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Linz, 26. Februar 2024 (aiz.info)

OÖ Tiergesundheitsdienst sichert Tierwohl und die Qualität der Lebensmittelproduktion

Zusammenarbeit, Digitalisierung, Vernetzung und Wissenstransfer sind die Themen der Zukunft

Der Oberösterreichische Tiergesundheitsdienst (TGD) wurde 2003 mit dem Ziel gegründet, durch Beratung der landwirtschaftlichen Tierhalter und Betreuung der Tierbestände die Tiergesundheit zu fördern. Einheitliche Regeln helfen, den Einsatz von Tierarzneimitteln zu minimieren. Zusammenarbeit, Digitalisierung, Vernetzung und Wissenstransfer sind die Themen der Zukunft, die auch im Tiergesundheitsdienst eine wichtige Rolle einnehmen Diese Maßnahmen tragen zur Sicherung der Tiergesundheit, des Tierschutzes, des Konsumentenschutzes sowie zur Qualität der Lebensmittelproduktion bei.
 
Tierwohl und Konsumentenorientierung in der heimischen Nutztierhaltung
 
Das Thema Tierwohl ist seit einigen Jahren verstärkt im Fokus der Gesellschaft. Laufend ist die Tierhaltung mit Vorwürfen, meist von NGOs, konfrontiert, dass das Tierwohl in den Ställen der heimischen Bäuerinnen und Bauern zu wenig berücksichtigt werde. Das Gegenteil ist der Fall.
 
"Die moderne Landwirtschaft hat kaum etwas mit dem verklärten Bild der Tierhaltung in der Werbung zu tun. Durch viele Um- und Neubauten bei Ställen wurden und werden die Haltungsbedingungen der Tiere massiv verbessert. Technologische Entwicklungen sowie Bildungs- und Beratungsangebote unterstützen die Tierhalter im Management ihrer Tierbestände. Die Tiere sind die Lebensgrundlage für den Großteil der OÖ Landwirte, daher achten diese selbstverständlich auf eine entsprechende Haltung, Fütterung und Pflege. Tierwohl ist gelebte Praxis auf den bäuerlichen Betrieben und der TGD ist dabei ein wichtiger Partner", betont Rosemarie Ferstl, Vizepräsidentin der Landwirtschaftskammer OÖ.
 
Oberösterreich hat eine ausgezeichnete Teilnahmequote
 
Oberösterreich ist das Bundesland mit den meisten tierhaltenden Betrieben und das spiegelt sich auch in den Betriebs- und Tierzahlen sowie in der TGD-Teilnahme wieder. "Auch wenn die Teilnahme am TGD freiwillig ist, so ist eine moderne Tierhaltung ohne TGD kaum vorstellbar. Gerade für Produktionsformen, die einen gewissen Tierarzneimitteleinsatz durch den Tierhalter voraussetzen (z.B. Eisenprophylaxe, Impfprogramme), ist eine TGD-Teilnahme unverzichtbar", betont Ferstl.
 
Aktuell sind 10.111 Betriebe Teilnehmer beim Oberösterreichischen Tiergesundheitsdienst, die von 191 Tierärzten betreut werden. Betrachtet man Betriebe mit höheren Tierzahlen, so werden 98% der in Oberösterreich gehaltenen Schweine, 93% der Rinder, 87% der Schafe und 95% der Ziegen im Tiergesundheitsdienst betreut. Im Bundesländervergleich liegt Oberösterreich damit an vorderster Stelle. Österreichweit gibt es 40.892 teilnehmende bäuerliche Betriebe. 
 
Verein "Tiergesundheit Österreich" bündelt seit 2023 die Maßnahmen
 
Einen wesentlichen Beitrag, um die notwendige gesellschaftliche Akzeptanz für die Nutztierhaltung zu erhalten, leistet der Verein "Tiergesundheit Österreich", der 2023 gegründet wurde. Als Aufgaben sind die Ausarbeitung von Überwachungs- und Ausbildungsprogrammen sowie die Sicherung einheitlicher Standards bei Maßnahmen zur Verbesserung der Tiergesundheit und der Biosicherheit im landwirtschaftlichen Nutztierbereich sowie zur Beratung hinsichtlich tierschutzkonformer Haltungsbedingungen beschrieben.
 
Erster Obmann des Vereines ist Franz Rauscher (Schweinemäster aus NÖ), dessen Stellvertreter ist Kurt Frühwirth (Präsident der Österreichischen Tierärztekammer). Der Vorstand setzt sich aus je drei Personen aus den Mitgliedergruppen Landwirtschaft, Tierärzteschaft, Wirtschaft und Tiergesundheitsdienste zusammen.
 
Mit der Gründung des Vereins "Tiergesundheit Österreich" wird an der Weiterentwicklung und Absicherung der hohen Tiergesundheits- und Tierwohlstandards in Österreich gearbeitet. Dazu werden Fachausschüsse für die jeweiligen Sparten (Rind, Schwein, Geflügel, Kleiner Wiederkäuer, Fische, Bienen, Farmwild, etc.) eingerichtet, wo Praxis, Wissenschaft und Wirtschaft gemeinsam an Lösungen arbeiten.
 
Wechsel an der Spitze des OÖ Tiergesundheitsdienstes
 
Mit Dezember 2023 hat LK OÖ-Vizepräsidentin Rosemarie Ferstl den Vorsitz im TGD Vorstand von Karl Grabmayr übernommen, welcher sich nach zwölf Jahren Tätigkeit aus den TGD-Gremien zurückgezogen hat. Es erwartet sie eine spannende Zeit, wo Themen wie Versorgungssicherheit (Lebensmittel, Tierärzte), Tierschutz/Tierwohl, Tiergesundheit, Tiertransport, Antibiotikaeinsatz, Rückmeldesysteme und Nachhaltigkeit diskutiert und Lösungen gefunden werden müssen. Gerade der Tiergesundheitsdienst kann zu diesen Themen wertvolle Unterstützung geben.
 
Die Zusammenarbeit von Landwirtschaft, Tierärzteschaft, Verarbeitung, den Verbänden und Behörden ist entscheidend, um machbare und weiterhin vorbildliche und den modernen Anforderungen entsprechende Standards in Österreich zu haben. Diese sind wichtige Voraussetzungen für die hohe Qualität der heimischen Produkte", unterstreicht Ferstl.  
 
Gottfried Schoder, Geschäftsführer des OÖ Tiergesundheitsdienstes, dazu: "Gesunde Tiere müssen nicht behandelt werden und zeigen uns, dass es ihnen gut geht. Unser Bestreben muss es daher sein, Tiere gesund zu halten. Da die Tiergesundheit von vielen Faktoren (Genetik, Haltung, Fütterung, etc.) abhängig ist, braucht es die Zusammenarbeit aller Personenkreise, die auf diesen Gebieten tätig sind."
 
"Das Betreuungsmodell des Tiergesundheitsdienstes ist der richtige Schlüssel, um Fehler rechtzeitig erkennen zu können. Das umfangreiche Angebot im Bereich der Diagnostik, Gesundheitsprogramme und Weiterbildungen unterstützt dieses Modell. Der OÖ Tiergesundheitsdienst bemüht sich seit mehr als 20 Jahren, hier einen positiven Beitrag zu leisten", pocht Schoder auf die Bedeutung des Betreuungsangebotes.
 
Die Teilnahme am Tiergesundheitsdienst ist freiwillig, bietet aber eine Reihe von Vorteilen. Bei bestimmten Markenprogrammen oder Förderungen wird die TGD-Teilnahme vorausgesetzt. Die Teilnahme bietet auch Rechtssicherheit bei der Einbindung des Tierhalters in die Arzneimittelanwendung durch den Betreuungstierarzt.
 
Tiergesundheit Österreich
 
Um im Bereich der Digitalisierung und Umsetzung von einheitlichen Standards noch effizienter und schlagkräftiger zu werden, wurde im Februar 2023 eine Dachorganisation namens "Tiergesundheit Österreich" gegründet. Gemeinsam (Tiergesundheitsdienste, Tierhalter, Tierärzte und Milch- und Schlachtbetriebe) wird an den Fragestellungen der Zukunft gearbeitet. Dies soll Unterstützung in der täglichen Arbeit und eine einheitliche Umsetzung gewährleisten.
 
Eine zentrale Rolle bei der Umsetzung von Programmen spielt dabei die "Tiergesundheitsdatenbank, Animal Health Data Service - AHDS", welche mit September 2023 produktiv gestellt wurde. Aktuell können Rinder- und Schweinebetriebe ihre Antibiotikaberichte abrufen und einsehen. In diesem Bericht sind Informationen enthalten, die den zeitlichen Verlauf des Antibiotikaeinsatzes über die Jahre und einen Vergleich mit anderen Betrieben der gleichen Betriebskategorie zeigen.
 
Gemäß dem Tierarzneimittelgesetz müssen Betriebe mit einem hohen Antibiotikaverbrauch Maßnahmen setzen, um ihren Einsatz zu reduzieren. Wichtig dabei ist anzumerken, dass kranke Tiere immer gemäß der Gebrauchsanweisung (Dosis, Zeit) behandelt werden müssen. Eine Reduktion des antibiotischen Einsatzes kann nur erreicht werden, wenn Tiere gesund bleiben und eine Therapie nicht durchgeführt werden muss. Auch wenn Österreich im Jahr 2022 mit 36,2 mg/kg PCU im Vergleich zum Durschnitt der Europäischen Länder mit 84,8 mg/kg PCU günstig liegt, sollten Betriebe mit hohem antibiotischem Verbrauch Maßnahmen zur Verbesserung der Tiergesundheit treffen. In den nächsten Jahren soll die Tiergesundheitsdatenbank sukzessive mit weiteren Informationen, Berichten und Auswertungen ausgebaut werden.
 
Einzigartiges Betreuungsmodell
 
Die Basis des Betreuungsmodells ist die Zusammenarbeit zwischen dem Tierhalter und dem Betreuungstierarzt. Gemeinsam werden im Rahmen der vorgegebenen Betriebsbesuche Schwächen im System (Arzneimittelanwendung und Dokumentation, Tierschutz, Tiergesundheit, Hygiene, Fütterung, Management, Haltung, Stallklima, Tiergesundheitsprogramme, Weiterbildung) aufgezeigt und Lösungsansätze erarbeitet. Da der Tiergesundheitsdienst ein Qualitätsprogramm ist, müssen diese Betriebsbesuche dokumentiert und an die TGD-Geschäftsstelle zur Überprüfung übermittelt werden. Damit ist Transparenz, Vergleichbarkeit und Kontrolle gegeben. In Oberösterreich werden jährlich mehr als 12.000 solcher Besuche dokumentiert. Die zentrale Abrechnung gewährleistet die Durchführung und einheitliche Honorierung.
 
Diagnostik - Grundlage für gezielte Behandlung
 
Globalisierung, Spezialisierung, steigender Tierverkehr, wertvolle Tierbestände machen es notwendig, den Gesundheitsstatus laufend zu kontrollieren. Der TGD bietet dazu ein umfangreiches Service, was Untersuchungen und Tiergesundheitsprogramme betrifft.
Der OÖ TGD betreibt in Ried im Innkreis ein Labor, wo Untersuchungen im Nutztierbereich durchgeführt werden. 2023 wurden über 100.000 Proben der verschiedenen Nutztierarten untersucht. Durch die Zusammenarbeit mit dem Qualitätslabor Österreich und dem OÖ Landesverband für Leistungsprüfungen können Logistikmöglichkeiten gemeinsam genutzt werden, was zu wesentlichen Einsparungen bei den Transportkosten beiträgt.
 
Gesundheitsprogramme
 
Neben den Gesundheitsprogrammen welche bundesweit (Eutergesundheit, Fruchtbarkeit, Parasiten, Rhinitis, PRRSV, Maedi/Visna, CAE, etc.) abgestimmt sind, werden auch landesspezifische Programme angeboten (Sektionen, Parasiten, Pseudotuberkulose bei Schaf und Ziege, etc.). Der Leistungsumfang in Oberösterreich ist auf Grund der finanziellen Unterstützung des Landes OÖ beträchtlich.
 
Tierwohl - Tierschutz - Eingriffe bei Nutztieren
 
Gesellschaftliche Diskussionen sowie Kontrollergebnisse von EU Audits zu Haltungsbedingungen und Eingriffen beim Nutztier (Ferkelkastration, Enthornung bei Zicklein, Schwanz kupieren bei Ferkeln und Lämmern, etc.) zeigen das große Spannungsfeld auf. Der Tiergesundheitsdienst versucht mit seiner Expertise, seinen Projekten und Programmen Hilfestellung zu geben.
 
Aus- und Weiterbildung (Wissenstransfer)
 
Zur optimalen Haltung und Betreuung von Tieren ist Sachkenntnis erforderlich. Im TGD sind Tierärzte und Landwirte verpflichtet, regelmäßig an Weiterbildungsveranstaltungen teilzunehmen. Weiterbildungsorganisationen wie das Ländliche Fortbildungsinstitut (LFI) bieten dazu ein umfangreiches Angebot an. Sachkenntnis ist Voraussetzung für richtige Managemententscheidungen am Betrieb und hilft Tiergesundheitsstörungen rechtzeitig zu erkennen.
 
Kontrolle und Überwachung
 
Das TGD-Kontrollsystem gewährleistet Sicherheit, Transparenz und Nachvollziehbarkeit. Im Rahmen von internen TGD-Kontrollen werden Systemmängel (Betriebserhebungen, Weiterbildung, Programme, etc.) erhoben und Nachschärfungen vorgenommen. Jährlich werden 7% der Betreuungstierärzte und 1,5% der Tierhalter kontrolliert. Zusätzlich werden Kontrollen durch die Behörden durchgeführt.
 
TGD als Qualitätssicherungsprogramm
 
"Die Einrichtung des OÖ Tiergesundheitsdienstes hat sich wirkungsvoll zum Vorteil der tierhaltenden Landwirtschaft, der teilnehmenden Tierärzte, zum Wohl der Tiere, zum Schutz des Konsumenten und zur Hebung der Qualität der dem Verbraucher angebotenen Lebensmittel tierischer Herkunft, aber auch hinsichtlich des sorgsamen Umganges mit öffentlichen Mitteln unter Beweis gestellt.", betont Gottfried Schoder.

Der TGD als Qualitätssicherungssystem wird von verschiedenen Organisationen (Verbände, AMA Gütesiegel, M-Rind von McDonalds, Berglandmilch, etc.) anerkannt, womit aufwendige und kostenintensive Eigensysteme nicht notwendig sind.
 
Finanzierung des Oö. Tiergesundheitsdienstes
 
"Durch die Unterstützung des Landes OÖ ist es möglich, ein attraktives Angebot zur Verfügung zu stellen. Damit kann dem Leitsatz "Vorbeugung ist besser als heilen" besser Nachdruck verliehen werden. Viele Untersuchungen würden nicht durchgeführt, wenn der Tierhalter die gesamten Kosten zu tragen hätte. Es sind somit gut eingesetzte Gelder, die vor allem dem Tier aber auch dem Konsumenten zugutekommen.", so Schoder abschließend.
 
Weitere Informationen zum TGD sind unter www.ooe-tgd.at zu finden. (Schluss)
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