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Klagenfurt, 30. August 2024 (aiz.info)

Sägeindustrie und Holzhandel leiden unter schwacher Baukonjunktur und Bürokratie

Aktivere Wirtschaftspolitik gefordert - EU-Entwaldungsverordnung nicht umsetzbar

"Die Sägeindustrie behauptet sich seit fast zwei Jahren in einem schwierigen Umfeld", so umschreibt Markus Schmölzer, Vorsitzender der österreichischen Sägeindustrie, anlässlich des Internationalen Holztages 2024 die Situation der Branche und erläutert: "Die Baukonjunktur bleibt schwach und unsere Verkaufspreise stagnieren, während die Kosten für Rohstoffe, Energie und Personal deutlich gestiegen sind." Österreichs Sägeindustrie produzierte 2023 10 Prozent weniger Schnittholz, für 2024 wird eine leicht gestiegene Produktionsmenge erwartet. Der Holzhandel zeichnet ein ähnliches Bild. "Derzeit sind wir in fast allen Bereichen mit Absatz- sowie Umsatzverlusten konfrontiert. Die Rezession in der Bauwirtschaft und in der Industrie belastet unsere Mitglieder", sagt Franz Teuschler, Vorsitzender-Stv. des österreichischen Holzhandels und ergänzt: "Der Verpackungssektor läuft besser als der Bau, ist aber unter Druck geraten."
 
Auch auf den für die Holzwirtschaft wichtigen Auslandsmärkten gab es 2023 für die traditionell stark exportorientierten Unternehmen der Sägeindustrie und des Holzhandels einen Dämpfer. Die Exporte von Nadelschnittholz als Grundlage für viele Bauanwendungen gingen um 8 Prozent zurück. Im Jahr 2024 hat eine leichte Erholung eingesetzt: Bis Mai war bei den Nadelschnittholzexporten ein Mengenzuwachs von 8 Prozent zu verzeichnen. Allerdings konnten die gestiegenen Kosten im Verkauf nicht kompensiert werden.
 
Aktive Wirtschaftspolitik
 
Trotz der Schwäche der Baukonjunktur ist Schmölzer für den Baustoff Holz zuversichtlich: "Das Interesse am Bauen mit Holz ist weiterhin groß, aber die Finanzierungskosten am Bau sind zu hoch. Wer mit Holz baut, baut nachhaltig, baut mit einem nachwachsenden Rohstoff und lagert langfristig sowie stabil Kohlenstoff ein. Dazu ermöglicht der hohe Vorfertigungsgrad kürzere Bauzeiten mit weniger Staub und Lärm." Umso wichtiger ist, dass die Säge- und Holzindustrie auch wirtschaftlich erfolgreich ist. "Unsere Unternehmen müssen wieder Geld verdienen und ihre Kapazitäten effizient auslasten, sonst drohen der Wertschöpfungskette Holz und damit dem Wirtschaftsstandort Österreich erheblicher Schaden", warnt Schmölzer und betont: "Von der nächsten Bundesregierung fordern wir eine aktivere Wirtschaftspolitik mit Impulsen für den Wohnungsbau und Sanierungsmaßnahmen, die die Wertschöpfung im Land steigert."
 
Großbaustelle EUDR
 
Die EU-Entwaldungsverordnung, kurz EUDR, bereitet Sägeindustrie und Holzhandel Kopfzerbrechen. "Es ist der EU-Kommission in mehr als 12 Monaten nach Inkrafttreten nicht gelungen, wesentliche Umsetzungsfragen so zu beantworten, dass unseren Unternehmen eine rechtssichere und wirtschaftliche Anwendung der EUDR möglich ist", kritisiert Schmölzer und sagt weiter: "Die bisher verstrichene Zeit fehlt unseren Unternehmen, um Maßnahmen zu ergreifen und zum Beispiel die IT-Systeme anzupassen. Daher ist es fair und notwendig, wenn unserer Branche eine längere Umsetzungsfrist von mindestens 12 Monaten eingeräumt wird." Im Holzhandel sorgt der Daten- und Lieferantenschutz für massive Verunsicherung. Dazu erklärt Teuschler: "Es kann nicht sein, dass ein Händler sämtliche Vorlieferanten an seine Endkunden bekannt geben muss. Lediglich die prüfende Behörde sollte darauf Zugriff haben. Andernfalls könnten Marktteilnehmer übergangen und aus dem Markt gedrängt werden. Bisher gibt es zu diesem Problem noch keinen Vorschlag seitens der EU-Kommission."
 
Sägeindustrie und Holzhandel halten an ihrer grundsätzlichen Kritik an der EUDR fest. "Die großflächige Entwaldung findet auf anderen Kontinenten statt, in Österreich und Europa wachsen die Wälder seit Jahrzehnten. Dennoch müssen unsere Mitglieder nachweisen, dass von ihnen verarbeitetes Holz nicht durch Entwaldung in den Markt gekommen ist. Das grundlegende Problem der EUDR ist, dass sie gemessen am Bürokratieaufwand keinen Mehrwert bringt. Ob und wie die EUDR jemals technisch und rechtlich umsetzbar sein wird, ist völlig unklar", gibt Schmölzer zu bedenken. Teuschler betont: "Die EUDR ist ein Angriff auf die vielen kleinen, mittelständischen Familienbetriebe, die die österreichische Wirtschaft prägen. Sie ist ein weiteres Beispiel von überbordender Bürokratie und schadet dem Gedanken eines gemeinsamen Europas."
 
Green Deal mit der Holzwirtschaft
 
Der Green Deal als bisheriger Fahrplan der EU-Klima- und Umweltpolitik hat die anfangs positive Einschätzung in der Holzwirtschaft nicht erfüllt. Einige politische Initiativen der Europäischen Union mit Bezug zur Forstwirtschaft können dazu führen, die Bewirtschaftung der Wälder einzuschränken. Entweder ginge es darum, große Waldflächen unter noch strengeren gesetzlichen Schutz zu stellen und die Waldbewirtschaftung einzuschränken oder darum, den Kohlenstoffaufbau im Wald zu forcieren. "Von der EU fordern wir ein klares Bekenntnis zur nachhaltigen Waldbewirtschaftung. Ohne Holzernte gibt es keinen klimafreundlichen Holzbau. Und ohne Waldbewirtschaftung gibt es keine klimafitten Wälder. Daher sollten die bisherigen Green-Deal-Beschlüsse angepasst werden, falls sie die Nutzung der nachwachsenden und nachhaltigen Ressource Holz unverhältnismäßig einschränken. Wir brauchen einen Green Deal, der eine zuverlässige und wirtschaftliche Rohstoffverfügbarkeit garantiert", fordert Schmölzer.
 
"Der Ansatz, die Bioökonomie zu stärken und die Holzverwendung auszuweiten, ist positiv", betont Teuschler und ergänzt: "Klimaschutz, Ressourcenschonung, Kreislaufwirtschaft und nachhaltiges Wirtschaften; die Forst- und Holzwirtschaft kann zu diesen Zielen viel beitragen. Daher erwarten wir vom neu gewählten EU-Parlament und von der neuen EU-Kommission künftig einen Dialog mit den Praktikern und weniger Anordnungen über unsere Köpfe hinweg." (Schluss)
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