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Linz, 15. Juni 2023 (aiz.info)

Holz: Der Rohstoff, der das Klima rettet

Landwirtschaftskammer OÖ plädiert für die Waldbewirtschaftung

"Wald und Gesundheit" lautet das Motto der Woche des Waldes, die diese Woche stattfindet. Damit wir uns im Wald erholen sowie von den vielfältigen Wirkungen des Waldes profitieren können, braucht es gesunde Wälder. Genau das wird durch aktive Waldbewirtschaftung erreicht. Forstleute schaffen im Wald all das, was wir als Bevölkerung vom Wald brauchen: Schutz vor Naturgefahren, Reinigung des Trinkwassers, Erholungsraum und die Produktion des Rohstoffs Holz. Das Beste am oberösterreichischen Wald ist aber, dass mehr zuwächst als genutzt wird. In den vergangenen 20 Jahren hat die Waldfläche in Oberösterreich um 1,4% zugenommen, das sind 7.000 ha Wald. Der Holzvorrat selber wurde im gleichen Zeitraum sogar um 4% größer.
 
"Für intakte Wälder ist nicht nur das erste Glied - der Aufwuchs - erforderlich, sondern die gesamte Wertschöpfungskette. Den Wald zu pflegen und zu bewirtschaften, kostet Geld und die aufgewendete Mühe muss sich auch lohnen. Deshalb ist es wichtig, dass durch Waldbewirtschaftung und anschließende Weiterveredelung vermarktungsfähige Produkte entstehen, welche in der Gesellschaft gebraucht werden und die Wirtschaft stärken. Gleichzeitig verringert ein gepflegter Wald auch das Risiko gegen Schäden durch Katastrophen wie Sturm und Schadinsekten", ist Franz Waldenberger, Präsident der Landwirtschaftskammer OÖ, überzeugt.
 
Wald bringt Nutzen für alle und Holz ist erneuerbar
 
Mehr Holzeinsatz führt zu mehr Wertschöpfung, zusätzlichen Arbeitsplätzen und hat positive Wirkungen für den Klimaschutz. In den heimischen Wäldern ist ausreichend Holz vorhanden. Die jährliche Holzeinschlagsmeldung und die österreichische Waldinventur des Bundesforschungszentrums für Wald bestätigen, dass nicht mehr Holz geerntet wird als nachwächst. Zudem gibt es noch großes Nutzungspotential bei anstehenden Waldpflege- und Durchforstungsmaßnahmen. Der wertvolle Rohstoff Holz ist regional in Oberösterreich verfügbar und leistet einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz. In einem Kubikmeter Holz sind rund 250 kg reiner Kohlenstoff enthalten, wofür der Atmosphäre beim Wachstum rund eine Tonne CO2 entzogen wird. Alle acht Sekunden wächst ein Kubikmeter Holz in Oberösterreichs Wald nach. Somit entzieht der heimische Wald der Atmosphäre jede Minute rund 7,5 t Kohlendioxid. Je langlebiger die aus Holz hergestellten Produkte sind, umso größer ist natürlich die Wirkung der CO2-Bindung.
 
Klimafitte Wälder durch Bewirtschaftung
 
Der Wald gilt als Schlüssel im Kampf gegen den Klimawandel, ist aber selbst massiv von den klimatischen Veränderungen betroffen. Oberösterreichs Waldbesitzer kümmern sich um die Wälder und machen diese klimafit.
 
"War es bis vor einigen Jahren möglich, auf langjährige Erfahrungen in der Waldbewirtschaftung zurückzublicken und gewonnene Erkenntnisse in die Bewirtschaftung der Wälder einfließen lassen zu können, müssen sich die Waldbewirtschafter heute mit neuen Waldbaukonzepten befassen. Der Weg geht in zwei Richtungen: Mehr Vielfalt im Wald sowie der Einsatz von Baumarten, die bisher keine oder nur eine untergeordnete Rolle im heimischen Wald gespielt haben. Vor kurzem wurden beispielsweise Versuchsflächen mit Zedern angelegt, eine Baumart die bislang im Mittelmeer-Raum beheimatet war", erörtert Waldenberger.
 
Mischwälder nehmen zu
 
Der eingeschlagene Weg wird allmählich auch in den erhobenen Daten sichtbar. Die Waldinventur zeigt eine Zunahme von Mischwäldern, während Nadelholzreinbestände zurückgehen. Laubwaldbestände haben in den letzten 20 Jahren um 3.000 ha zugenommen, Mischwaldbestände um 11.000 ha. Mischwälder bestehen aus mehreren für den Standort geeigneten Baumarten. Dadurch ist es wahrscheinlicher, dass die Wälder mit den neuen Klimabedingungen zurechtkommen. Das klimabedingte Risiko reduziert sich dadurch. Dabei setzen die Waldbesitzer auf Baumarten, die wärmere und trockenere Bedingungen besser vertragen - etwa die heimische Stiel- und Traubeneiche, aber auch die vor mehr als hundert Jahren aus Amerika eingeführte Douglasie. Durch zielgerichtete waldbauliche Aktivitäten minimieren Forstleute das Risiko gegen Schadeinwirkungen und erhalten die für uns Menschen so wichtigen Waldfunktionen.
 
Hohe Vielfalt im Wirtschaftswald
 
Der Wirtschaftswald wurde meist - aus Unkenntnis und aufgrund von mangelnder Forschung - als artenarm dargestellt. Ein Zugang, dem Waldbewirtschafter wenig abgewinnen können. Das wurde vergangenes Jahr in einem Forschungsprojekt im Lehrforst Pichl in der Steiermark belegt. Die dabei entdeckte Artenvielfalt auf unterschiedlichen Standorten hat die Erwartungen bei Weitem übertroffen: In einem bereits seit Jahrhunderten bewirtschafteten Wald wurden bei Insekten Rote Liste-Arten, Endemiten und viele andere geschützte Tier-, Pflanzen- und Pilzarten entdeckt.
 
Jeder Eingriff verändert die Lichtverhältnisse im Wald. Verschiedenste Lebensräume entstehen, indem mehr oder weniger Licht auf den Boden trifft. Durch das Spiel von Licht und Schatten erhalten sowohl lichtbedürftigere als auch schattenliebendere Organismen optimale Lebensräume. Aktive Waldbewirtschaftung bewirkt kleinräumige Veränderungen des Mikroklimas am Waldboden. Dadurch existieren vielfältige Lebensbedingungen für unterschiedlichste Insektenarten. Bodenverwundung schafft ideale Keimbedingungen für verschiedene Baum-, und Straucharten. Bewirtschaftungsmaßnahmen erzeugen ein Mosaik unterschiedlicher Umweltbedingungen zwischen den einzelnen Waldbeständen.
 
Social-Media-Kampagne Waldgeschichten
 
Auf waldgeschichten.com macht die österreichische Familienforstwirtschaft auf die Arbeit im Wald und deren positive Wirkungen für unsere Umwelt aufmerksam. Waldbewirtschafter und deren Wälder werden vor den Vorhang geholt. Dadurch wird die Fülle an Waldtypen und unterschiedlichen Beziehungen zum Wald vor Auge geführt. Heimische Waldbesitzer sowie begeisterte Forstleute zeigen anhand von selbst aufgenommenen Videos, welche Vielfalt in den schon seit Jahrhunderten bewirtschafteten Wäldern steckt. Die Botschaften der Wertschöpfungskette Holzwirtschaft wurden durch Vertreter von Forst, Säge und Papierindustrie ebenfalls in Kurzvideos verpackt und auf waldgeschichten.com veröffentlicht.
 
Darüber hinaus gibt es auf waldgeschichten.com zahlreiche Fachbeiträge und Gedanken rund um den Wald und seine Leistungen für uns Menschen. Die Initiative zeigt - ausgehend von den österreichischen Landwirtschaftskammern und dem Verband der Land&Forst Betriebe - eindrucksvoll, dass jeder Wald seine Geschichte hat. Geschichten, die so facettenreich sind wie die Familien, welche die Wälder bewirtschaften.
 
Holz als Bau- und Werkstoff
 
Was passiert eigentlich mit dem Baum, nachdem er gefällt wurde? Der erste Abschnitt des Stammes wird als Sägerundholz ausgeformt. Beim Blochholz handelt es sich um das wertvollste Segment eines Baumes, welches in Sägewerken zu Brettern und Pfosten eingeschnitten und zu Konstruktionsholz weiterverarbeitet werden kann. Getrocknete Bretter oder Brett-Lamellen können beispielsweise miteinander verklebt werden. Geschieht dies parallel zur Holzfaser spricht man vom Brettschichtholz oder Leimbinder. Dadurch lassen sich Konstruktionen mit großen Spannweiten in Holzbauweise realisieren, erklärt Ferdinand Reisecker, Vorsitzender der Fachvertretung der Holzindustrie OÖ.
 
Neben der langfristigen Bindung von CO2 spricht auch die überaus hohe Tragfähigkeit bei geringem Eigengewicht und die ausgezeichnete Wärmedämm-Eigenschaft für den Baustoff Holz. Holz ist darüber hinaus ein "gesundheitsfördernder" Baustoff. Holz riecht gut, fühlt sich gut an und sorgt für eine angenehme Atmosphäre. Es ist ein warmer Baustoff, der dem menschlichen Körper keine Wärme entzieht. Holz kann Feuchtigkeit aufnehmen und abgeben und sorgt damit für ein natürlich reguliertes Raumklima.
 
Beim Einschnitt von Sägerundholz fallen auch größere Mengen an Sägespänen an. Im Sinne der Ressourceneffizienz handelt es sich dabei aber um kein Abfallprodukt, sondern daraus werden Holzpellets zum Heizen erzeugt. Die Sägeindustrie ist damit effizienter Ökostromerzeuger und Pelletsproduzent mit ganzjährig verfügbarem Brennstoff.
 
Wald und Holz als wichtiger Arbeitgeber in der Region
 
Eine Studie des Economica-Instituts belegt die wirtschaftliche Bedeutung des Forst- und Holzsektors. Die Unternehmen der Forst- und Holzwirtschaft erwirtschaften eine direkte Bruttowertschöpfung von 11,3 Milliarden Euro, der Anteil Oberösterreichs beträgt rund 16%. Aus der Economica-Studie geht weiters hervor, dass auf der Wertschöpfungskette 300.000 österreichische Arbeitsplätze fußen bzw. jeder 15. heimische Job auf die Forst- und Holzwirtschaft zurückzuführen ist.
 
Die Sägeindustrie ist als Teil dieser forst- und holzwirtschaftlichen Wertschöpfungskette ein wesentlicher Abnehmer von Sägerundholz und damit direkter Partner der heimischen Forstwirtschaft. In Oberösterreich gibt es rund 250 Sägewerke. Die Mehrzahl der Betriebe ist klein- und mittelbetrieblich strukturiert, wodurch sich sowohl für den Rundholztransport als auch für den Transport zu weiterverarbeitenden Betrieben der Holzindustrie und zum Konsumenten kurze Transportdistanzen ergeben. Die Sägeindustrie ist damit ein wichtiger Nahversorger in der Region.
 
Neben den zahlreichen regionalen Betrieben gibt es in Oberösterreich auch einige größere Sägewerke, die aufgrund ihrer Einschnittskapazität über die Grenzen Oberösterreichs bzw. Österreichs hinaus agieren. Die heimische Sägeindustrie besticht durch eine Exportquote von über 60% und ist damit wichtiger Devisenbringer. Die zahlreichen Sägewerke Oberösterreichs beschäftigen insgesamt rund 1.000 Mitarbeiter. Jährlich werden rund 4,3 Millionen Festmeter Nadelsägerundholz und rund 60.000 Festmeter Laubsägerundholz verarbeitet. Die Schnittholzveredelung wächst stark und entwickelt sich zu nachhaltigen, innovativen Holzbaulösungen für Holzverarbeiter und Zimmereien.
 
Kontinuierliche Abnahme von Faserholz
 
Holz, das aufgrund seiner Dimension zu dünn ist, um im Sägewerk zu Brettern eingeschnitten zu werden, geht in die Papier- und Zellstoffindustrie. Dabei handelt es sich um Material aus Durchforstungen oder Kronenteile hiebsreifer Bäume.
 
"Smurfit Kappa Nettingsdorf ist der einzige papierindustrielle Abnehmer für Nadelfaserholz in Oberösterreich. Im Werk in Nettingsdorf werden eine Million Festmeter Holz pro Jahr übernommen und verarbeitet. Smurfit Kappa Nettingsdorf verarbeitet ausschließlich Holz aus Durchforstungen bzw. Holz, welches nicht sägefähig ist", erklärt Ernst Kastner, Leiter des Holzeinkaufs bei Smurfit Kappa Nettingsdorf.
 
Die Abnahme erfolgt kontinuierlich. Egal ob der Winter mild oder streng ist, die Heizsaison hat - anders als bei Biomasseheizwerken, wo ähnliche Holzsortimente eingesetzt werden, - keinen Einfluss. Die eingesetzte Holzmenge verteilt sich aufgrund der industriellen Weiterverarbeitung relativ gleichmäßig über den Jahresverlauf. "Damit ist die Papierindustrie ein wichtiger und verlässlicher Partner der Forstwirtschaft für die Waldpflege und gegebenenfalls auch für einen Umbau in Richtung klimafitten Wald", ist Kastner überzeugt.
 
Wenn jetzt die Frage auftaucht, ob es genug Holz gibt, ist diese mit Blick auf die OÖ Holzbilanz eindeutig mit Ja zu beantworten. Denn die geerntete Menge ist kleiner als der Holzzuwachs und ein Vorratsaufbau über die letzten Jahrzehnte ist durch die Österreichische Waldinventur dokumentiert.
 
Energieeffizienz aus dem Lehrbuch
 
Der Standort in Nettingsdorf erreicht dank umfangreicher Investitionen in die Papiermaschine höchste Effizienzgrade. 2019 wurde die gesamte Energieanlage mit Laugenkessel, Dampfturbine und Peripherie neu gebaut und die Energieeffizienz damit weiter verbessert. Dies brachte der Fabrik 2020 sogar den Landesenergiepreis Energy Star 2020 ein. Im Kraftwerk wird die eigene Lauge zur Herstellung von Bioenergie genutzt. Der Rohstoff wird damit zu 100% verwendet, dabei entsprechende Wertschöpfung generiert und am Ende kann man unsere Produkte auch recyceln.
 
"Wir sehen uns als wichtiger Teil der Wertschöpfungskette Holz und vertreten den gleichen Standpunkt wie die Forstwirtschaft: Effektive Waldbewirtschaftung und die Verwendung von Holz leisten einen wichtigen Beitrag zur Senkung des Kohlendioxids in der Atmosphäre", so Kastner abschließend. (Schluss)
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