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Wien, 21. Mai 2025 (aiz.info)

Maßnahmen gegen Maul- und Klauenseuche werden gelockert

Krisenmanagement zeigt Wirkung: Einschleppung nach Österreich konnte verhindert werden - Hygiene- und Biosicherheitsmaßnahmen bleiben teilweise aufrecht

In der gestrigen Sitzung im Bundesministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz (BMASGPK) wurde gemeinsam mit Vertreter:innen der Ministerien, Bundesländer, den Landesveterinärbehörden, der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES), den relevanten Interessensvertretungen, der VetMedUni Wien sowie mit Polizei, Bundesheer und Zoll über die aktuelle Seuchenlage beraten. Nach umfassender Lagebewertung und auf Grundlage der geltenden europäischen Vorgaben sowie der aktuellen Einschätzung der Expert:innen wurde beschlossen, die bislang geltenden Schutzmaßnahmen gegen die Maul- und Klauenseuche (MKS) schrittweise zu lockern.

Die strengen Überwachungszonen sind in Österreich bereits im Laufe der letzten Woche gefallen. Mit Ablauf des gestrigen Tages, sind auch die weiteren Sperrzonen im Burgenland und Niederösterreich gefallen. Zudem werden die seit Anfang April geschlossenen kleineren Grenzübergänge zu Ungarn und zur Slowakei wieder geöffnet. Damit verbunden ist auch ein Rückbau der dort eingerichteten Seuchenteppiche.

Österreich muss sich im Zuge der Bekämpfung an die umfassenden Vorgaben der Europäischen Kommission zur Bekämpfung von Tierseuchen halten. Darüber hinaus ist die epidemiologische Lage derzeit stabil: Trotz fünf Ausbrüchen in Ungarn und sechs Ausbrüchen in der Slowakei, wurde die Maul- und Klauenseuche nicht nach Österreich eingeschleppt. Die gesetzten Maßnahmen haben Wirkung gezeigt – die Ausbreitung des Erregers konnte vor der österreichischen Grenze gestoppt werden. Auch in Ungarn und der Slowakei gab es seit Mitte April keine Fälle mehr.

„In unserer Zusammenarbeit liegt unsere Stärke. Durch gemeinsames, rasches und abgestimmtes Handeln ist es uns gelungen, die Einschleppung der Maul- und Klauenseuche nach Österreich bis jetzt zu verhindern. Das war keine Selbstverständlichkeit – es war das Ergebnis harter Arbeit, hoher fachlicher Kompetenz und außergewöhnlicher Kooperation“, betont Gesundheitsstaatssekretärin Ulrike Königsberger-Ludwig. „Diese Krise hat gezeigt: Unsere Republik ist handlungsfähig – wenn wir zusammenstehen und Verantwortung übernehmen. Mein ausdrücklicher Dank gilt allen Beteiligten: den Behörden, den Einsatzkräften, der Wissenschaft und vor allem auch den Landwirtinnen und Landwirten.“

Auch Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig würdigt das Engagement aller Beteiligten: „Mit Ablauf des gestrigen Tages wurde die erweiterte Sperrzone im Osten Österreichs aufgehoben – ein Erfolg entschlossener, rascher Krisenbewältigung und vor allem ein Verdienst unserer bäuerlichen Familienbetriebe, die mit großem Verantwortungsbewusstsein zur Seuchenprävention beigetragen haben. Das Ende der Sperrmaßnahmen bringt ein Stück Normalität zurück, darf aber kein Anlass zur Sorglosigkeit sein – denn das Restrisiko bleibt. Deshalb gelten ab 21. Mai weiterhin gezielte Hygienemaßnahmen und Risikoabschätzungen zum Schutz unserer Tiere und Betriebe.“

Verteidigungsministerin Klaudia Tanner bedankt sich ebenfalls für die gute Koordinierung und den Einsatz der Soldat:innen:„Nach wochenlangem Einsatz bin ich stolz sagen zu können, dass das Bundesheer einen großen Beitrag dazu geleistet hat, dass die Maul- und Klauenseuch nicht nach Österreich eingeschleppt wurde. Ich bedanke mich bei allen eingesetzten Soldatinnen und Soldaten für ihren unermüdlichen Einsatz zum Schutze der österreichischen Betriebe und Tiere.“

Ein Teil der Vorsorgemaßnahmen bleibt weiterhin aufrecht: Für Tierhaltungsbetriebe gelten Mindestvorgaben zur Biosicherheit, bei Tiermärkten und Tierschauen sind Hygienekonzepte verpflichtend umzusetzen. Die außer Kraft gesetzten Verordnungen verbleiben im Rechtsbestand, um bei veränderter Lage rasch wieder aktiviert werden zu können. Zur zusätzlichen Absicherung werden weiterhin verstärkte, punktuelle Kontrollen durch Polizei und Zoll im Grenzraum durchgeführt. Ab morgen ist auch die Verbringung tierischer Produkte aus der gesamten Slowakei wieder zulässig. Für Ungarn gelten die Einfuhrbeschränkungen weiterhin – allerdings nur mehr für die erweiterte Sperrzone, die mindestens bis 30. Mai aufrecht bleibt. Aus freien Gebieten Ungarns ist der Import wieder möglich. Die Regelung betrifft unter anderem Fleisch, Milchprodukte, Nebenprodukte sowie Jagdtrophäen und gilt auch für bestimmte pflanzliche Futtermittel.

Maßnahmenverlauf im Überblick

Bereits am 25. März 2025 wurden erste vorsorgliche Schritte gesetzt. Dazu zählten gezielte Informationskampagnen, veterinärrechtliche Vorbereitungen sowie eine Kundmachung zum Importstopp für Tiere aus Risikogebieten.

Am 26. März wurde der erste positive MKS-Fall im Grenzraum zu Österreich bestätigt. Unmittelbar darauf, am 27. März, trat ein umfassendes Maßnahmenpaket in Kraft:
Einrichtung von Überwachungs- und Schutzzonen
Einfuhrverbot für Klauentiere, Fleisch, Milchprodukte, Gülle, Mist und Jagdtrophäen aus Ungarn und der Slowakei
Einsatz von Polizei und Zoll zur Kontrolle grenznaher Transporte

Am 4. April wurde das Maßnahmenpaket erweitert:
Importverbot für Stroh und pflanzliche Futtermittel
Verpflichtende Besuchsprotokolle und Hygienekonzepte für Betriebe
Quarantäne- und Testvorgaben für Tiertransporte
Schließung von 23 kleinen Grenzübergängen
Mobile Fahrzeugkontrollen im Grenzgebiet

Mit 12. April wurde das Importverbot geografisch differenziert:
Einschränkung auf offiziell ausgewiesene Schutz- und Sperrzonen gemäß EU-Recht
Differenzierter Schutz bei gleichzeitig hohem Schutzniveau

Zu den Osterfeiertagen (ab 16. April) erfolgte eine gemeinsame Schwerpunktaktion mit Polizei und Zoll:
Kontrolle von Rückreiseverkehr, Tiertransporten und risikobehafteten Erzeugnissen

Testregime

Insgesamt wurden seit März knapp 20.000 Proben von empfänglichen Tieren auf MKS untersucht:
In der Überwachungszone wurden alle tierhaltenden Betriebe wöchentlich untersucht, in der erweiterten Sperrzone erfolgten risikobasierte Stichproben. Sämtliche bisher analysierten Proben waren negativ.

Bilanz & Ausblick

In der gestrigen Sitzung im BMASGPK zogen Vertreter:innen von Bund, Ländern, AGES, Veterinärbehörden, Polizei und Zoll eine gemeinsame Bilanz der vergangenen Wochen. Dabei wurde deutlich: Die staatlichen Krisenmechanismen haben gegriffen. Die Einschleppung der Maul- und Klauenseuche konnte bis jetzt verhindert werden, weil rasch, abgestimmt und faktenbasiert gehandelt wurde.

Gleichzeitig bestand breiter Konsens darüber, dass das Tierseuchengeschehen insgesamt dynamischer geworden ist. Immer häufiger treten mehrere Ereignisse parallel auf – mit unmittelbaren Auswirkungen auf Tiergesundheit, Wirtschaft, Handel und Versorgungssicherheit.

Staatssekretärin Ulrike Königsberger-Ludwig hält fest: „Die Maul- und Klauenseuche ist nicht nach Österreich gekommen – auch, weil wir vorausschauend, faktenbasiert und im echten Schulterschluss gehandelt haben.“

Mit Blick auf künftige Herausforderungen betont sie die Bedeutung frühzeitiger Prävention – etwa bei der Blauzungenkrankheit, die seit Herbst 2024 erneut in Österreich auftritt: „Wir dürfen in unserer Vorsorge nicht nachlassen. Wer jetzt handelt und seine Tiere impfen lässt schützt seine Tiere – und sichert zugleich die wirtschaftliche Stabilität seines Betriebs. “

Auch Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig unterstreicht die Bedeutung vorausschauender Vorbereitung: „Der Schutz unserer Tiere, unserer Betriebe und unserer Lebensmittelversorgung bleibt auch weiterhin oberste Priorität.“ (Schluss)
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