Vogelgrippe überall auf US-Farmen
A(H5N1) in verschiedensten Proben gefunden - Vom Kuheuter bis zum Abwasser
Während die Administration von Donald Trump die Geldmittel für Forschung, für Projekte mit mRNA-Vakzinen und sogar für potenzielle Vogelgrippe-Pandemie-Impfstoffe gekürzt bzw. gestoppt hat, sind die USA in eine veritable Krise durch A(H5N1) in der Landwirtschaft geschlittert. "Das (Vogelgrippe-)Virus ist buchstäblich überall auf den Farmen", haben Wissenschafter bei groß angelegten Untersuchungen festgestellt, wie die APA berichtet.
"Das infektiöse Vogelgrippe-Virus wurde in Milch, auf Geräten wie Melkmaschinen und im Abwasser gefunden, ebenso in der Luft als Aerosol in kalifornischen Milchviehbetrieben", schrieb jetzt die britische Wissenschaftszeitschrift "Nature" mit Hinweis auf eine Preprint-Studie (bioRXiv).
Die Alarmglocken schrillen. "Auf diesen Farmen gibt es viele A(H5N1)-Viren", wurde Seema Lakdawala, außerordentlicher Professor für Mikrobiologie und Immunologie an der Emory University School of Medicine (Atlanta/US-Bundesstaat Georgia) und leitender Autor der neuen Studie zitiert, die noch keine wissenschaftliche Peer-Review durchlaufen hat. "Es ist überall (auf betroffenen Farmen; Anm.). Wir müssen die Biosicherheitsmaßnahmen ausweiten und versuchen, zu kontrollieren, wo das Virus ist." Ähnlich äußerte sich Richard Webby vom weltbekannten St. Jude Kinderkrankenhaus und Forschungszentrum (Memphis): "Es handelt sich (bei den betroffenen Farmen; Anm.) um eine irrwitzig stark kontaminierte Umgebung."
Situation einzigartig
Ganz ähnlich charakterisieren US-Veterinärwissenschafter die Situation. Jason Lombard von der Colorado State University schrieb jetzt in der US-Fachzeitschrift "Journal of Dairy Science": "Der A(H5N1)-Ausbruch bei Kühen ist anders als alles, was wir zuvor gesehen haben - die Viren haben eine außergewöhnliche Fähigkeit, sich zwischen landwirtschaftlichen Betrieben und zwischen Kühen innerhalb einer Farm auszubreiten. Es ist der seit hundert Jahren größte Ausbruch einer Infektionskrankheit in der US-Milchwirtschaft. Er zeigt unser Unvermögen auf, solche Ereignisse zu entdecken, zu dokumentieren und zu managen."
Bisher wurden in den USA bereits 28 Millionen Stück Geflügel wegen der "Vogelgrippe" A(H5N1) geschlachtet. Doch die Gefahr geht darüber hinaus. Das liegt auch daran, dass noch nicht ganz genau geklärt ist, wie sich die Erreger weiter verbreiten und wie sie ursprünglich in diesem Ausmaß aus der Vogelwelt in die Milchwirtschaft eindringen konnten. "Das A(H5N1)-Virus bindet an den Neuraminidase-Rezeptoren, die in den Eutern und Atemwegen von Kühen reichlich vorhanden sind. Das bedeutet, dass das Einatmen des Virus und der Kontakt mit infizierter Milch Möglichkeiten für die Ausbreitung auf einem Bauernhof sind", skizzierte Lombard die bisherigen Erkenntnisse.
Und dann gibt es die Bedenken, dass die Erreger breit auf den Menschen überspringen könnten. "Wir haben 70 bestätigte A(H5N1)-Fälle im Zusammenhang mit diesem Ausbruch gesehen, von denen die meisten Menschen waren, die mit Rindern oder Geflügel arbeiteten", berichtete Cherissa Abdul-Hamid von der Gesundheitsbehörde des US-Bundesstaates Texas.
Mutationen könnten Mensch-zu-Mensch-Übertragung erleichtern
Die Erkrankungen verliefen im Allgemeinen mild, vor allem mit Bindehautentzündung des Auges oder leichten grippeähnlichen Symptomen. US-Forscher fanden in einer Virusprobe Mutationen in einem Teil des A(H5N1)-Genoms, von dem bekannt ist, dass es sich ändert, wenn sich Vogelviren an den Menschen so anpassen, dass sie leichter übertragen werden.
"Es ist nicht klar, ob diese bestimmte Mutation dem Virus geholfen hätte, Menschen effektiver zu infizieren. Glücklicherweise hat sich diese Version des Erregers nicht vermehrt: Sie scheint schnell entstanden und ebenso schnell wieder ausgestorben zu sein", hieß es dazu in "Nature". Eine weitere Studie, die von Webby und seinem Team in der Zeitschrift "Nature Communications" erst vor einigen Wochen veröffentlicht worden ist, fand heraus, dass das Virus, das bei Rindern vorkommt, immer noch sehr ähnlich aussieht wie das Virus, das bei Vögeln zirkuliert. Und das "Rindervirus" konnte sich wiederum nicht unter Frettchen ausbreiten, die sonst als Modellorganismen für die Influenza-Forschung dienen.
Vakzine dringend benötigt
Alle Experten sind sich übrigens einig: Die Situation in den USA sollte als Notfall für die öffentliche Gesundheit angesehen werden. Benötigt würden landesweite Kontrollmaßnahmen mit Proben aus allen US-Bundesstaaten zur Bestimmung der wahren Größe des Ausbruchs. Gleichzeitig sollten auch die Tests in verschiedenen Tierpopulationen ausgeweitet werden. Die dritte Forderung, so auch die Veterinärmediziner im "Journal of Dairy Science": "Man sollte A(H5N1)-Vakzine für jeden Menschen bereitstellen, der einem Kontakt mit infizierten Tieren ausgesetzt sein könnte."
Bis zur Beherrschung der Ausbrüche auf den US-Farmen sollen in den Vereinigten Staaten sehr einfache Mittel helfen, zumindest die Konsumenten zu schützen. "Vor allem ist es wichtig, zu vermitteln, dass die Pasteurisierung ein sehr wirksames Instrument bei der Inaktivierung des Virus in Milch bleibt, (...) ebenso wie ordnungsgemäß gekochtes Rindfleisch, Geflügel und Eier", betonte Lombard. (Schluss)
"Das infektiöse Vogelgrippe-Virus wurde in Milch, auf Geräten wie Melkmaschinen und im Abwasser gefunden, ebenso in der Luft als Aerosol in kalifornischen Milchviehbetrieben", schrieb jetzt die britische Wissenschaftszeitschrift "Nature" mit Hinweis auf eine Preprint-Studie (bioRXiv).
Die Alarmglocken schrillen. "Auf diesen Farmen gibt es viele A(H5N1)-Viren", wurde Seema Lakdawala, außerordentlicher Professor für Mikrobiologie und Immunologie an der Emory University School of Medicine (Atlanta/US-Bundesstaat Georgia) und leitender Autor der neuen Studie zitiert, die noch keine wissenschaftliche Peer-Review durchlaufen hat. "Es ist überall (auf betroffenen Farmen; Anm.). Wir müssen die Biosicherheitsmaßnahmen ausweiten und versuchen, zu kontrollieren, wo das Virus ist." Ähnlich äußerte sich Richard Webby vom weltbekannten St. Jude Kinderkrankenhaus und Forschungszentrum (Memphis): "Es handelt sich (bei den betroffenen Farmen; Anm.) um eine irrwitzig stark kontaminierte Umgebung."
Situation einzigartig
Ganz ähnlich charakterisieren US-Veterinärwissenschafter die Situation. Jason Lombard von der Colorado State University schrieb jetzt in der US-Fachzeitschrift "Journal of Dairy Science": "Der A(H5N1)-Ausbruch bei Kühen ist anders als alles, was wir zuvor gesehen haben - die Viren haben eine außergewöhnliche Fähigkeit, sich zwischen landwirtschaftlichen Betrieben und zwischen Kühen innerhalb einer Farm auszubreiten. Es ist der seit hundert Jahren größte Ausbruch einer Infektionskrankheit in der US-Milchwirtschaft. Er zeigt unser Unvermögen auf, solche Ereignisse zu entdecken, zu dokumentieren und zu managen."
Bisher wurden in den USA bereits 28 Millionen Stück Geflügel wegen der "Vogelgrippe" A(H5N1) geschlachtet. Doch die Gefahr geht darüber hinaus. Das liegt auch daran, dass noch nicht ganz genau geklärt ist, wie sich die Erreger weiter verbreiten und wie sie ursprünglich in diesem Ausmaß aus der Vogelwelt in die Milchwirtschaft eindringen konnten. "Das A(H5N1)-Virus bindet an den Neuraminidase-Rezeptoren, die in den Eutern und Atemwegen von Kühen reichlich vorhanden sind. Das bedeutet, dass das Einatmen des Virus und der Kontakt mit infizierter Milch Möglichkeiten für die Ausbreitung auf einem Bauernhof sind", skizzierte Lombard die bisherigen Erkenntnisse.
Und dann gibt es die Bedenken, dass die Erreger breit auf den Menschen überspringen könnten. "Wir haben 70 bestätigte A(H5N1)-Fälle im Zusammenhang mit diesem Ausbruch gesehen, von denen die meisten Menschen waren, die mit Rindern oder Geflügel arbeiteten", berichtete Cherissa Abdul-Hamid von der Gesundheitsbehörde des US-Bundesstaates Texas.
Mutationen könnten Mensch-zu-Mensch-Übertragung erleichtern
Die Erkrankungen verliefen im Allgemeinen mild, vor allem mit Bindehautentzündung des Auges oder leichten grippeähnlichen Symptomen. US-Forscher fanden in einer Virusprobe Mutationen in einem Teil des A(H5N1)-Genoms, von dem bekannt ist, dass es sich ändert, wenn sich Vogelviren an den Menschen so anpassen, dass sie leichter übertragen werden.
"Es ist nicht klar, ob diese bestimmte Mutation dem Virus geholfen hätte, Menschen effektiver zu infizieren. Glücklicherweise hat sich diese Version des Erregers nicht vermehrt: Sie scheint schnell entstanden und ebenso schnell wieder ausgestorben zu sein", hieß es dazu in "Nature". Eine weitere Studie, die von Webby und seinem Team in der Zeitschrift "Nature Communications" erst vor einigen Wochen veröffentlicht worden ist, fand heraus, dass das Virus, das bei Rindern vorkommt, immer noch sehr ähnlich aussieht wie das Virus, das bei Vögeln zirkuliert. Und das "Rindervirus" konnte sich wiederum nicht unter Frettchen ausbreiten, die sonst als Modellorganismen für die Influenza-Forschung dienen.
Vakzine dringend benötigt
Alle Experten sind sich übrigens einig: Die Situation in den USA sollte als Notfall für die öffentliche Gesundheit angesehen werden. Benötigt würden landesweite Kontrollmaßnahmen mit Proben aus allen US-Bundesstaaten zur Bestimmung der wahren Größe des Ausbruchs. Gleichzeitig sollten auch die Tests in verschiedenen Tierpopulationen ausgeweitet werden. Die dritte Forderung, so auch die Veterinärmediziner im "Journal of Dairy Science": "Man sollte A(H5N1)-Vakzine für jeden Menschen bereitstellen, der einem Kontakt mit infizierten Tieren ausgesetzt sein könnte."
Bis zur Beherrschung der Ausbrüche auf den US-Farmen sollen in den Vereinigten Staaten sehr einfache Mittel helfen, zumindest die Konsumenten zu schützen. "Vor allem ist es wichtig, zu vermitteln, dass die Pasteurisierung ein sehr wirksames Instrument bei der Inaktivierung des Virus in Milch bleibt, (...) ebenso wie ordnungsgemäß gekochtes Rindfleisch, Geflügel und Eier", betonte Lombard. (Schluss)
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