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Wien, 5. März 2025 (aiz.info)

Rübenbauern haben zum 120 Jahr-Jubiläum keinen Grund zum Feiern

Fallende Rübenpreise stehen massiv gestiegenen Produktionskosten gegenüber

Der Rübenbauernbund für NÖ und Wien, die Interessenvertretung der rund 3.400 Rübenbauern in den Bundesländern Niederösterreich und Wien und damit die größte der vier regionalen Rübenbauernorganisationen mit insgesamt 4.700 Rübenbauern, hielt heute seine jährliche Generalversammlung ab.
 
Präsident Ernst Karpfinger berichtete, dass die Stabilisierung des Zuckermarktes der letzten beiden Jahre nur von kurzer Dauer war und aktuell wieder ein Preisverfall die traurige Realität geworden ist. Ausgelöst wurde dies durch die ursprünglich vollständige Öffnung des EU-Zuckermarktes für die Ukraine. Die Folge war eine deutliche Ausweitung der Zuckerrübenflächen in der Ukraine, wodurch sich in der EU ein aggressiver Mengen- und Preisdruck ergab. „Die aktuelle Mengenbegrenzung von 263.000 Tonnen im Jahr 2024 und 110.000 Tonnen bis Juni 2025 konnte noch Schlimmeres verhindern, brachte aber den europäischen Zuckermarkt mit einem enormen Preisverfall ins Wanken, der sich im gleichen Ausmaß auf die Rübenpreise negativ auswirkte“, fasst Ernst Karpfinger die gegenwärtige Situation zusammen.

Freihandel löst Marktdruck aus  

Die europäische Rüben- und Zuckerbranche kämpft immer wieder mit den Folgen des Freihandels. Sobald sich der Markt durch Anpassung der Anbauflächen auf die neuen Gegebenheiten wieder einstellt und stabilisiert, reagiert die Europäische Kommission mit neuen Freihandelsabkommen, die dann erneut zu Markt- und Preisdruck führen. „Seit der Reform der Zuckermarktordnung 2005 - also vor 20 Jahren - sind wir Rübenbauern dieser Entwicklung ausgesetzt. Marktzutritte, die zunächst ausschließlich für Entwicklungsländer bestimmt waren, haben sich in den letzten 20 Jahren auf Südamerika, den Westbalkan, Australien und die asiatischen Länder ausgeweitet. Das zuletzt abgeschlossene Ukraine-Abkommen hat das Fass zum Überlaufen gebracht und das gegenwärtige Mercosur-Abkommen wird die Situation noch weiter verschärfen“, bringt Karpfinger die problematische Situation auf den Punkt.

Kostendruck gefährdet Wettbewerbsfähigkeit und Eigenversorgung 

In den letzten 20 Jahren sind die Rübenproduktionskosten um 60% gestiegen. Im gleichen Beobachtungszeitraum sind die Rübenpreise aber um 20% gefallen. In der Vergangenheit konnten die steigenden Kosten durch verbesserte Produktivität mittels Züchtung, technischer Weiterentwicklung und Verwendung effizienter Pflanzenschutzmittel teilweise abgefedert werden. „In den letzten Jahren sind uns durch verschärfte Auflagen im Pflanzenschutz wichtige Wirkstoffe verlorengegangen und wir müssen nun zusehen, wie unsere Rübenflächen durch Schädlinge und Krankheiten zunichte gemacht werden. Auch bei der Züchtung ist ohne neue Züchtungsmethoden kein Fortschritt mehr im erforderlichen Maß gegeben. Die Wettbewerbsfähigkeit der Zuckerrübe und damit die Eigenversorgung mit heimischem Zucker sind deutlich gefährdet“, warnt Ernst Karpfinger.

„Wenn der Europäischen Kommission die Eigenversorgung wirklich wichtig ist, so wie sie das immer wieder beteuert, sollte sie Maßnahmen ergreifen, die den europäischen Rüben- und Zuckersektor stärken. Das betrifft einerseits die Rücknahme der dramatischen Verbotspolitik im Pflanzenschutz und andererseits die unfairen Freihandelsabkommen, welche die schlechteren Produktionsstandards in diesen Ländern nicht berücksichtigen“, fordert Ernst Karpfinger von der EU-Politik ein. (Schluss)
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