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Linz, 26. Mai 2023 (aiz.info)

OÖ Freilandgemüse: Sichere Versorgung mit großer Vielfalt trotz verzögertem Start

Geschmacklich und qualitativ hochwertige Produkte genießen

Im Gegensatz zum vergangenen Frühjahr, in dem die Gemüsebauern im März und April sonnenreiche und warme Bedingungen vorfanden, mussten sie dieses Jahr ab Mitte März wieder jede trockene Stunde für die Saat- und Pflanzarbeiten nutzen. War man von Mitte März bis Ostern froh, den zu gering versorgten Wasserhaushalt der Böden wieder aufgefüllt zu bekommen, so erschwerte die durchschnittlich doppelte Regenmenge im April, kombiniert mit anhaltend niedrigen Temperaturen (kein einziger Sonnentag über 25°C) bis Mitte Mai die Bewirtschaftung der Böden. Mit fast zwei Wochen Verspätung kann aber nun endlich die Freilandgemüsesaison mit einer breiten Palette an geschmacklich und qualitativ hochwertiger Gemüsevielfalt gestartet werden.
 
Der erwerbsmäßige landwirtschaftliche und gärtnerische Gemüseanbau wird in Oberösterreich im Jahr 2023 von 186 Betrieben auf einer Gesamtanbaufläche von etwa 2.053 ha (inkl. Mehrfachnutzung) betrieben. Damit erhöhte sich gegenüber 2022 die Betriebsanzahl der erwerbsmäßigen Gemüseproduzenten in OÖ um zwei Betriebe, allerdings wird aufgrund von zunehmend schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen ein Flächenrückgang um circa 111 ha erwartet. Für die Saison 2023 werden daher bei den rund 80 verschiedenen Gemüsearten zirka 80.000 t Erntemenge mit einem Gesamtproduktionswert von zirka 40 Mio. Euro erwartet.
 
Erfolg durch regionale Vielfalt, vielseitigen Vertrieb und ökologische Produktion
 
"Die Gemüseanbaufläche je Betrieb ist in Oberösterreich mit durchschnittlich knapp 11 ha je Betrieb im Vergleich zu den Hauptgemüseländern in Europa sehr niedrig. Der flächenmäßige Anteil des biologisch produzierten Gemüses nimmt weiter kontinuierlich leicht zu und beträgt mittlerweile in unserem Bundesland stolze 28% bzw. 574 ha. Die Aufteilung von Frischgemüse zu Sauergemüse, das hauptsächlich für die Vertragsproduktion geerntet wird, ist rund drei Viertel zu einem Viertel", erläutert Franz Waldenberger, Präsident der Landwirtschaftskammer (LK) OÖ.
 
Breites oberösterreichisches Anbau-Spektrum
 
"Bei den Hauptgemüsearten über 60 ha Anbaufläche lässt sich erkennen, dass die Kultur Zuckermais in den letzten Jahren in OÖ eine herausragende Entwicklung genommen hat. Eine Änderung des Konsumverhaltens, der Zubereitung (Grillgemüse) und eine relativ einfache Kultivierung (maschinelle Ernte und keine Beregnung erforderlich) machen das möglich. Aber auch Frisch- und Sauerkraut, Karotten, Speisekürbisse und Rote Rüben haben eine steigende wirtschaftliche Bedeutung. Abgenommen haben die Flächen bei Einlegegurken und Eissalat, was auf Marktanteilsverluste an ausländische Mitbewerber zurückzuführen ist", erläutert Waldenberger die Anbautrends.
 
OÖ Gemüsearten mit einer Anbaufläche bis zu 60 ha
 
Bei den Gemüsearten bis 60 ha Anbaufläche in OÖ sieht man, dass Radieschen, Zucchini, Zwiebeln und Knoblauch in den letzten sieben Jahren deutlich an Flächen gewannen, hingegen Bierradi, Chinakohl und Porree spürbare Flächenrückgänge hinnehmen mussten.
 
OÖ Gemüsebauern sichern und bieten Arbeitsplätze
 
Die oberösterreichischen Gemüsebaubetriebe sichern durch ihre Bewirtschaftung und Investitionstätigkeit zirka 800 familieneigene Arbeitsplätze in der Region und beschäftigen zusätzlich rund 1.000 Arbeitnehmer:innen ganzjährig. Sie sichern in den nachgelagerten Bereichen der heimischen Wirtschaft sowie am Dienstleistungssektor weitere rund 1.500 Arbeitsplätze. Weltweit ist der handarbeitsintensive Gemüseanbau auf ausländische Saisonarbeiter und Erntehelfer angewiesen. In Oberösterreich stammen diese hauptsächlich aus den Ländern Ukraine, Kosovo, Rumänien und Polen. Mittlerweile kommen aber auch schon zirka 50 Personen aus Vietnam.
 
Für die Saison 2023 beträgt der OÖ Kollektivvertragslohn bei Saisonarbeitern mit einer Beschäftigungsdauer bis zu max. neun Monaten 1.576 Euro brutto. Auch im zweiten Jahr des Ukrainekrieges kommen viele, hauptsächlich weibliche, ukrainische Saisonarbeitskräfte verlässlich nach Oberösterreich. Seit 21. April 2023 ist der Arbeitsmarkt für registrierte ukrainische Flüchtlinge ohne separate Beschäftigungsbewilligung auch für erstmalig nach Österreich kommende Personen zugänglich. Aufgrund der Befreiung von fast 1.000 anerkannten Stammmitarbeiterinnen und der Nicht-Anrechnung der ukrainischen Flüchtlinge kann mit dem erlassenen Drittstaatskontingent von 1.513 Plätzen für sonstige Drittstaatsangehörige während der Hauptsaison das Auslangen gefunden werden.
 
Gute Zusammenarbeit mit den Behörden
 
In den letzten 15 Monaten gab es durch den Ukrainekrieg und den damit verbundenen neuen Abläufen sowie durch Gesetzesänderungen viele Neuerungen in den Fragen des Aufenthaltes, der Beschäftigung und der Unterbringung bzw. Versorgung und Betreuung von Saisonarbeitskräften und deren Familienangehörigen. In diesem Zusammenhang wollen die Landwirtschaftskammer OÖ und der Verband der Gemüse- Erdäpfel- und Obstbauern insbesondere dem Ausländerinnenfachzentrum des AMS OÖ, der Landespolizeidirektion OÖ, dem Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl in Linz und der Landarbeiterkammer OÖ ihren Dank aussprechen.
 
Pro-Kopf-Verbrauch von Gemüse nimmt kontinuierlich zu
 
"Der Gemüsekonsum in Österreich steigt kontinuierlich. In den Jahren 1994/95 verzehrten die Österreicherinnen und Österreicher im Schnitt 86 Kilogramm Gemüse jährlich, 2014/15 waren es bereits 115,3 Kilogramm und in den Jahren 2021/22 lag der Durchschnittskonsum bei 123,9 Kilogramm. Das ist aus Sicht der Gemüsebauern eine erfreuliche Entwicklung und bedeutet für die Betriebe, dass sie bei entsprechenden konkurrenzfähigen Rahmenbedingungen eine kontinuierliche Betriebsentwicklung erwarten können und sich Investitionen in moderne Maschinen, Bewässerungstechnik, Kühlung und Lagerung etc. auch amortisieren werden. Der Selbstversorgungsgrad bei Gemüse liegt im Durchschnitt (ohne Haus- und Kleingärtenproduktion) aber nur bei 54% und viele auch in Österreich problemlos kultivierbare Gemüsearten werden zum weit überwiegenden Anteil importiert. Hier hat die heimische Landwirtschaft also noch Potenzial und unsere Bäuerinnen und Bauern wollen dies auch ausschöpfen, sofern die Rahmenbedingungen und der Preis für ihre Produkte passen. Für entsprechende agrarpolitische Rahmenbedingungen werde ich mich in meiner Funktion ausdrücklich einsetzen", betont Agrar-Landesrätin Michaela Langer-Weninger.
 
OÖ Gemüsebauern reagieren auf Konsumentenwünsche
 
Die Palette der in OÖ produzierten und saisonal erhältlichen Gemüsearten wächst jährlich. Neue, trendige und klimafitte Früchte, wie z.B. Jungknoblauch, Süßkartoffeln, Edamame (Gemüsesoja), Melonen, Pastinaken oder auch Speisepilze, sind im Anbau immer stärker vertreten. Zunehmend häufiger findet man auch z.B. Romanesco, Mangold, Ingwer oder auch Portulak. Auch eine "belgische Spezialität" den Chicoree gibt es nach circa zehn Jahren Pause auf einem OÖ Bio-Betrieb.
 
Der geschützte Gemüseanbau in Folientunnels und Glashäusern ist in OÖ mit einer Gesamtfläche von etwa 23 ha im Vergleich zu anderen Bundesländern eher untergeordnet, hat sich aber durch den Neubau eines großen Betriebes mit 11 ha im Jahr 2022 fast verdoppelt. Hier werden hauptsächlich Tomaten, Gurken, Paprika, Pfefferoni, verschiedene Melanzani, eine große Sortenauswahl an würzigen bis scharfen Chilis und in den Wintermonaten viele temperaturbeständige Blattgemüse und Kräuter geerntet.
 
Die Anbauschwerpunkte in OÖ liegen bis dato deutlich bei den Kohlgemüsen, den Salaten, den Gurkengewächsen und den Wurzelgemüsearten. Innerhalb von Österreich sind die OÖ Gemüseproduzenten beim Anbau von z.B. Frisch- und Sauerkraut, Broccoli, Kopf- und Eissalat, Feld-, Senf- und Einlegegurken, Roten Rüben, Sellerie, Spargel, Speisekürbis, Zucchini und Zuckermais marktführend bzw. marktbedeutend.
 
Angebot und Nachfrage - Konsument und Produzent im Schulterschluss
 
Zu Saisonbeginn sind die ersten Erntemengen traditionell geringer. Deshalb findet man im Supermarkt oft noch Frischgemüse aus südlicheren Ländern, welches das heimische Angebot in der Startphase häufig bremst bzw. zurückhält. Das heimische Angebot verdoppelt sich von Mai bis Mitte November (Beginn Wintergemüsezeit) von circa 40 Gemüsearten auf rund 80 Gemüsearten.
 
"Jeder bewusste Griff zum Gemüse aus OÖ ist eine aktive Boden- und Klimaschutzmaßnahme sowie eine Stärkung der heimischen Betriebe und langfristig der Versorgungssicherheit mit leistbarem Gemüse aus der Region. Wir freuen uns über die Meinungen unserer Konsumenten und tauschen uns über das soziale Netzwerk Facebook gerne aus. Besuchen Sie uns daher auf https://www.facebook.com/gemueselust", betont Ewald Mayr, Obmann des Verbandes der Gemüse-, Erdäpfel und Obstbauern OÖ, GEO_OÖ.
 
Ab jetzt ist die volle Gemüsevielfalt erhältlich
 
Die vielseitige Auswahl aus dem Frühjahrsangebot bringt rege Abwechslung in den Speiseplan und lässt den Gemüsegenießer bereits aus dem Vollen schöpfen. Zarte Blattgemüse wie Kopfsalat, Lollo Rosso, Lollo Bionda, Bologneser und verschiedene Pflücksalate sowie Rucola und junger Mangold und Spinat können bald genossen werden. Feine Kohlgemüse wie der Kohlrabi, das Frühkraut und der Frühkohl ergänzen das gesunde Angebot. Auch Karfiol und Brokkoli sind ab sofort erhältlich. Frisches Wurzelgemüse wie Radieschen, Mairübchen und der OÖ Bierrettich sollten bei keiner Jause fehlen. Beim Fruchtgemüse werden erste Zucchini in diesen Tagen geerntet und Feldgurken kommen Ende Mai hinzu. Feingemüse wie der weiße und grüne Spargel, die Jungzwiebel, der aromatische junge Knoblauch und Rhabarber sowie Heil- und Gewürzkräuter wie Schnittlauch, Petersilie, Dill, Minze, Melisse, Borretsch, Salbei, Oregano, Thymian, Basilikum, Rosmarin, Liebstöckel und Estragon runden das vitaminreiche Angebot ab. Dazu passen schon bald die "Jungen Eferdinger". Die Ernte der Früherdäpfel oder feinen "Heurigen" wird mit Folien und Vliesen verfrüht und beginnt auf Feldern mit sandreichen Böden in zirka zwei Wochen.
 
Vermarktung ist gut aufgestellt
 
Die Gemüsevermarktung ist in OÖ gut aufgestellt. Neben der Belieferung des Lebensmitteleinzelhandels bis hin zur dezentralen Ab-Hof-Vermarktung und den modernen Selbstbedienungsautomaten gibt es auch eine Vielzahl an spezialisierten Lieferdiensten und Serviceanbietern für Großküchen. Weitere Informationen zum Thema Gemüse gibt es auf der Homepage www.gemueselust.at. (Schluss)
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