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Innsbruck, 19. September 2025 (aiz.info)

Hochwasserschutz: Wasserverbände und LK Tirol unterzeichnen Rahmenvereinbarung

Bedeutender Projekt-Baustein

Der Hochwasserschutz im Tiroler Unterland umfasst zwei komplexe Projekte, die von den Wasserverbänden im Mittleren und Unteren Unterinntal umgesetzt werden. Um Siedlungs- und Wirtschaftsraum zu schützen, braucht es verschiedene Maßnahmen, für die auch landwirtschaftliche Flächen in Anspruch genommen werden müssen. Im Rahmenübereinkommen sind alle wesentlichen Details für ein faires und partnerschaftliches Miteinander zwischen Grundeigentümern und Wasserverbänden enthalten. 
  
Das Thema Hochwasserschutz beschäftigt die betroffenen Gemeinden im Inntal bereits seit vielen Jahren intensiv. Nun wurde ein wesentlicher Meilenstein erreicht: Das Rahmenübereinkommen, das als Basis für alle mit betroffenen Grundeigentümer:innen zu erstellende Verträge dient, wurde von den Wasserverbänden und der Landwirtschaftskammer fertiggestellt und unterzeichnet. 

„Das Rahmenübereinkommen ist die Basis für die Errichtung der dringend benötigten Retentionsräume – also die Optimierung bereits natürlicher Überflutungsflächen. Es regelt sämtliche rechtliche Aspekte der landwirtschaftlich genutzten Flächen in den Überflutungsgebieten. Auch die entsprechende Wiederherstellung und Entschädigung nach dem Hochwasserereignis sind detailliert geregelt.  Das war für uns als Interessenvertretung ein entscheidender Punkt, um all jenen Mitgliedern, die betroffen sind, die höchstmögliche Sicherheit und bestmögliche Abwicklung zu gewähren“, erläutert Landwirtschaftskammer Tirol-Präsident Josef Hechenberger.

„Die Vereinbarung stellt die Grundlage für eine dauerhafte, partnerschaftliche Zusammenarbeit zwischen Grundeigentümer:innen und Wasserverbänden dar“, unterstreichen Michael Huber, Obmann des Wasserverbandes Hochwasserschutz Mittleres Unterinntal, und Michael Riedhart, Obmann des Wasserverbandes Hochwasserschutz Unteres Unterinntal. 
  
Umfassender Schutz

Neben den Schutzbauten (Linearmaßnahmen) direkt am Inn benötigen die Hochwasserschutzmaßnahmen im Unterinntal zur Kompensation Rückhaltebecken, in denen das Hochwasser zwischengespeichert werden kann. Diese Flächen, die bei einem hundertjährlichen Hochwasser ohnehin schon überflutet werden, werden durch die Projekte der Wasserverbände optimiert um eine größere Wassermenge aufnehmen zu können. Das Hochwasser wird bei Überflutungsgefahr kontrolliert eingeleitet, zurückgehalten und nach Absinken des Innpegels wieder in den Fluss zurückgeführt. 

Huber und Riedhart führen aus: „Mit dem Rahmenübereinkommen verpflichten sich die Wasserverbände zur Schad- und Klagloshaltung der Grundeigentümer:innen im Hochwasserfall. Die Flächen in den Retentionsräumen können auch in Zukunft für die landwirtschaftliche Nutzung oder Kulturen verwendet werden. Dazu zählen jegliche Formen, beispielsweise Acker-, Gemüse- oder Obstbau oder Weidewirtschaft. Das Rahmenübereinkommen zusammen mit dem Entschädigungsmodell stellt für die Grundeigentümer:innen so eine wesentliche Verbesserung im Vergleich zur Entschädigung durch den Katastrophenfonds dar. 

Das hebt auch Romed Giner, Obmann des Ausschusses für Hochwasserschutz in der Landwirtschaftskammer Tirol, hervor: „Dieses Projekt betrifft teilweise produktivste Böden. Als Vertreter der Landwirtschaft war es mir daher besonders wichtig, alle Aspekte abzubilden, um auch in Zukunft die Produktion auf diesen Flächen zu sichern. Nur so können wir auf unseren Feldern in gewohnt hoher Qualität Lebensmittel herstellen und über die Vegetationsperiode hinweg ein verlässlicher Partner für unsere Kund:innen bleiben.“ 
  
Entschädigungen durch Bund, Land und die Wasserverbände 

Das Entschädigungsmodell und das Rahmenübereinkommen sehen Erstentschädigungen zur Einräumung der grundbücherlichen Dienstbarkeit vor. „Der Bund fördert die Erstentschädigung mit bis zu 85 Prozent. Das Land Tirol übernimmt wiederum vom verbleibenden Gemeindeanteil des Wasserverbands nochmals bis zu 50 Prozent“, so Huber und Riedhart. Die Entschädigungen im Anlassfall und Maßnahmen zur Wiederherstellung der Flächen werden in großen Teilen durch den kommenden Solidaritätsfonds gefördert. Dieser wurde von der Landesregierung jüngst auf den Weg gebracht. 

Den Stellenwert des Projektes unterstreicht LHStv. Josef Geisler: „Der Hochwasserschutz im Unterinntal ist ein Mammutprojekt mit einem Investitionsvolumen von mehreren hundert Millionen Euro. Das Rahmenübereinkommen zwischen der Landwirtschaftskammer als Vertreterin der Grundeigentümer und den beiden Wasserverbänden ist gemeinsam mit dem Solidaritätsfonds, welchen Land und Gemeinden zur Nachsorge nach Hochwasserereignissen einrichten, ein weiterer wichtiger Meilenstein für den Hochwasserschutz im Unterinntal. Mit Unterstützung von Bund und Land geht es Schritt für Schritt weiter.“ 
  
Aktueller Projektstand 

Der Wasserverband Hochwasserschutz im Mittleren Unterinntal eröffnete Anfang September die neue Steinbrücke in Schwaz. Er arbeitet an der Finalisierung der Planung für den Retentionsraum Jenbach-Stans und der Generellen Projektplanung. Der Wasserverband Hochwasserschutz im Unteren Unterinntal reichte Ende Juni das Grundsatzgenehmigungsprojekt zur wasserrechtlichen Prüfung beim Bund ein und arbeitet an der Fertigstellung der Detailplanung des Projekts. 
  
Mit dem Hochwasserprojekt im Mittleren Unterinntal werden zwischen Terfens und Münster 1.500 Häuser und 120 ha Bauland mittels 70 km Dämmen und Mauern sowie 4 Retentionsräumen (Überflutungsflächen) vor einem Jahrhunderthochwasser (HQ 100) geschützt. 
  
Im Unteren Unterinntal sichern 3 Retentionsräume und 15 Linearmaßnahmen sowie mehrere Pumpwerke und Drainagen zwischen Brixlegg und Angath 260 ha Bauland und 1.200 Gebäude. Dank des Rahmenübereinkommens werden die überwiegend landwirtschaftlich genutzten Flächen in den Retentionsräumen vollständig wiederhergestellt und die Grundeigentümer:innen entschädigt. Wertvolle Flächen zur Lebensmittelproduktion für die Region werden geschützt und bleiben erhalten. 

Über die Wasserverbände 

13 Gemeinden des Mittleren Unterinntals und des Vorderen Zillertals haben sich 2021 gemeinsam mit den Infrastrukturträgern TIWAG, ÖBB, ASFINAG und Landesstraßenverwaltung zum Wasserverband Hochwasserschutz Mittleres Unterinntal zusammengeschlossen. 

Der Wasserverband Hochwasserschutz Unteres Unterinntal ist ein Zusammenschluss der Gemeinden Brixlegg, Kramsach, Rattenberg, Radfeld, Kundl, Breitenbach und Wörgl sowie von ÖBB, ASFINAG, TIWAG und Landesstraßen. 

Ziel der Wasserverbände ist es, Menschen und Sachwerte mittels Retentionsräumen, Dämmen und Pumpwerken vor Hochwasser zu schützen. 

Weitere Informationen zu den Wasserverbänden und Hochwasserschutzprojekten sind hier zu finden: https://inn-sicherheit.at und https://wasserverband-uui.at/. (Schluss)
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