. Bei anderen Baumarten beschränkt sich die Nachfrage auf gute Qualitäten. Bei der Esche konnten auch preisliche Erhöhungen erreicht werden. Laubholznutzungen sollten gezielt durchgeführt werden und eine Mindestmenge von rund 10 bis 15 Festmetern Sägerundholz ist wünschenswert. Das sägefähige Laubholz sollte bereits im Herbst produziert werden, denn bis Ende Jänner ist üblicherweise der beste Zeitraum für die Vermarktung. Das restliche, nicht sägefähige Laubholz sollte als Industrieholz ausgeformt werden und nur das verbleibende "Überholz" der Hackguterzeugung zugeführt werden. Im Bereich der Energieholz-Vermarktung wird auch in den nächsten Monaten eine angespannte Absatzlage erwartet. 

Die Waldhelfer unterstützen die Waldbäuerinnen und Waldbauern bei der Nutzungsplanung und Auszeige der Waldfläche. Dazu steht jedem Waldbesitzer das kostenlose Angebot von drei Stunden Auszeige oder Beratung durch einen Waldhelfer zur Verfügung. 

Wertholzsubmissionen

Die Vorbereitungen zu Nadelholz- und Laubholzsubmission sind bereits angelaufen. Submissionstaugliche, nahezu fehlerfreie Erdstämme (der besonders wertvolle Abschnitt eines Baumstamms direkt über dem Wurzelansatz) und makellose Zweitlängen in Furnier-, Teilfurnier- oder A-Qualität sind auf den Submissionsplätzen gern gesehene Objekte und können sicher zufriedenstellend verkauft werden. Eine rechtzeitige Meldung beim örtlichen Waldhelfer ist notwendig. Dieser unterstützt die Lieferanten bei der Organisation - bei Auswahl, Ausformung und Anlieferung. 

Nadel-Wertholzsubmission
Die Nadel-Wertholzsubmission wird in der Zeit von November bis Dezember 2025 stattfinden. Zur Nadel-Wertholzsubmission sind vor allem Fichte, Tanne und Lärche erwünscht, aber auch andere Nadelbäume haben bei entsprechender Qualität das Potential, gute Preise zu erzielen. Für zufriedenstellende Verkaufserlöse im Rahmen der Submission ist beim Nadel-Wertholz ein feiner, gleichmäßiger Jahrringaufbau, frei von Harzgallen und ohne Reaktionsholz (Buchs) sowie eine nahezu astfreie Manteloberfläche Voraussetzung.

Laub-Wertholzsubmission
Die bereits zum 23. Mal stattfindende Laub-Wertholzsubmission wird in gewohnter Weise Anfang Jänner 2026 in St. Florian bei Linz organisiert. Die Anlieferung der Wertholzstämme nach St. Florian wird wieder bezirksweise organisiert und ist ab Mitte Dezember 2025 bis 2. Jänner 2026 möglich. Der Submissionstag und die Ergebnispräsentation finden am 30. Jänner 2026 in St. Florian statt.
 
Detaillierte Informationen zum Ablauf der beiden Submissionen (Auswahl der Stämme, Anlieferung, Abwicklung, etc.) erhalten interessierte Waldbesitzer beim örtlichen Waldhelfer sowie in Büro des Waldverbandes OÖ in Linz.

58. OÖ. Landeswaldbauerntag am 6. November 2025

Der Landeswaldbauerntag findet am 6. November in der Kürnberghalle in Leonding statt. Dieser ist der größte forstliche Branchentreff in OÖ. Neben den vereinsrechtlichen Agenden beschäftigen sich Fachvorträge mit dem Themenkomplex: "Klimaveränderung und Wetterextreme fordern (überfordern) die Waldbewirtschafter"
 
Programm:
+ "Klimaresistenter Forstbetrieb" - welche Bewirtschaftungskonzepte braucht es? Erfahrungen und Rückschlüsse aus 40 Jahren Betriebsführertätigkeit
Förster Ing. Martin Exenberger, Ernsthof Forstverwaltungsges.m.b.H 

+ Bedeutung und Vielseitigkeit der Waldforschung Wie kann der "Werkzeugkoffer" für die aktiven Waldbewirtschafter erweitert werden? 
DI Dr. Peter Mayer, Leiter des Bundesforschungszentrums für Wald (Schluss)
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