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Linz, 31. August 2023 (aiz.info)

Seit 25 Jahren: Für's Leben Lernen am Bauernhof

134 Schule am Bauernhof-Anbieter in ganz Oberösterreich

Wie sich ein warmes, frisch gelegtes Ei anfühlt, wie Heu riecht, aus welchem Getreide unser Brot gebacken wird, wie aus Milch Butter entsteht, wie Schweine gehalten werden und warum der Boden mit seinen Lebewesen so wichtig für die Produktion unserer Lebensmittel ist, erfahren Kinder und Jugendliche in Oberösterreich seit nunmehr 25 Jahren auf speziellen Höfen mit dem Angebot Schule am Bauernhof.
 
"Diese besonderen Momente und Lernerlebnisse sind von großer Bedeutung, da immer weniger Kinder wissen, woher unsere Lebensmittel kommen. Ich freue mich sehr, dass Schule am Bauernhof nach Corona wieder stark nachgefragt wird. Jetzt ist die beste Zeit für die Schulen und Kindergärten, um sich für den Herbst noch Besuchstermine auf den Bauernhöfen zu sichern. Der Herbst und somit die Erntezeit ist perfekt dafür, das Leben und Arbeiten auf unseren Höfen kennenzulernen", ruft Landwirtschaftskammer (LK) Oberösterreich-Präsident Franz Waldenberger dazu auf, das Angebot von Schule am Bauernhof speziell im Jubiläumsjahr zu nutzen.
 
Speziell im Innviertel werden noch Schule am Bauernhof-Anbieter gesucht
 
Immer mehr Bäuerinnen und Bauern öffnen ihre Höfe, um Kindern und Jugendlichen einen Einblick in die Landwirtschaft zu ermöglichen. Zurzeit gibt es in Oberösterreich 134 Schule am Bauernhof-Anbieter. "Im vergangenen Frühjahr haben 14 Bäuerinnen den Zertifikatslehrgang Schule am Bauernhof abgeschlossen und ich freue mich, dass wieder neue Anbieter mit innovativen Vermittlungsprogrammen für die Kinder zu den bestehenden Höfen dazu gekommen sind", so Waldenberger. Um allen Kindergärten und Schulen die Möglichkeit für eine Bauernhof-Exkursion zu bieten, ist es wichtig, dass die Höfe in näherer Umgebung liegen. Es werden noch interessierte Bäuerinnen und Bauern gesucht, speziell im Innviertel. Das Ländliche Fortbildungsinstitut OÖ bietet aus diesem Grund in dieser Bildungssaison zwei Lehrgänge für Schule am Bauernhof an.
 
Erfolgreiches Comeback nach Corona
 
Nach einer durch Corona bedingten Durststecke ist das Interesse an Schule am Bauernhof-Exkursionen wieder groß. Sowohl Pädagoginnen und Pädagogen als auch Eltern schätzen das Angebot als besonders wertvoll. Im vergangenen Schuljahr nutzten rund 1.000 Gruppen mit über 17.000 Kindern und Jugendlichen die halb- und ganztägigen Programme oder mehrtägigen Angebote. Es konnte beinahe das Niveau wie vor der Pandemie erreicht werden.
 
"Das Wissen über die Herkunft, Produktion und Qualität unserer Lebensmittel kann am besten von Bäuerinnen und Bauern direkt am landwirtschaftlichen Betrieb vermittelt werden. Seit 25 Jahren leistet das Angebot Schule am Bauernhof einen wesentlichen Beitrag, Kindern und Jugendlichen ein realistisches Bild vom Leben und Wirtschaften am Bauernhof aus erster Hand zu vermitteln", ist Waldenberger überzeugt. Viele Kinder kennen Tiere nur noch als Streicheltiere und nicht mehr als Nutztiere oder wissen nicht, wie Kartoffeln gepflanzt und geerntet werden und wie daraus z.B. die beliebten Pommes frites entstehen. "Zu vermitteln, wie unsere Lebensmittel entstehen, wie die Tiere am Bauernhof gehalten werden und welchen Beitrag die Bäuerinnen und Bauern für die Natur, Umwelt und die Gesellschaft leisten, ist das Ziel von Schule und Bauernhof", betont Waldenberger.
 
Lebendiges Lernen mit allen Sinnen
 
Schule am Bauernhof ermöglicht lebendiges Lernen mit allen Sinnen. Der Bauernhof kann von den Kindern erlebt und begriffen werden, spielerisch und anschaulich wird Wissen vermittelt. Bei gemeinsamen Tätigkeiten wie der Zubereitung von Kostproben aus Lebensmitteln des Hofes (z.B. Weckerl backen) oder dem Füttern von Tieren wird zielgerichtetes Handeln geübt. Das Bildungsprojekt Schule am Bauernhof der Landwirtschaftskammer OÖ und des Ländlichen Fortbildungsinstitutes (LFI) vermittelt, wie Lebensmittel vom Feld auf den Teller kommen und stärkt schon in jungen Jahren das Bewusstsein für regionales und nachhaltiges Denken und Handeln.
 
Angebot ist qualitätsgesichert
 
Jeder Schule am Bauernhof-Betrieb erfüllt festgelegte Qualitätskriterien und muss nach einer zertifizierten Grundausbildung jährliche Weiterbildungen absolvieren. Höfe, die alle Einstiegsvoraussetzungen erfüllen und regelmäßige Sicherheitskontrollen durchführen, werden mit der Schule am Bauernhof-Hoftafel ausgezeichnet.
 
Große Themenauswahl: Von der Artenvielfalt bis zur Zwetschkenernte
 
Der Leitsatz spricht seit 25 Jahren für sich: "Wir sind eine Schule, die keine Schule ist, wie man sie kennt! Das Schulgebäude ist die freie Natur, das Klassenzimmer ist der Acker, die Wiese, der Wald und das Stallgebäude. Unsere Lehrenden sind die Pflanzen, die Tiere und die Menschen, die auf dem Hof leben." Damit sollen alle vom Kindergarten bis zu höheren Schulstufen angesprochen werden. Die Themenvielfalt der Höfe für Schule am Bauernhof ist breit gefächert. Klassische Angebote wie "Der Weg der Milch" oder "Vom Korn zum Brot" werden ergänzt mit Themen wie Klimaschutz, Biodiversität, bewusstem Lebensmitteleinkauf, Energieerzeugung, bis hin zur Technik am Bauernhof.
 
Einkommenschance für landwirtschaftliche Familienbetriebe
 
Für Landwirtinnen und Landwirte, die sich für eine Teilnahme am Projekt Schule am Bauernhof interessieren, gibt es ein Beratungsangebot in jeder Bezirksbauernkammer, bei dem persönliche Voraussetzungen, betriebliche Einkommenschancen sowie Informationen zur Aus- und Weiterbildung erläutert werden. Schule am Bauernhof bietet Betrieben die Möglichkeit, ein Zusatzeinkommen zu erwirtschaften. Es ist ein Betriebszweig, der meist ohne große Investitionen umgesetzt werden kann und zudem durch die Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen viel Freude bereitet.
 
Alle Angebote unter www.schuleambauernhof.at
 
Auf der Webseite www.schuleambauernhof.at sind alle Höfe und deren Programme zu finden. Weiters werden Termine der Weiterbildungsseminare für Pädagoginnen und Pädagogen veröffentlicht. Der Landwirtschaftskammer OÖ und dem Ländlichen Fortbildungsinstitut der Landwirtschaftskammer OÖ (LFI) ist die Vernetzung zwischen Kindergärten, Schulen und bäuerlichen Betrieben ein großes Anliegen, deswegen wird das Schule am Bauernhof-Angebot auch regelmäßig bei Lehrer- und Kindergartenpädagogenweiterbildungen und pädagogischen Fachmessen wie der Interpädagogika präsentiert.
 
Das Angebot Schule am Bauernhof wird mit Fördermitteln der Ländlichen Entwicklung unterstützt, um Kindern und Jugendlichen einen kostengünstigen Zugang zu ermöglichen.
 
In Leonding werden Kinder zu Bodenforschern oder Getreideprofis
 
Der historische Vierkanthof der Familie Augl wurde 1546 erstmals urkundlich erwähnt und befindet sich im Herzen Leondings. 2010 hat Stefan Augl das Raidgut von seinen Eltern Theresia und Siegfried Augl übernommen, seither entwickelt er den land- und forstwirtschaftlichen Betrieb und dessen Schwerpunkte kontinuierlich für zukünftige Anforderungen weiter. Insgesamt werden 42 ha Acker, 2 ha Grünland und 3 ha Wald im Vollerwerb bewirtschaftet. Die Fruchtfolge beinhaltet Weizen, Mais, Sojabohne und Mohn - weitere Feldfrüchte werden je nach Anforderungen ergänzt.
 
Das Landwirtepaar im Portrait
 
"Seit meiner frühen Kindheit habe ich das Leben mit und in der Land- und Forstwirtschaft als erfüllende und sinnstiftende Aufgabe empfunden, mein Berufswunsch war sehr bald klar: Ich wollte unbedingt Landwirt werden", beschreibt Stefan Augl seine Kindheit am Raidgut in Leonding. Gemeinsam mit seinen beiden älteren Geschwistern unterstützte er seine Eltern bei der Aufzucht und der Fütterung der Tiere (Schweine, Schafe und Hühner), sowie am Feld im Ackerbau und bei der Gemüseverarbeitung.
 
Nach dem Schulabschluss der HLBLA in St. Florian und dem Sammeln von Erfahrungen in verschiedenen Landtechnikunternehmen, wurde der lang ersehnte Berufswunsch wahr: "Meine Frau Ulla, die durch ihre wirtschaftliche Ausbildung einen durchwegs ökonomischen Zugang zur Land- und Forstwirtschaft hat, und ich, entwickeln unseren Hof seit dieser Zeit weiter. Diese Herausforderung bereitet uns Freude und so soll auch für die nächste Generation eine Basis für ein Leben am Hof geschaffen werden", meint der passionierte Landwirt.
 
Schule am Bauernhof als Teil der betrieblichen Weiterentwicklung
 
Ulla Augl-Schatzl ist seit 2020 ebenfalls Betriebsführerin des Raidguts. Sie ist überzeugt: "Schule am Bauernhof‘ umfasst in weiten Teilen das, was mein Mann und ich als sinnstiftende Bildung verstehen. Statt dem Frontalunterricht, der vielerorts obsolet geworden ist, ermöglicht dieses Format eine individuelle Herangehensweise in der Vermittlung von Wissen und vor allem von Erfahrungen. Darüber hinaus bietet das ‚Schule am Bauernhof‘-Konzept eine zeitgemäße Weiterentwicklung für land- und forstwirtschaftliche Betriebe."
 
Dem Landwirtepaar ist es persönlich wichtig, ein realistisches und zeitgemäßes Bild der Land- und Forstwirtschaft, abseits von romantisierenden Klischees, zu vermitteln. Darüber hinaus empfinden sie es als Aufgabe, einen Dialog zwischen den Land- und Forstwirten und den Konsumenten zu pflegen und das Wissen über die Herkunft der Lebensmittel zu fördern.
 
"Wenn bereits im Kindesalter ein Grundverständnis für das Leben mit und in der Natur, für unsere land- und forstwirtschaftlichen Arbeiten, den Jahreskreis, sowie für unseren Beitrag zum Naturschutz und der Landschaftspflege gefördert wird, so trägt dies zu einem Miteinander und gegenseitiger Wertschätzung bei. Dass ‚Schule am Bauernhof‘ hier einen wertvollen Beitrag leisten kann, wurde uns bei dem Besuch der Volksschulklasse unseres Sohnes bewusst. Die Kinder sind mit großem Interesse und Freude dabei, Neues zu entdecken, stellen viele Fragen und regen so auch uns zum Nachdenken an. Dieser Ausflug der Schulklasse hat sowohl meine Frau als auch mich motiviert, den Zertifikatslehrgang zu besuchen und ‚Schule am Bauernhof‘ als Lernerlebnis anzubieten", rundet Stefan Augl dieses Bild ab.
 
Schule am Bauernhof am Raidgut
 
Seit dem Start mit Schule am Bauernhof 2022 begrüßten die beiden bereits über 350 Kinder bzw. 29 Kindergarten- und Volksschulgruppen, mit denen sie ihre Programme "Die BodenforscherInnen" und "Die Getreideprofis" gestalteten. An weiteren innovativen Ideen fehlt es nicht: An einem technikaffinen Programm für höhere Schulstufen, sowie an einem Konzept in englischer Sprache wird derzeit gearbeitet. Letzteres wurde bereits mehrfach als Versuchsballon umgesetzt und kam sowohl bei den Pädagoginnen und Pädagogen als auch den Schülerinnen und Schülern gut an. Start dieser beiden Neuzugänge im Portfolio wird vorrausichtlich im Schuljahr 2023/24 sein. (Schluss)
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